Welches Rad für welche Strecke? Was muss in die Gepäcktaschen? Wie gestaltet ihr den Weg nach Hause am besten? Wir haben wichtige Infos rund um Alpenüberquerungen mit dem Rad.
Egal, ob ihr auf der Suche nach sportlichen Herausforderungen oder nachhaltigen Reisemöglichkeiten seid, Alpenüberquerungen mit dem Rad werden immer beliebter. Von Deutschland aus eigener Kraft bis nach Italien, Slowenien oder sogar an die Adria zu fahren, ist ein Traum vieler – doch welches Rad passt zu welcher Überquerung? Was darf im Gepäck nicht fehlen? Wir haben das Wichtigste für euch zusammengefasst:
Gravelbike, Rennrad, Mountain- oder Trekkingbike?
Die Entscheidung für ein Fahrrad bestimmt einerseits die Route, die ihr wählt, andererseits auch euer Fitnesslevel. Ein E-Bike ermöglicht es euch, mehr Strecke pro Tag zurückzulegen, gleichzeitig sollten Routen mit E-Bike möglichst ohne Schiebestrecken geplant werden - das Gewicht dieser Räder dürft ihr nicht unterschätzen. Die Wegbeschaffenheit der Strecke ist natürlich ein entscheidender Punkt für die Rad-Wahl. Bei der Wahl eines Rennrades schließt ihr Schotter- und Feldwege von eurer Routenplanung aus. Aber was ist nun der Unterschied zwischen Trekking-, Gravel,- und Mountainbike?
Mit dem Trekkingrad über die Alpen
Wer sich für eine Alpenüberquerung mit dem Trekkingrad entscheidet, wählt Komfort über Geschwindigkeit. Dank der aufrechten Haltung, die ihr auf diesem Rad einnehmt, könnt ihr angenehm lange Tage auf dem Rad verbringen. Außerdem kommt ihr auf asphaltierten sowie Schotterstraßen gut voran und seid daher in eurer Routenwahl wenig eingeschränkt. Für eine Langstreckenfahrt ist außerdem von Vorteil, dass euer Fahrrad viele Möglichkeiten zur Gepäcksverstauung bietet. Zu unseren Streckentipps für eine Alpenüberquerung mit Trekkingrad gehören:
Der Ciclovia Alpe Adria Radweg
Wahrscheinlich auch unter dem Alpe-Adria-Trail bei Wandernden bekannt, gewinnt der Alpe Adria Radweg bei Radfahrer*innen immer mehr an Beliebtheit. Für diejenigen unter euch, die Komfort bevorzugen, finden sich hier von Gepäcksservice bis Pass-Shuttles viele Angebote, um das Erlebnis angenehmer zu gestalten. Genauso ist es möglich, einige Teile der Strecke (zum Beispiel von Villach nach Tarvis) mit dem Zug zurückzulegen. Wenn ihr lieber in einer geführten Radreise über die Alpen fahrt, empfehlen wir euch den Reiseveranstalter Wikinger Reisen.
Die Strecke startet in Salzburg und führt durch das in Kärnten gelegene Spittal an der Drau nach Villach, von wo aus ihr ins italienische Tarvisio, Venzone und Udine fahrt, bis ihr in Grado am Meer ankommt. Auf der Strecke erwarten euch eindrucksvolle Hochgebirgslandschaften, urige Bergdörfer und Hügel voller Weinreben. Historische Ortschaften, wie zum Beispiel Gemona del Friuli, laden zu Besichtigungen ein. Insgesamt habt ihr auf knapp unter 500 km etwa 3000 Höhenmeter zu bewältigen. Die 8 Etappen, in die der Weg eingeteilt ist (Bild rechts), können natürlich individuell an euer Fitnesslevel angepasst werden. Falls ihr mit einem E-Bike unterwegs seid, empfehlen wir euch, eure Etappen nach den Elektrorad-Tankstellen auf der Strecke zu planen. Genauere Informationen dazu bekommt ihr auf der Website des Alpe Adria Radwegs.
Unser Tipp: Nach Salzburg kommt ihr auch mit dem Deutschlandticket – alles Wissenswerte darüber steht im Artikel Mit dem Deutschlandticket ins Ausland. Salzburg ist auch ideal für Urban Hiking: Nehmt euch einen Tag Zeit, um euch die Stadt Salzburg anzusehen und euch die Füße nochmal zu vertreten, bevor ihr euch aufs Rad schwingt.
Via Claudia Augusta
Dieser Fernradweg gilt als die einfachste Option, um die Alpen mit dem Rad zu überqueren. Je nach Route könnt ihr auf den etwas mehr als 700 Kilometern zwischen 2500 und 4500 Höhenmeter strampeln. Den Verlauf der Strecke könnt ihr auch auf dieser interaktiven Karte der Via Claudia Augusta nachsehen.
Der offizielle Start der Route ist in Donauwörth. Viele geführte Radtouren starten aber auch in Bad Tölz oder im bayerischen Grenzort Füssen. Unsere Unterkunftsempfehlung nach der ersten Etappe ist das Biohotel Eggensberger, direkt am Hopfensee im Allgäu. Nach einem anstrengenden Rad-Tag könnt ihr hier verdient entspannen.
Über Ehrwald gelangt ihr nach Imst, kommt am Inn entlang nach Landeck, hinauf nach Nauders, vorbei am Reschensee und überquert die Grenze nach Italien. Von dort aus geht es weiter durch die Apfelbaum-Plantagen Merans und Bozens. In Meran wartet der Ansitz Gurtenhof oder in Bozen das Bio- & Bikehotel Steineggerhof auf euch. Ein Aufenthalt hier garantiert, dass ihr am Tag darauf entspannt in Trento angelangt.
In Trento entscheidet ihr euch entweder für den Weg nach Verona, auf dem ihr einen Abstecher an den Gardasee machen könnt, oder ihr zweigt Richtung Levico Terme ab und gelangt über Treviso ans Mittelmeer. Ab der Po-Ebene wird die Ausschilderung des Radweges und der Satellitenempfang schlechter, weshalb wir euch empfehlen, neben einem GPS-Gerät auch haptische Karten mitzunehmen. Das Ziel des Via Claudia Augusta Radwegs ist Venedig. Beachtet, dass ihr in Venedig euer Fahrrad, speziell in der Hauptsaison, nicht durch die Stadt schieben dürft. Deshalb empfiehlt es sich, mit dem Fahrrad von der Lagune über die Landzunge bis nach Jesolo zu fahren. Von dort aus gelangt ihr mit einer Fähre direkt auf den berühmten Markusplatz in Venedig.
Ein Vorteil dieser bekannten Rad-Strecke ist auch die gute Zuganbindung. Wenn ihr einen Teil der Strecke mit dem Zug zurücklegen wollt, eignen sich die Bahnhöfe Donauwörth, Augsburg, Landeck, Trento oder Verona, da sie sehr gut ans internationale Bahn-Netz angeschlossen sind. Auch in Anbetracht der Rückreise ist das eine gute Option. Zur Rückreise mit dem Zug geben wir euch weiter unten noch mehr Tipps.
Fazit zum Ciclovia Alpe Adria Radweg und zur Via Claudia Augusta
Vorteil dieser zwei sehr bekannten Routen ist die Infrastruktur aus Kaffees und Raststätten, welche die Radwege säumen. Natürlich sind hier in der Hauptsaison zwischen Mai und Oktober auch viele Radfahrer*innen unterwegs. Wenn ihr lieber abseits des Mainstreams unterwegs seid, raten wir euch, auf andere Routen auszuweichen. Eine Möglichkeit wäre, an die slowenische Adria zu fahren:
Transalp Adria von Kärnten ins slowenische Sistiana
Wenn ihr mehr Abwechslung in der Wegbeschaffenheit sucht, solltet ihr euch von Kärnten auf den Weg an die slowenische Adria machen. Die besten Ausgangspunkte dafür sind die im österreichischen Kärnten gelegenen Orte Spittal an der Drau oder Villach. Von dort aus fahrt ihr mit Blick auf die Julischen Alpen über die italienische Grenze und gelangt über eine alte Bahnstrecke ins slowenische Kranjska Gora. Die nächsten Etappen führen durchs Soca-Tal, durchs Grenzland zwischen Slowenien und Italien, sowie durch Weingebiete, die an die Toskana erinnern. Von Tolmin über Gorizia kommt ihr in der Mittelmeerstadt Sistiana an. 340 km ist diese Route lang, von Spittal an der Drau aus, und mit 5000 Höhenmetern ist sie herausfordernder als die bekannteren Alternativen. In 6 bis 7 Etappen ist sie aber gut zu schaffen.
Leichter und schneller – Routen für das Gravelbike
Wer sich gegen das Trekking-, aber für das Gravelbike entscheidet, muss sich mit weniger Gepäck abfinden. Dafür ist es im Vergleich zum Trekkingrad einfacher, lange und steile Anstiege zu meistern. Hier sind drei unserer Empfehlungen für Alpenquerungen mit dem Gravelbike:
Von Sterzing ins Veneto
Diese Route startet bereits im italienischen Sterzing und führt über Forst- und Radwege sowie Asphalt-Nebenstraßen nach Valdobbiadene – die Heimat des italienischen Proseccos. Zwischen Sterzing und Toblach lohnt es sich, einen kurzen Umweg zu fahren, um einen erfrischenden Sprung in den bildschönen Pragser Wildsee zu machen. Von Toblach aus geht es hinauf nach Cortina d’Ampezzo – nach diesem anspruchsvollen Anstieg schmecken Pizza und Pasta noch besser. Vom kleinen Dörfchen Feltre aus geht es durchs Brenta-Tal bis nach Bassano del Grappa und über die sanften Hügel dorthin, wo der Prosecco wächst. Wenn ihr in Valdobbiadene ankommt, habt ihr fast 400 km und 4000 Höhenmeter in den Beinen.
Ein weiterer kurzer Umweg lohnt sich: Denn im Naturhotel Rainer im Jaufental findet ihr mit Naturerlebnis, Gourmetgenuss und alpinem Wellness alles, was ihr nach dem Erklimmen des Alpenhauptkammes braucht.
Von der Zugspitze zum Comer See
Von Füssen oder Reutte aus – mit Blick auf die Zugspitze – startet diese Transalp-Tour. Hier empfehlen wir euch ebenfalls eine Nacht im Biohotel Eggensberger, direkt am Hopfensee im Allgäu. Verwöhnt euch vor dem Start eurer Alpenüberquerung noch richtig, damit euch die vor euch liegenden Kilometer nichts anhaben können.
Von dort aus tretet ihr entspannt mit stetig leichter Steigung nach Warth und über den Flexenpass ins Montafon, vorbei an Landeck nach Ried, durchs Paznauntal nach Ischgl und von dort aus bis zum bekannten Skiort St. Moritz im Engadin. Über den wunderschönen Malojapass und durchs gleichnamige graubündner Bergdorf, mit seinen eindrücklichen Seen, geht es über Serpentinen hinunter zum Comer See. Dort genießt ihr das mediterrane Flair am besten bei einem Gläschen Wein – oder mit einer Kugel Eis. Mit 4300 Höhenmetern und knapp unter 400 km ist die Route anspruchsvoll, aber mit dem Gravelbike und etwas Training gut zu meistern.
Von Süddeutschland oder Tirol an den Gardasee
Je nach Zeit und Lust lässt sich jede Radroute beliebig verändern. Diese Strecke empfehlen wir entweder von Oberbayern aus zu starten oder die erste Etappe zu überspringen und im österreichischen Innsbruck loszulegen. Dennoch hat diese Gravelbike-Strecke ein anspruchsvolleres Höhenprofil als die zuvor vorgestellten.
Entscheidet ihr euch für die Anreise aus Deutschland, führt euch die erste Etappe nach Axams – einem Dorf oberhalb Innsbrucks. Von dort aus gelangt ihr über den Brennerpass nach Sterzing. Hier erhascht ihr einen Blick auf die Serles, die Goethe einst als den Altar Tirols bezeichnet hat. Von Sterzing aus gelangt ihr über den Jaufenpass nach Meran und vom Hochplateau hinunter nach Bozen. Vom Mendelpass aus geht es durchs Val di Non nach Tuenno. Zwischen der Brenta und Trient hindurch, in eindrücklicher Kulisse, gelangt ihr an den Gardasee, wo ihr euch eine Erholung im kühlen Nass verdient habt. Je nach Routenwahl gibt es auf dieser Strecke zwischen 8000 und 9000 Höhenmeter auf 400–500 km zu bewältigen.
Steiniger und höher – Alpenüberquerungen mit dem Mountainbike
Der Vorteil eines Mountain- im Gegensatz zu einem Gravelbike ist die Bergtüchtigkeit. Mit einem Mountainbike könnt ihr – ganz nach eurem Können – selbst schwere Trails bewältigen. Die Federung, die Gravelbikes aufgrund des geringeren Gewichts nicht haben, ist bei Mountainbikes auf herausfordernden Trails ein Vorteil. Aufgrund der technisch herausfordernden Bedingungen im hochalpinen Raum müsst ihr bedenken, dass viele Alpenüberquerungen mit dem Mountainbike Schiebe- bzw. Tragestrecken beinhalten. Weil E-Bikes um einiges schwerer sind als Biobikes, raten wir davon ab, Routen mit Schiebestrecken mit einem E-Mountainbike zu planen. Wer noch nicht viel Erfahrung mit dem Bike hat, sollte sich nicht alleine auf den Weg, sondern unbedingt eine geführte Alpenquerung machen. Auf der Website von Alps findet ihr viele Optionen für geführte Mountainbike Touren über die Alpen.
Transalp Karwendel-Brenner Route nach Sterzing
Diese sehr anspruchsvolle Mountainbike-Tour startet in Garmisch-Partenkirchen und führt euch in 2 Tagen nach Sterzing. Möglich ist auch eine Weiterfahrt an den Gardasee. In der ersten Etappe gelangt ihr durchs Karwendeltal über den Hochalmsattel und das Plumsjoch zum Achensee – ein Sprung ins kalte Wasser dieses Bergjuwels ist nichts für schwache Nerven. Von dort aus rollt ihr hinunter nach Schwaz. Am nächsten Tag geht es über dem Inntal vom Weerberg über Innerst und die Weidener Hütte weiter zum Geiseljoch und hoch hinauf aufs Tuxer Joch. Von dort aus fahrt ihr durchs Schmirntal hinunter nach Gries am Brenner. Am nächsten Tag überquert ihr auf der Brennerstraße den Alpenkamm und gelangt über den Brennerpass nach Sterzing. Wer gerne weiter in den Süden fahren möchte, erreicht in 6 Etappen den Gardasee. Mehr Informationen zu dieser Mountainbike-Transalp auf der Website von transalp.info.
Weitere Alpenüberquerung mit dem Mountainbike
Eine sehr lohnende Alternative zum Tuxer Joch ist das 2246 M.ü.M. liegende Pfitscher Joch. Bei diesem anspruchsvollen Alpen-Cross überquert ihr den Zillertaler Alpenhauptkamm vom Nordtiroler Zamser Grund im hinteren Zillertal aus und erreicht das Südtiroler Pfitscher Tal. Diese Variante ist deshalb so beliebt, weil nach der anstrengenden Schiebestrecke am Trail das bewirtete Pfisterjochhaus auf Mountainbiker*innen wartet.
Alpenquerung mit dem Rennrad
Mit dem Rennrad geht es auf asphaltierten Straßen und sich windenden Passstraßen schnell voran. Auch hier gibt es viele Möglichkeiten, die Alpen zu überqueren. Eine überdachte Routenplanung ist dennoch gefragt, denn auf vielen Straßen kann in den Sommermonaten sehr viel Verkehr herrschen. In der Tabelle rechts haben wir euch beliebte Passstraßen für die Überquerung zusammengefasst. Mehrtätige Strecken findet ihr auf Komoot.
Die Rückreise nach einer Alpenquerung
Schon bevor ihr die Anreise antretet, solltet ihr euch über die Rückreise Gedanken machen. Wir haben drei Möglichkeiten für euch:
Ihr könnt die Strecke wieder mit dem Rad bewältigen. Für viele von euch ist das aber aus zeitlichen Gründen keine Option. Wir verstehen auch, dass man nach einer Woche im Sattel gerne einmal nicht mehr aus eigener Kraft unterwegs ist.
Deshalb ist die zweite Option eine Mischung aus Zug- und Radstrecke – auch Trainpacking genannt. Anspruchsvolle Passagen des Heimwegs könnt ihr mit dem Zug bewältigen, während ihr euch für schöne und flache Abschnitte am Weg einfach wieder aufs Rad schwingt. Vergesst hier aber nicht nachzuschauen, ob eine Radmitnahme im Zug reservierungspflichtig ist.
Das gleiche gilt für eine reine Rückfahrt mit Zug oder Flixbus. Viele Zuggesellschaften setzen voraus, dass die Fahrradmitnahme reserviert wird. Erkundigt euch also hierüber. Bei Busunternehmen wie Flixbus wird oft erwartet, dass die Fahrräder in Boxen verstaut sind. Ein Minuspunkt für die Rückreise mit dem Bus kann sein, dass die Räder an Fahrradhalterungen hinten am Bus fixiert werden. Im Zug hingegen habt ihr euer Fahrrad meistens im Blick.
Für günstige Zugangebote besucht ihr am besten unsere Kategorie Zügig durch Europa. Hier haben wir alle Bahnsparangebote nach Urlaubsland geordnet. So wird die Rückreise von eurer Alpenüberquerung zur verdienten Erholung.