Exquisite pflanzliche Küche mitten in den Berge: Die nachhaltige Berghütte im Naturpark Riedingtal im Salzburger Lungau begeistert als erste fleischlose Alpenvereinshütte. Tom und Evelyn erzählen, wie es dazu kam und von ihrem Leben als Hüttenwirt*innen
Bevor Evelyn und du Hüttenwirt*innen wurdet, habt ihr etwas ganz anderes gemacht. Inzwischen betreibt ihr die erste fleischlose Alpenvereinshütte. Wie kam es dazu?
Ich bin Betriebswirt und Jurist, habe 30 Jahre im Management gearbeitet und 2018 ein Auszeitjahr genommen, um einen Lebenstraum zu verwirklichen – ein Jahr in den Bergen zu verbringen. Ich bin zehn Monate durch die Alpen gewandert und dabei an der Franz-Fischer-Hütte vorbeigekommen. Evelyn war damals schon Hüttenwirtin. Wir haben uns kennengelernt und sind ein Paar geworden. Seit 2021 führen wir die Hütte gemeinsam. Wir sind beide nicht von hier und es war eine große Fügung, dass wir uns hier kennengelernt haben und hier jetzt den beruflichen Sommer verbringen. Das ist ein wahnsinnig guter Ort, um das zu machen, was wir tun.
Was hat euch dazu bewogen, eine rein pflanzliche Küche einzuführen?
Evelyn war OP-Krankenschwester und hat sich viel mit Ernährung und Gesundheit beschäftigt. Außerdem hat sie sich schon lange pflanzlich ernährt und für Tierwohl eingesetzt. 2020, mitten in der Corona-Zeit, als es den Skandal um die deutsche Fleischindustrie gab, hat sie dann gesagt: Jetzt lassen wir Fleisch ganz weg. Das fanden viele Gäste sehr gut – konsequent und authentisch. Aber es wurde auch darüber diskutiert, sodass die Marke Franz-Fischer-Hütte bekannt geworden ist. Heute ist das Konzept ein Erfolg – wir haben viele Gäste, die wegen des Essens herkommen, und über 50 Prozent, die immer wiederkehren.
Was genau bedeutet „pflanzlich“ bei euch?
Die Basis aller Gerichte ist vegan. Auf Wunsch gibt es beim Frühstück auch ein bisschen Käse oder ein Ei zum Gröstel. Beim Frühstücksbuffet steht auch ein Tisch mit Kuhmilchprodukten vom Biobauern hier aus dem Tal, aber Fleisch gibt es bei uns nicht mehr. Gekocht wird mit dem, was gerade wächst. Evelyn hat einfach die Gabe, dass sie sich sehr gut vorstellen kann, wie Dinge in Kombination schmecken und wie sie Geschmäcker kombinieren kann.
Wie reagieren die Leute auf die vegane Küche?
Die Leute kommen hier mit einem anderen Lebensbild und einer Ernährungsalternative in Kontakt, die unseres Erachtens einfach zukunftsfähiger ist. Der ökologische Impact unserer pflanzlichen Küche ist natürlich viel geringer als der einer traditionellen fleischlichen Küche. Viele unserer Gäste sind keine Veganer, sondern einfach neugierig. Wenn sie dann sehen, was wir hier auf den Tisch bringen, ist das Thema eigentlich kein Thema mehr. Und wir schaffen es auch, mit unseren Gästen ins Gespräch zu kommen. Viele Gespräche drehen sich um ein sinnerfülltes Leben. Und man merkt, dass es eine große Sehnsucht gibt, die Dinge im eigenen Lebensumfeld wieder zu vereinfachen. Und da können wir hier durch die Naturverbundenheit, durch Bewusstsein und mit unserem Hüttenkonzept und unseren Werten eine schöne Strahlkraft haben.
Wie lässt sich so ein Konzept inmitten des Naturparks Riedingtal auf 2.020 Metern Höhe überhaupt umsetzen?
Wir sind bemüht, unseren ökologischen Fußabdruck kleinstmöglich zu halten und den Lebensraum der Tiere und Pflanzen zu respektieren. Wir fahren nur zweimal in der Woche ins Tal, um uns zu versorgen und frische Ware zu holen. Unser gesamtes Team ist den ganzen Sommer über hier heroben.
Der Transport hierauf ist mühsam: Bis man unten im Tal bei den Bauern die Rohstoffe zusammen hat, vergeht einiges an Zeit. Bestimmte Lieferanten liefern uns an eine Art Lager im Tal und danach bleibt die Fahrt hier hoch, die schon ziemlich beschwerlich ist. Bisher fahren wir Pickup, nächstes Jahr werden wir einen Pickup mit Elektromotor anschaffen. Außerdem haben wir auf der Hütte Sonnenkollektoren für Warmwasser und Photovoltaik für Strom und ein kleines Wasserwerk. Wir haben auch eine eigene vollbiologische Kläranlage, sodass wir hier wirklich einen Hüttenbetrieb haben, der mit minimiertem ökologischem Fußabdruck über die Bühne gehen kann.
Was sollten Gäste noch über euch oder eure Hütte wissen?
Ich finde, wir sollten uns viel mehr Zeit dafür nehmen, uns Gedanken darüber zu machen, was wir essen und trinken. Woher kommt da? Und: Was ist in dem, was wir essen, drinnen? Wie wird mit den Tieren umgegangen? Wenn sich die Menschen Zeit nehmen, darüber nachzudenken, das wäre glaube ich, ein wesentlicher Beitrag – nicht nur zur Nachhaltigkeit, sondern auch zur Gesundheit.