Wonach suchst du?

Eine Radfahrerein steht auf einem ausgesetzten Felsen im Nebel

Von Fernsicht keine Spur auf dem Weg zum Gipfel des Vršič im Nationalpark Triglav in Slowenien / © Katharina Garus

Bikepacking: Mit leichtem Gepäck Europa entdecken

von Katharina Garus

Rad, Zelt und Muskelkraft – viel mehr braucht es nicht für ein Bikepacking-Abenteuer. Vielleicht noch ein bisschen Mut und im Idealfall gutes Wetter. Wir verraten dir, wie dein Bikepacking-Trip zum Erfolg wird.

Einen „herrlichen Rundumblick auf die umliegenden Berge“ hatte komoot uns über den Aufstieg zum 1.737 Meter hohen Gipfel des Vršič verheißen – auf die Felswände des Prisank-Massivs und in der Gegenrichtung auf das Massiv um Mojstrovka sowie nach Süden auf dessen Ausläufer und das Tal hinunter nach Kranjska Gora. Und was sehen wir: dichten Nebel und maximal ein paar Baumspitzen, die die Nebelwand durchstoßen. 

Auch wenn wir uns die Belohnung unserer kräfteraubenden Kurbelei im Nationalpark Triglav in Slowenien etwas anders vorgestellt hatten: Das Wetter auf einer Bikepacking-Tour können wir nicht beeinflussen. Alles andere, was zum Erfolg eines Bikepacking-Abenteuers beiträgt, aber schon – von der Anreise über die Routenwahl bis zur Planung und der Packliste. 

Was ist Bikepacking? 

Bikepacking bezeichnet eine Form des Radreisens, bei der das Gepäck direkt am Fahrrad befestigt wird – meist in leichten, schlanken Taschen an Sattel, Lenker und Rahmenrohr. Es wird bewusst auf klassische Gepäckträger und vollgestopfte Packtaschen verzichtet, um Gewicht zu sparen und die Beweglichkeit zu erhöhen. Im Vordergrund steht der minimalistische Ansatz „Weniger ist mehr“. Weniger Gepäck ist mehr Abenteuer, weniger Gewicht bedeutet mehr Fahrspaß.

Aber natürlich gilt beim Bikepacking wie überall im Leben: Nicht alles muss streng nach Lehrbuch erfolgen – zumal es ein offizielles Lehrbuch fürs Bikepacking eh nicht gibt. Daher: Wer lieber mit Rucksack fährt oder doch auf bewährte Fahrradtaschen am Gepäckträger zurückgreift, darf das natürlich tun. Wichtig ist, dass die Ausrüstung zu den eigenen Bedürfnissen passt und das Radfahren nicht zur Schlepperei wird.

Letzteres ist wichtig, weil man beim Bikepacking tendenziell weniger auf gut ausgebauten Radwegen unterwegs ist als vielmehr auf naturnahen Wald- und Schotterpisten oder kleinen Trails. Die Abenteuerfreude und Naturverbundenheit gehört zur DNA eines ausgewiesenen Bikepackers. Aber auch hier gilt natürlich: Die Regeln bestimmst du selbst!

Der Minimalismus bezüglich des Gepäcks schlägt sich auch in der Unterkunftswahl nieder. Wer beim Bikepacking ganz autark unterwegs sein will, der schläft im Zelt oder in der Hängematte. Für das legale Wildcampen gibt es diverse Optionen. Wer es komfortabler mag, bucht feste Unterkünfte und findet unter anderem bei unseren Blauen Schwalben viele fahrradfreundliche Häuser. Charakteristisch fürs Bikepacking ist in jedem Fall die Etappenreise – also jeden Tag eine neue Strecke, statt an einem Ort zu bleiben. Andernfalls würde beim Bikepacking ja das „Packing“ fehlen.

Ist Bikepacking nachhaltig?

Bikepacking ist nicht nur abenteuerlich und individuell – es ist auch eine sehr nachhaltige Art zu reisen. Der Verzicht auf motorisierte Fortbewegung während des Urlaubs reduziert die CO2-Emissionen auf ein Minimum. Wer mit dem Rad unterwegs ist, bewegt sich klimafreundlich fort, verbraucht kaum Ressourcen und hinterlässt einen kleinen ökologischen Fußabdruck. 

Das fängt allerdings schon bei der Anreise an. Besonders praktisch hierbei: Wer mit dem Rad per Bus und Bahn anreist, schlägt zwei Fliegen mit einer Klappe: Zum einen reduziert man auch hierbei die Emissionen auf ein Minimum. Und zum anderen kann man Start- und Zielort unabhängig voneinander planen und hat so viel mehr Möglichkeiten bei der Routenwahl. 

Gleichzeitig ermöglicht das Bikepacking direkten Kontakt zu Natur und Kultur und fördert regionales Wirtschaften: Wer unterwegs lokal einkauft oder in kleinen Unterkünften übernachtet, unterstützt Menschen und Betriebe vor Ort. Daher ist Bikepacking eine von vielen inspirierenden Möglichkeiten, nachhaltig zu reisen: entschleunigt, individuell, klimaschonend.

Overnighter – der perfekte Einstieg ins Bikepacking

Ein besonders guter Einstieg in die Welt des Bikepackings ist ein Overnighter – also eine zweitägige Radreise mit einer Übernachtung. Dieses Mikroabenteuer eignet sich ideal, um Ausrüstung, Packweise und persönliche Komfortgrenzen zu testen. Den Overnighter startest du unkompliziert an der eigenen Haustür und radelst los ins heimische Umland. Eine Nacht außer Haus schlafen und am nächsten Tag schon wieder im heimischen Bett – ein Overnighter lässt sich leicht in den Alltag integrieren und bietet eine perfekte Vorbereitung auf längere Bikepacking-Touren.

Das richtige Rad fürs Bikepacking

Die meisten Bikepacker sind mit einem MTB- oder Gravelbike unterwegs. Die Räder haben den Vorteil, dass sie robust und dabei dennoch relativ leicht sind (Stichwort Fahrspaß). Es muss aber kein Highend-Bike sein – ein stabiles Trekkingrad mit breiteren Reifen reicht genauso. Hauptsache, du fühlst dich wohl und kommst auch auf Schotter und Waldwegen klar.

Die richtige Ausrüstung fürs Bikepacking

Wer mit dem Rad auf Reisen geht, für den gibt es eine wichtige Packregel: So wenig Gepäck wie möglich! „Taschen statt Taschenberge“ lautet das Motto. Je weniger Ausrüstung du dabeihast, desto mehr Spaß wirst du auf der Tour haben. Versprochen! Denn jedes Kilo Gewicht muss mit jedem Pedaltritt bewegt werden. Und dabei zählt wirklich jeder Gegenstand. Ja, jeder! Kleine(re) Packtaschen helfen bei der Disziplin, wirklich nur das einzupacken, was man braucht. Und das ist gar nicht so viel: 

Zur Packliste

Alles, was du mehr einpackst, ist nicht unbedingt nötig, kann aber natürlich für dich persönlich wichtig und wertvoll sein. Auch deine Urlaubsdestination und die Reisedauer können das ein oder andere überflüssig machen. Aber denk dran: So wenig wie möglich! Denn der Luxus in den Packtaschen wird beim Bikepacking schnell zum lästigen Ballast.

Die richtige Route fürs Bikepacking

Eine Route hilft – aber unser Tipp: bleib flexibel. Oft ergeben sich spontan schöne Abstecher, Tipps von Einheimischen oder ein besonders schöner Zeltplatz. Außerdem macht es oft mehr Spaß, sich einfach treiben zu lassen, als stupide einem Ziel entgegenzufahren. 

Doch wir haben alles für dich parat: von erster Inspiration bis konkreter Planungsunterstützung. Vom Halden-Hopping im Ruhrgebiet über die Alpenüberquerung per Velo bis zu unseren Blaue Schwalbe-Touren

Ganz viel Inspiration findest du auch auf www.bikepacking.com (auf Englisch)

Also: Rad aufpumpen, Taschen packen – und los!

Interview: Drei Fragen an die Bikepacking-Expertin

Anderswo-Redakteurin Katharina ist leidenschaftliche Bikepackerin. Sie verrät uns ihre besten Tipps für alle, die ihre erste Tour planen.

Worauf sollte man bei der Vorbereitung besonders achten?

Auf Basis einer ehrlichen Einschätzung der eigenen Kondition ist es wichtig, realistisch zu planen – was die Länge der Etappen, das Höhenprofil und das Gelände angeht. Wer im Alltag eher auf Radwegen fährt, sollte nicht unterschätzen, wie anstrengend es ist, mit Gepäck auf losem Schotter oder kleinen Trails unterwegs zu sein. Mehr Spaß hat man am Ende definitiv, wenn man sich konditionell eher unter- als überfordert.

Außerdem empfehle ich jedem Bikepacking-Newbie, wirklich minimalistisch zu packen und eine Probetour machen – am besten mit bepacktem Rad. Ein Overnighter am Wochenende ist ideal, um Ausrüstung und Abläufe zu testen. Und: Eine gute Navigation mit Offline-Karte oder App gehört von Anfang an dazu.

Was ist die größte Herausforderung beim Bikepacking?

Ehrlich gesagt: gut zu schlafen und genug zu essen. Auch wenn sich meine notorische Angst, auf der Radreise zu verhungern, noch nie bewahrheitet hat, ist es extrem wichtig, rechtzeitig Pausen zu machen und Kalorien nachzulegen – sonst ist irgendwann der biologische Akku leer und es geht nichts mehr. 

Und beim Thema Übernachten braucht es ein bisschen Erfahrung: Wo darf ich mein Zelt aufstellen? Ist der Platz geschützt, eben, trocken? Ich habe meine Ausrüstung mehrfach optimiert, damit ich nachts warm, bequem und (halbwegs) gut schlafe. Da führt an persönlicher Erfahrung kein Weg vorbei. Und so oder so freue ich mich nach einer Bikepacking-Tour immer am meisten auf das eigene Bett zuhause.

Was ist der wichtigste Tipp für Anfänger*innen?

Fangt klein an – wirklich! Lieber drei entspannte Tagesetappen mit Zeit für Abstecher, als sich mit einer Alpenüberquerung zu überfordern. Und: Verabschiedet euch vom Gedanken, dass alles perfekt laufen muss. Bikepacking ist nie nur Fortbewegung – es ist immer auch Improvisation, Begegnung, Naturerlebnis. Aber fangt an – traut euch – es macht einfach irre viel Spaß!

 

Nachhaltig reisen – auch beim Bikepacking

Anreise: Wenn du mit dem Zug anreist, bist du nicht nur emissionsarm unterwegs, sondern kannst Start und Ziel deiner Tour auch besonders flexibel planen. Auch einige Nachtzüge nehmen inzwischen Fahrräder mit.

Unterkunft mit Haltung: Nutze das Anderswo-Verzeichnis der Blauen Schwalbe-Unterkünfte. Wer sich für eine Nacht in freier Natur entscheidet, sollte besonders rücksichtsvoll agieren: keine Spuren hinterlassen, kein offenes Feuer, keine Lärmbelästigung und nur dort campieren, wo die Natur nicht beeinträchtigt wird. Im Zweifel lieber auf einen kleinen, naturnahen Campingplatz oder eine nachhaltige Unterkunft ausweichen. Hier findest du Tipps zum legalen Wildcampen

Respekt vor Natur & Menschen: Biwakieren nur dort, wo es erlaubt ist; kein Lärm, kein Feuer, kein Müll

Essen & Trinken: Lokale Küche nutzen, Müll vermeiden, Leitungswasser statt Einweg-Plastikflaschen

Navigation beim Bikepacking

Eine gute Navigation ist beim Bikepacking das A und O – besonders, wenn du abseits klassischer Routen unterwegs bist. Digitale Tools wie Komoot, Ride with GPS, Outdooractive oder Maps.me ermöglichen eine detaillierte Tourenplanung inklusive Höhenprofil, Untergrundtyp und Übernachtungsmöglichkeiten.

Wichtig: Immer auch eine Offline-Version der Route speichern oder ausdrucken – denn Empfang gibt’s nicht überall. Zusätzlich lohnt es sich, wichtige Punkte wie Wasserquellen, Supermärkte oder Campingplätze in der Karte zu markieren.

Sicherheit & Notfalltipps

Sicherheit hat auch beim minimalistischen Bikepacking ihren Platz. Ein gut ausgestattetes Erste-Hilfe-Set gehört ebenso ins Gepäck wie eine Stirnlampe, Multitool und eine Notfallpfeife. Informiere dich vorab über Notrufnummern und medizinische Versorgung in der Region. In abgelegenen Gebieten kann eine Offline-Karte oder ein GPS-Gerät mit SOS-Funktion hilfreich sein.

Trage immer ein Licht (auch tagsüber bei wechselndem Wetter) und reflektierende Elemente an Kleidung oder Gepäck. In heißen Regionen sind Sonnenschutz und ausreichende Wasservorräte essenziell – in kalten Gegenden auch ein Notfall-Biwaksack oder extra Wärmeschicht. Und: Vorher einer Vertrauensperson grob sagen, wo du unterwegs bist – sicher ist sicher.

Service: Deine Bikepacking-Packliste

In der praktischen Anderswo-Packliste findest du alles, was du wirklich brauchst – nicht mehr und nicht weniger.

Weitere Informationen

Tipps zur umweltschonenden Ausübung des Bikepackings findest du auch beim Verein Bikepacking Deutschland e. V.  

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