Nachhaltiger Tourismus bedeutet nicht nur, auf die Umwelt zu achten, sondern auch auf die Bedürfnisse seiner Gäste einzugehen. Nachhaltige Angebote sind daher nicht nur solche, die die ökologischen Auswirkungen des Reisens verringern. Nachhaltige Urlaubsangebote müssen auch soziale Barrieren abbauen. Menschen mit Behinderungen, Familien mit kleinen Kindern oder Kinderwägen sowie ältere Menschen – sie alle treffen immer wieder auf Hindernisse beim Reisen. Wir stellen barrierefreie Angebote vor.
Bei Anderswo erklären wir euch außerdem, was “Barrierefreiheit” überhaupt bedeutet, und stellen euch barrierefreie Hotels und Übernachtungsmöglichkeiten vor.
Outdoor-Erlebnisse für alle
Gerade sportlich-aktive Outdoor-Erlebnisse scheinen für behinderte Menschen oft unzugänglich. Umso besser, dass es immer mehr Anbieter gibt, die ihr Angebot an die Bedürfnisse aller anpassen.
Im Ruppiner Seeland werden Wanderungen mit Huskies angeboten – und zwar all inclusive. Denn egal, ob mit Mobilitäts- oder Seheinschränkung, das Angebot inkludiert alle. Auf einem Trainingswagen, geführt von einem erfahrenen Guide und von Huskies gezogen, kann man, ohne selbst laufen zu müssen, die beeindruckende Landschaft entdecken. Sehbehinderte Personen können mit einem Guide auf eine geführte Wanderung in Husky-Begleitung gehen, und Menschen mit Lernschwäche können selbst lernen, wie man einen Hundeschlitten führt.
Im Naturpark Südeifel sind Rollstühle ebenfalls kein Hindernis. Dank der Rollstuhlzuggeräte, die an drei ausgewählten Orten ausgeliehen werden können, kann die imposante Natur rund um die Irreler Wasserfälle erkundet werden. Selbst die 110 Meter lange Hängebrücke über den Wasserfällen ist teilweise barrierefrei begeh und befahrbar. Und egal ob auf Rollen oder Füßen – man kann die reißenden Wassermassen von der Brücke aus auf sich wirken lassen.
Handbiken leicht gemacht
Auch das Handbike-Angebot in Deutschland wird immer vielversprechender. Zum Beispiel in der Sächsischen Schweiz: Dort kann man eine 5 km lange Handbike-Tour von der Bastei in die Stadt Wehlen unternehmen. Der Höhepunkt der Tour ist – wortwörtlich – die barrierefreie Bastei-Aussicht, die einen weiten Blick in das Elbtal, auf Tafelberge wie den Lilienstein und in die märchenhafte Rathener Felsenwelt bietet.
Ein spannendes Handbike-Gebiet ist auch das nur etwa 80 Kilometer weiter nördlich gelegene Lausitzer Seenland. Diese Region hat in den letzten Jahrzehnten eine faszinierende Metamorphose vollzogen: vom Braunkohle-Revier zum wasserreichen Urlaubsparadies. Bald wird es Europas größte von Menschenhand geschaffene Seenlandschaft sein. Handbiker können hier zwischen einer 18 km langen Tour um den Senftenberger See und einer 37 km langen Tour um den Geierswald und den Partwitzer See wählen. Auf der Website des Lausitzer Seenlands gibt es auch einen Link zu den Routen auf Komoot. Die Räder können bei Iba-Aktiv Tours ausgeliehen werden. Außerdem werden von dem Veranstalter geführte Tandemtouren für Menschen mit Sehbehinderung angeboten.
Auch in Mecklenburg-Vorpommern gibt es ein spannendes Handbike Angebot. Zum Beispiel die 10km lange Tour auf der Insel Rügen, die von dem Ort Glowe bis zum Tempelberg führt. Getestete Handbiketouren in Mecklenburg-Vorpommern findet ihr außerdem hier: Handbikertouren im Überblick und auf der Website der Arbeitsgemeinschaft Leichter Reisen.
Naturparke mit allen Sinnen erleben
Naturparke und Biosphärenreservate klären über unsere Natur und ihren Einfluss durch den Menschen auf. Eine wertvolle Aufgabe! Deshalb ist es umso wichtiger, dass alle diese Angeboten nutzen können. In diesem Sinne hat der Global Nature Fund ein Projekt initiiert, das barrierefreie Naturerlebnisse konzipiert und umsetzt.
Angebote für Menschen mit Hörbeeinträchtigung
Das Naturschutzzentrum Zittauer Gebirge in Sachsen bietet inklusive Sinneswanderungen an. Diese zwei Wanderrouten stehen unter dem Motto: „Erleben mit 4 Sinnen“. Hörbeeinträchtigte Menschen können dabei ihre Umwelt nicht nur riechen und schmecken, sondern die geführten Touren werden bald auch durch eine in Gebärdensprache ausgebildete Gästeführerin ergänzt. Die Touren können außerdem sowohl im Rollstuhl als auch zu Fuß absolviert werden.
Das Bundes-Naturschutzzentrum Mindelsee in Baden-Württemberg präsentiert das Naturschutzgebiet in einem dreiminütigen Film auch in Gebärdensprache.
Angebote für Menschen mit Sehbehinderung
Um blinden Menschen und Menschen mit Sehbehinderung Angebote zugänglich zu machen, helfen Tastmodelle und taktile Präparate. Im Naturpark Neckartal-Odenwald in Baden-Württemberg zum Beispiel gibt es eine tastbare Reliefkarte, die die Gebietskulisse des Naturparks greifbar macht. Dank erhabener QR-Codes kann auf Audio-Dateien zugegriffen werden, die weitere Informationen über den Naturpark bieten.
Genauso handhabt es auch der Verein der Naturführer*innen Chiemsee. Das Tasten ermöglicht es blinden und sehbehinderten Menschen, eine echte qualifizierte Vorstellung der Umwelt und ihrer Besonderheiten zu entwickeln.
Das Tastmodell zum Lebenszyklus eines Frosches bereichert den Naturpark Nagelfluhkette in Bayern, indem es den Lebensraum Wasser ertastbar macht.
Angebote für Menschen mit Mobilitätseinschränkung
In diese Kategorie fallen nicht nur Angebote, die mit dem Rollstuhl wahrnehmbar sind, sondern auch solche, die sich an Familien mit Kinderwägen richten. Der Naturschutzpark Märkische Schweiz in Brandenburg bietet einen barrierefreien Wanderweg an. Die Wegweiser sind hier so angebracht, dass man sie auch aus dem Sitzen gut lesen kann. Auch die Erklärungen zur eiszeitlichen Entstehung der Region sind vom Rollstuhl aus leicht lesbar.
Ebenfalls in Brandenburg befindet sich das Naturparkzentrum Westhavelland. Alle Ausstellungselemente können hier dank einer Kürzung der Standbeine auch von kleinwüchsigen Menschen und von Menschen im Rollstuhl erreicht werden. Außerdem gibt es diverse Sitzmöglichkeiten.
Angebote für Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung
Alle oben genannten Naturparke und Informationszentren bieten auch Angebote für Menschen mit Lernschwächen an -sei es durch Flyer in leichter Sprache, Führungen in leichter Sprache oder durch anschauliche Darstellungen der Informationen.
Ein besonderes Angebot hat der Verein für Ökosystemschutz und -nutzung Wasser. Otter. Mensch. in der Holsteinischen Schweiz. Die Kanuexkursion kann auch in kippstabilen Glattbodenbooten gemacht werden. Diese Boote erleichtern das Einsteigen, und die breiten Sitzbänke machen die Exkursion entspannter.