Seit dem 10. Dezember 2023 fährt ein Nachtzug der DB in Kooperation mit der ÖBB drei Mal die Woche zwischen Berlin und Paris. Ab Ende 2024 sollen die Nachtzüge sogar täglich fahren.
Es ist sehr schön und auch überfällig, dass nach 10 Jahren wieder die beiden Hauptstädte Berlin und Paris mit einer direkten Bahnverbindung verbunden sind. Gerade in den heutigen Zeiten, wo durch die vielen Zugverspätungen viele Anschlüsse nicht erreicht werden, haben Direktverbindungen einen hohen Wert.
Verbindung der größten Städte Mitteleuropas
Immerhin sind Berlin und Paris die beiden größten Städte Mitteleuropas und mit 900 km eigentlich gar nicht so weit voneinander entfernt. Mit 14 Stunden Fahrzeit kommt der Zug somit auf 65 km/h. Tatsächlich fährt er natürlich schneller, da er ja nicht der Luftlinie nach fährt. Aber in Zeiten von Hochgeschwindigkeitszügen mit bis zu 350 km/h und Zuggeschwindigkeiten von 200 km/h vor 80 Jahren ist er doch bemerkenswert langsam. Somit ist die Abfahrtzeit für einen Nachtzug mit 20.15 Uhr in Berlin und 19.15 Uhr in Paris relativ früh und die Ankunftszeit in Paris mit 10.24 Uhr und in Berlin mit 9.15 Uhr relativ spät. Für Reisende, die nur Paris bzw. Berlin besuchen wollen, ist das letztlich egal.
Umsteigemöglichkeiten in Paris
Für Reisende ab Berlin wird nach Ankunft des Nachtzuges in Paris durch das französische Hochgeschwindigkeitsnetz am selben Tag fast alle Ziele in Frankreich erreicht. Das war bisher mit einer Umsteigeverbindung mit Start in Berlin am frühen Morgen nur bei den großen französischen Städten an den TGV-Linien möglich. Jetzt erreicht man auch gut Bahnhöfe an den Nebenstrecken.Bei allen Verbindungen über Paris ist der Nachteil, dass dort fast immer mit öffentlichem Nahverkehr der Bahnhof gewechselt werden muss und man dadurch auch 1-2 Stunden verliert.
Der Nachtzug hält auch in Strasbourg (bei der Hinfahrt bereits um 5.45 Uhr). Dort besteht eine sinnvolle Anbindung in Richtung Marseille und Montpellier sowie mit etlichen (6-7h) Stunden Wartezeit auch in Richtung Nizza und Bordeaux. Ab Montpellier gibt es dann mit knappen 20min Umsteigezeit sogar einen Anschluss nach Barcelona (Ankunft dort um 16.30 Uhr). Eigentlich eine attraktive Verbindung, wenn keine Verspätungen eintreten. Durch die Reservierungspflicht in französischen und spanischen Fernzügen kann man dann leider nicht in so einen Fall einfach einen Zug später nehmen.
Noch Luft nach oben
Profitieren von der neuen Linie werden in Deutschland hauptsächlich Reisende aus Berlin/Brandenburg (Startbahnhof Berlin), Sachsen und Sachsen-Anhalt (Halt in Halle) und bedingt auch Thüringen (Halt in Erfurt; bei der Fahrt von Paris nach Berlin allerdings schon um 5.45 Uhr).
Mit drei Verbindungen in der Woche je Richtung ist da noch Luft nach oben. Eine tägliche Verbindung scheitert wohl derzeit am Mangel an geeigneten Fahrzeugmaterial und langen Lieferzeiten für Neufahrzeugen.
Die Nachtverbindung hat keine Fahrradmitnahmemöglichkeit. Auch das liegt wohl am Mangel an geeigneten Fahrzeugmaterial. Gerade Richtung Paris schaut es derzeit insgesamt recht mau aus, was Fahrradmitnahme betrifft, und ist nur mit mehrmaligen Umsteigen über Strasbourg möglich. Eine Direktverbindung Berlin-Paris mit Fahrradmitnahme wäre da ein sehr wertvolles Angebot.
Eine andere für Süddeutsche neue Nachtverbindung geht derzeit etwas unter. Der bisherige Nachtzug Graz-Wien-Krakau-Warschau startet seit Fahrplanwechsel ab München und fährt über Wien nach Krakau und Warschau. Bisher gab es in dieser Relation nur Verbindungen mit Umsteigen in Wien, Prag oder Berlin.
Karsten Liebster