Wonach suchst du?

Vor dem blauen Wagon eines Nachtszugs von ÖBB Nightjet laufen am Bahngleis mehrere Reisende mit Koffern entlang.

Nachtzüge bieten eine bequeme Möglichkeit, lange Strecken zu überwinden und gleichzeitig Geld und Zeit zu sparen. Reisende gelangen im Schlaf an ihr Ziel und können den Tag optimal nutzen. / © ÖBB/Harald Eisenberger

Im Nachtzug durch Europa

von Regine Gwinner

Nachdem sie fast aus den Fahrplänen verschwunden waren, erleben Nachtzüge ein Comeback. Entdecke Europa mit dem Nachtzug!

Es ist nicht zu übersehen: Nachtzüge sind plötzlich wieder geschäftsfähig. Nachdem im vergangenen Jahrzehnt ein Zug nach dem anderen aus dem Verkehr gezogen wurde, tauchen in den letzten Monaten laufend neue Angebote und Ankündigungen auf: Berlin-Paris, Köln-Kopenhagen, Wien-Paris, Amsterdam-Venedig, Zürich-Rom, München-Villach, Prag-Zagreb, München-Bukarest…

Nachtzugnetz verbindet europäische Metropolen

Doch trotz Angebotsausbau sind die Nachtzüge noch keine ernsthafte Konkurrenz für den Flugverkehr. Aber sie sind das Rückgrat eines europäischen Bahnreisesystems, da man per Nachtzug lange Strecken im Schlaf zurücklegen kann. Bei einer Geschwindigkeit von 200 km/h und mehr kommt man über Nacht locker von Berlin nach Rom oder von Paris nach Budapest – ohne Verlust an Urlaubstagen und ohne nervige Wartezeiten beim Ein- und Auschecken.

Mehr Komfort und Transparenz

Je dichter das Nachtzugnetz, desto einfacher ist es, eine lange Strecke in Europa per Bahn zurückzulegen – bequem, direkt und zu transparenten Preisen. Auch die Qualität beim Nachtzugreisen soll steigen. Wo bisher oft alte Waggons zum Einsatz kamen, wird jetzt endlich wieder in neues Wagenmaterial investiert. Die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) haben für 2022 immerhin dreizehn neue Wagengarnituren versprochen. Sie sollen auf den Strecken von Wien und München Richtung Italien (Mailand, Venedig und Rom) rollen und dabei dank moderner Rolltechnik und gemütlicher Innenausstattung für erholsamen Schlaf sorgen.

Angebote und Preise

Ebenfalls neu: Immer mehr private Bahnunternehmen interessieren sich für das Nachtzuggeschäft. Hinter dem Alpen-Sylt-Nachtexpress (2023 leider eingestellt) stand beispielsweise ein kanadisches Unternehmen, das bereits den Autozug nach Sylt betreibt und hier eine lukrative Erweiterung seiner Geschäftstätigkeit in Deutschland sah. Und auch wenn das Unternehmen den Alpen-Sylt-Nachtexpress vorerst eingestellt hat: Sollte sich die Renaissance des Nachtzugs fortsetzen, ist der Mythos vom unrentablen Nachtverkehr, den vor allem die Deutsche Bahn lange gepflegt hat, endgultig vom Tisch.

Eine weitere hoffnungsvolle Nachricht: Die beteiligten  Bahngesellschaften denken darüber nach, die Nachtzuge zu einem ganz normalen Teil des Tarifsystems zu machen. Das heißt: ein Ticket für die gesamte Bahnreise inklusive aller Umstiege und benutzter Züge. Dennoch bleiben Angebots- und Preisgestaltung – positiv formuliert – vielseitig. Jeder Betreiber hat ein eigenes Preissystem und eigene Angebotskategorien. In vielen Nachtzügen kann man je nach Geldbeutel wählen, ob man ein Abteil allein, zu zweit, mit Fremden oder Freunden belegen möchte. Außerdem gibt es Schlaf- oder Liegewagen sowie Sitzplätze für die Nacht. Entsprechend vielfältig sind die Preise: Ein Platz im 6er-Liegeabteil kostet um die 50 Euro. Der Schlafwagen für ein bis zwei Personen pro Kopf ungefähr doppelt so viel – etwa der Preis einer Hotelübernachtung.

Über Nacht zu reisen punktet auch beim Erlebniswert. Zwei Studentinnen haben den Test gemacht und sind für Anderswo über Nacht mit Zug und Fähre nach Sardinien gereist. Ihre Geschichte gibt es zum Nachlesen in der Ausgabe 2022 der Anderswo.

Reiseplanung

Mehr Informationen zu Reiseplanung, Zugverbindungen quer durch Europa und zu Sparangeboten gibt es unter Anreise – Zügig durch Europa.

Auf der Nachtzugkarte kann man sich interaktiv alle bestehenden und geplanten Nachtzugverbindungen in Europa anzeigen lassen.

Eine gute Beratung und Hilfe beim Ticketkauf gibt es auch bei der Bahnagentur Gleisnost.