Wonach suchst du?

Zwei Radfahrerinnen sitzen unter einem Sonnenschirm in einem Café

Gemeinsam ist man weniger allein: Mit Freundin Martina im Café direkt am Rhône-Radweg / © Katharina Garus

Mit dem Rad nach Mallorca: Immer ein Gewinn

von Katharina Garus

Erst gemeinsam, dann allein: Bei ihrer Radreise nach Mallorca hat Anderswo-Redakteurin Katharina Garus Gesellschaft und Alleinsein perfekt kombiniert. Von Köln ging es auf zwei Rädern nach Toulon und von dort mit der Fähre nach Mallorca.

Ab hier geht es jetzt allein weiter. Eben habe ich meine Freundin Martina am Bahnhof Lyon-Saint Exupéry verabschiedet. Wir haben noch gemeinsam ihr Rad verpackt, dann ist sie in den Zug nach Paris gestiegen – und ich wieder aufs Rad. Während ihr Weg Richtung Norden nach Hause führt, radle ich weiter gen Süden. Nach Mallorca.

Aufgebrochen sind wir gemeinsam vor fünf Tagen in Köln. Nach Toulon an der französischen Mittelmeerküste soll es gehen und dort auf die Fähre nach Mallorca­. Das Ziel: meine Lieblingsinsel möglichst nachhaltig zu erreichen. Die rund 1.300 Kilometer will ich in neun Tagen zurücklegen. Schließlich soll noch genug Zeit für einen entspannten Urlaub auf Mallorca bleiben. Mein Training als Radsportlerin ist Basis und Voraussetzung dafür, dass der Plan aufgeht.
Als ich im Freundeskreis von meinen Reiseplänen erzähle, freue ich mich sehr, dass Martina mich zumindest auf einem Teil der Strecke begleiten möchte. Wer hat schon Freund*innen, mit denen man Tagesetappen von 150 Kilometern und mehr fahren kann! Der Plan steht: gemeinsam bis Lyon, allein weiter bis Toulon.

Allein auf Radtour

Nachdem ich Martina am Bahnhof in Lyon eine gute Heimfahrt gewünscht habe, bin ich ein bisschen wehmütig. Die gemeinsamen Tage waren schön und voller Erlebnisse. Martinas perfektes Französisch hat es mir außerdem erspart, mein Schulfranzösisch hervorzukramen. Mäßig motiviert schwinge ich mich wieder auf mein Rad. Das Wetter verbessert meine Laune nicht gerade: Während wir an den ersten Tagen viel Sonne und Temperaturen über 30 Grad hatten, regnet es heute zum ersten Mal. Ich flüchte mich in eine kleine Boulangerie und bestelle Café au Lait und Pain au chocolat. Leider weint der Himmel danach immer noch. Auch der Blick aufs Regenradar macht mir keine Hoffnung. Also bestelle ich einfach das Gleiche noch mal. Zu zweit hätten wir uns jetzt gegenseitig motiviert, denke ich, während ich dann doch die immer noch nasse Regenjacke wieder anziehe und mich vor die Tür wage.

Auf dem Rhône-Radweg

Als ich auf dem Rhône-Radweg ankomme, wird das Wetter langsam besser. Ich entscheide spontan, einen Abstecher in den Naturpark rund um den Mont Pilat einzubauen. Dazu muss ich das Rhône-Tal verlassen und noch schnell 400 Höhenmeter bewältigen – auf den letzten zehn Kilometern des Tages. In Begleitung hätte ich das vermutlich gar nicht erst vorgeschlagen. Es fährt nicht jede*r so gerne Berge wie ich, noch dazu mit Gepäck. So genieße ich es, in meinem ganz persönlichen Tempo das traumhafte Sträßchen hinauf in den Naturpark zu kurbeln.

Im Bed & Breakfast „L'espace-temps“ in Saint-Appolinard, wo ich mich für die Nacht eingemietet habe, komme ich endgültig nicht mehr drumherum, mein Französisch auszupacken. Meine Gastgeberin Patricia macht es mir aber einfach: Erst tischt sie mir ein fantastisches Drei-Gänge-Menü inklusive sportlerfreundlichem alkoholfreiem Wein auf, dann lobt sie mein „hervorragendes Französisch“. Auch wenn ich ihr das nicht ganz abnehme, diskutiere ich schnell mit ihr über Kirche, Kultur und Kulinarik, über Armut in französischen Großstädten, Olympische Spiele in Paris und internationale Politik. Auch die Gastgeber*innen in den Unterkünften davor waren offen und freundlich. Aber da haben wir uns dann doch meist zu zweit unterhalten – und natürlich auf Deutsch.

Mont Ventoux, je viens!

Die große Freiheit, zu jeder Minute des Tages tun und lassen zu können, was ich will, lebe ich am vorletzten Tag meiner Reise noch einmal so richtig aus: Ich erfülle mir den lang gehegten Wunsch, einmal über den Mont Ventoux zu radeln. Mit Gepäck, 1.500 Höhenmeter extra – egal. Es ist fantastisch!

Mal was Neues ausprobieren, kurz mal den Plan ändern – ich bin überrascht, wie leicht mir das fällt, wenn ich nur für mich allein entscheiden kann. Was zu zweit einfacher ist: sich gegenseitig zu motivieren, wenn es stundenlang regnet, vernünftig bleiben, wenn Panik aufkommt (zum Beispiel, weil man die Fähre verpassen könnte), einen Plan einhalten, für den man sich gemeinsam entschieden hat.

Mallorca habe ich jedenfalls in bestem Trainingszustand erreicht und die Touren dort ganz bewusst mal allein und mal in Gesellschaft genossen.

Reiseveranstalter

Du möchtest ebenfalls per Rad einmal quer durch Europa reisen? Spezialisierte Radreiseveranstalter planen die Tour für dich vor und buchen auch schon mal die Übernachtungen, so dass du dich ganz auf die sportliche Leistung konzentrieren kannst:

Auf Frankreich spezialisiert ist der Radreiseveranstalter Bike Frankreich.

Viele Touren vor allem in Frankreich, Spanien und Portugal – per Mountainbike, Renn- oder Trekkingrad – bietet der Radreiseveranstalter Vuelta Reisen

Mit der Fähre nach Mallorca

Die Fähre Toulon (Frankreich) – Alcudia (Mallorca) verkehrt drei mal pro Woche. Die Verbindung wird angeboten von Corsica Ferries. Eine Überfahrt für eine Person inklusive Fahrrad gibt es, wenn man früh bucht, bereits ab 23 Euro. Mit Kabine kostet die Fahrt mindestens 50 Euro.

Die Überfahrt dauert um die 12 Stunden, je nachdem, zu welcher Uhrzeit man fährt. Es gibt auch Nachtfähren, die pünktlich zum Café con leche auf Mallorca ankommen.

Ebenfalls ohne Flug und via Marseille und Toulon ist unser Autor Wolfgang Strasdas gereist: nach Mallorca per Bahn und Fähre