Jetzt also Ancona. Sprachlos stehen wir am Fähranleger und schauen der Fähre nach Split hinterher, die sich zügig der Hafenausfahrt nähert. Kleine Wellen schlagen noch gegen die Kaimauer. Aber wenn sich so ein Kahn mal in Bewegung gesetzt hat, kommt er nicht zurück – nur weil zwei Reisende in der Zollkontrolle vergessen wurden. Es ist acht Uhr abends. Das Hafenpersonal macht sich bereit für den Feierabend. Die Zollbeamten schauen verlegen, bevor sie ihre Schalter dicht machen. Da fährt erst mal nichts mehr.
Was nun? Die kleine Hafenstadt Ancona an der italienischen Adriaküste ist kein Touristenmagnet. Wer hier per Bahn oder Auto herkommt, begibt sich meist direkt auf ein Schiff Richtung Kreta oder Kroatien. Die schöne Altstadt, die sich neben dem Hafen den Hügel hinaufzieht, besuchen nur wenige. Vor allem Studenten und Einheimische trifft man abends auf der Piazza del Plebiscito. Wir bummeln durch die engen Gassen und lassen uns schließlich in einer kleinen Vinothek nieder. Eigentlich möchten wir nur einen Aperitif trinken. Aber dann bleiben wir einfach sitzen – zwischen Familien, Geschäftsleuten und Menschen, die vom Einkaufen kommen. Der Kellner verteilt Kerzen. Aus dem Aperitif wird ein Abendessen. Der Ärger über die Fährgesellschaft hat sich längst gelegt. Ohne ihre Mithilfe hätten wir Ancona nicht kennengelernt.
Per Schiff durch die Inselwelt
Als die Fähre nach Split am nächsten Abend den Hafen verlässt, ist die Sonne über der Adria bereits untergegangen. Wir stehen an Deck und genießen in der Abenddämmerung einen letzten Blick auf die Altstadt.
Als wir am nächsten Morgen aus dem Fenster der Kabine schauen, sehen wir viele kleine Inseln – bewohnt oder unbewohnt, mit oder ohne Leuchtturm, karg oder bewaldet – die ganze Inselwelt Dalmatiens einmal im Schnelldurchlauf. Jetzt also Kroatien.
Zurück fahren wir zwei Wochen später mit dem Bus von der Küste nach Zagreb. Hier würden wir auch gerne mal stranden. Die kroatische Hauptstadt vibriert vor Lebendigkeit. Aber hier geht es zügig weiter: Schon am Abend beziehen wir eine gemütliche 2-Bett-Kabine im Nachtzug nach München. Eine lange Reise? Wir möchten keine Minute davon missen.