Wonach suchst du?

Im Hafen springt eine Gruppe junger Menschen von einer Mauer ins kühle Nass

Ein Bad im Hafen von Kopenhagen erfrischt / © Astrid Maria Rasmussen

Städte von ihrer grünen Seite entdecken

von Katharina Baum

Erkundet Städte in Europa abseits der Touristenpfade: Wir verraten, wie man Stadturlaub nachhaltig gestalten kann. Insider-Tipps, grüne Ecken und nachhaltige Orte für authentische und genussvolle Reiseerlebnisse

„Wenn ihr den Zentralmarkt besucht, dann esst nicht im Foodcourt. Da gibt es zwar alles Mögliche zu essen, aber nichts davon ist lettisch“, bläut uns unsere Stadtführerin Liga ein. „Wenn ich auf dem Markt Mittag esse, kaufe ich mir bei den Marktfrauen ein Stück dunkles Roggenbrot, eingelegte Gurken, dazu Käse oder etwas Fisch. Und ein großes Glas Kwass.“ Liga führt uns heute durch die Altstadt von Riga. Aber, wie sie immer wieder betont: „Hier ist es schön. Aber hier sind nur die Touristen. Wenn ihr das wahre Riga kennenlernen wollt, dann geht raus in die anderen Stadtteile.“ Ligas Beobachtung trifft auf viele Städte zu. Aber wie findet man als Reisende*r raus aus dem touristischen Bermuda-Dreieck? 

Alternative Stadtführungen

Guides wie Liga sind ein guter Anfang: Als Einheimische haben sie oft Tipps für Restaurants, Cafés oder öffentliche Gärten, die man nicht in jedem Reiseführer findet. Wer ein bisschen sucht, findet in vielen Städten auch alternative Stadtführungen – zum Beispiel zu den Themen Street-Art oder nachhaltige Stadtentwicklung. 

Grüne Städte per Straßenbahn oder Leihfahrrad erkunden

Wer sich erst mal einen Überblick über eine Stadt verschaffen möchte, braucht dafür keinen Hop-on-Hop-off-Bus: Die Straßenbahn oder ein Leihfahrrad bringen einen günstiger und authentischer von A nach B. In Amsterdam zum Beispiel fährt die Straßenbahnlinie 2 vom Hauptbahnhof über mehrere Grachten und Kanäle, vorbei an dem berühmten Blumenmarkt und dem Museumsquartier mit Van Gogh- und Rijksmuseum – eine Panoramatour aus Perspektive der Einheimischen. 

Mit dem Fahrrad in die Natur

Mit dem Fahrrad abseits der Hauptachsen findet man schnell die grünen Ecken einer Stadt. Radwege führen oft durch Parks oder am Fluss- oder Seeufer entlang – im Sommer eine willkommene Erfrischung und ein wichtiger Faktor für die Aufenthaltsqualität einer Stadt. Städte wie Bern oder Luxemburg bieten dank ihrer zugänglichen Flussufer viele grüne Rückzugsorte. Für die Einheimischen sind diese Flüsse wichtige Naherholungsgebiete, und für Tourist*innen bieten sie die Möglichkeit, Stadt-, Kultur- und Naturerlebnis angenehm zu verbinden. 

Ranking für nachhaltige Städte

Wie grün eine Stadt ist und wie gut der öffentliche Nahverkehr und die Rad- und Fußwege ausgebaut sind, wird häufig als Kriterium für eine nachhaltige Stadt gewertet. Wenig verwunderlich also, dass in Nachhaltigkeitsrankings Städte aus Skandinavien regelmäßig am besten abschneiden. Der Global Destination Sustainability Index beispielsweise bewertet Städte weltweit nach Nachhaltigkeitskriterien, die explizit mit dem Tourismus zu tun haben: Wie viel Ökostrom wird in der Stadt verwendet? Wie viele als nachhaltig zertifizierte Hotelzimmer gibt es, gibt es ein Recyclingsystem, ... Auf Platz eins, Helsinki, gefolgt von Göteborg (Schweden) und Kopenhagen.

Lokale Projekte und Urban Gardening

Aber auch wenn das gewählte Urlaubsziel in solchen Städterankings noch nicht vorkommt: Mit ein bisschen Recherche findet man überall nachhaltige Oasen und Alternativen zum Touristen-Mainstream. Das können Restaurants oder Cafés sein, die auf lokale Zutaten setzen und diese vielleicht sogar aus Urban-Gardening oder -Farming-Projekten in der Stadt beziehen. Letztere sind selbst auch oft ein spannendes Ziel für Besucher*innen, um die Stadt und ihre Menschen kennenzulernen. Vielleicht gibt es auch besondere begrünte Gebäude oder Dachgärten, so wie den neu eröffneten Grünen Bunker in Hamburg. Für den alternativen Shopping-Bummel bietet es sich an, vorher lokale, nachhaltige Geschäfte zu recherchieren, die oft automatisch in spannende Stadtviertel führen. Eine gute Anlaufstelle, um diese Läden und Restaurants zu finden, ist oft die offizielle Tourismus-Website der jeweiligen Stadt.

Und, wie es Stadtführerin Liga in Riga empfiehlt, einfach mal treiben lassen, über den Markt bummeln und schauen, was die Einheimischen so einkaufen. Sicher der leckerste Weg, um eine neue Stadt zu entdecken.

Die Lieblingsstädte unserer Redaktion

Auf ihren Reisen entdecken unsere Redakteurinnen immer wieder unerwartet spannende, weniger bekannte Städte. Wir stellen vier unserer Lieblingsorte vor.

Spannende Ausstellungen in der Nähe finden

Ob Umwelt, Politik oder alternative Kunst – in vielen Städten gibt es Ausstellungen, die sich mit Nachhaltigkeit oder aktuellen gesellschaftlichen Themen beschäftigen. Aktuelle Ausstellungen findest du über:

  • Museumsportal – eine Übersicht über Museen und Sonderausstellungen in deutschen Städten
  • ArtMap – für zeitgenössische Kunst weltweit
  • Culture Trip – Insider-Tipps zu Kultur-Events

Tipp: Oft bieten Museen spezielle Führungen oder kostenlose Tage an – informiere dich dafür direkt auf der Website des jeweiligen Museums. In Touristeninformationszentren, Stadtmagazinen oder an Aushängen in Museen und Kulturzentren hängen zudem oft Flyer oder Pläne zu aktuellen Ausstellungen aus.

Tipps für nachhaltiges Sightseeing

Ein grüner Stadturlaub ist mit den richtigen Tipps ganz einfach umzusetzen:

  • Fahrräder oder E-Scooter mieten: In vielen Städten gibt es Anbieter wie Nextbike oder Lime, die umweltfreundliche Fortbewegung ermöglichen.
  • Alternative Stadtführer: Mit Alternative Guide oder Indie Guides z. B. kannst du in die authentische, kreative und alternative Seite urbaner Lebenswelten eintauchen, die abseits der üblichen Touristenpfade echte Geheimtipps und lokale Highlights bietet.
  • Geführte Touren mit Mehrwert: Erkundige dich vor Ort, ob es Stadtführungen gibt, die sich speziell nachhaltigen Projekten und alternativen Stadtteilen widmen, wie z. B. in Würzburg, Bonn oder Wien.
  • Abwechslungsreiches Programm: Kombiniere Sehenswürdigkeiten mit einem Besuch in einem urbanen Garten oder einem Wochenmarkt – hier erfährst du oft mehr über regionale Erzeugnisse und nachhaltige Initiativen.

Nachhaltige Shopping-Guides

Öko-Fashion, Second-Hand-Schätze oder nachhaltiges Design – in fast jeder Stadt gibt es spannende Adressen:

  • Good On You: Nachhaltige Modelabels in deiner Nähe.
  • FREE MINDED FOLKS: Adressen für Fair Fashion Stores, Eco Hotels, vegane Restaurants und Cafés sowie Unverpackt-Läden und nachhaltige Aktivitäten in Köln, München, Berlin, Frankfurt, Stuttgart und Hamburg.
  • Buy Good Stuff: Öko-faire Shopping Guides für verschiedene nordrhein-westfälische Städte wie das Ruhrgebiet, München, Bonn, Düsseldorf, Köln.

Tipp: Auch Flohmärkte oder Vintage-Shops bieten tolle Alternativen – schau auf meine-flohmarkt-termine.de nach aktuellen Termine. Statt großer Ketten lohnt es sich, in kleinen, unabhängigen Läden nach fair produzierter Mode oder handgemachten Accessoires zu suchen. Oft geben dir die Ladeninhaber*innen gleich wertvolle Tipps zu weiteren nachhaltigen Shops in der Umgebung.

Geheimtipps für grüne Cafés und Restaurants

Vegane Cafés, klimafreundliche Restaurants oder Zero-Waste-Spots sind nicht immer leicht zu finden. Diese Plattformen helfen dir dabei:

  • HappyCow – Weltweiter Guide für vegane und vegetarische Restaurants.
  • Vanilla Bean – Nachhaltige Essens-Spots mit Fokus auf Bio & Regionalität.
  • Too Good To Go – Hier gibt es Lebensmittel-Rettungspakete von Restaurants & Bäckereien.

Bread à porter – Was lange gärt, wird gut

Die einzige traditionelle Backstube in der Berner Altstadt findet sich neben dem historischen Glockenturm Zytglogge. Bäcker Patrik Bohnenblust kreiert hier mit Frau und Tochter immer neue Brotspezialitäten. Als Brot-Sommelier bietet er außerdem Degustier-Touren an – zum Beispiel zum Thema Sauerteig. Dafür nimmt er seine Gäste mit zu besonderen Orten, an denen er unterschiedliche Brotsorten zusammen mit den passenden Getränken kredenzt. Die Brot-Sommelier-Tour funktioniert besonders gut mit dem Bern Ticket, das in Verbindung mit einer Übernachtung in der Stadt freie Fahrt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln gewährt.

www.bernersauerteig.ch

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