Anderswo: Was sind die häufigsten Allergien und was sind die Annahmen dazu, aus welchen Gründen es immer mehr Allergiker*innen gibt? Spielen psychische Faktoren hierbei zunehmend eine Rolle?
Prof. Torsten Zuberbier: Die häufigsten Allergien sind Pollenallergien und Allergien gegen Tierhaare, vor allem gegen Katzen- und Hundehaare. Warum immer mehr Menschen Allergien ausbilden, ist noch nicht geklärt. Zum einen spielt sicherlich der moderne westliche Lebensstil eine Rolle, zum anderen die steigende Umweltverschmutzung. Psychische Faktoren spielen bei der Entstehung von Allergien definitiv keine Rolle.
Was sind Ihrer Einschätzung nach die größten Probleme für Allergiker*innen auf Reisen und mit welcher Art von Allergie gestaltet sich das Reisen am schwierigsten?
Am schwierigsten auf Reisen haben es Nahrungsmittelallergiker*innen und Atemwegsallergiker*innen. Auch wenn immer mehr Hoteliere und Gastronomen auf die Bedürfnisse von Allergiker*innen eingehen, gibt es noch viele Unsicherheiten in dem Bereich. Im Ausland herrscht teilweise noch ein geringeres Bewusstsein für Nahrungsmittelallergien oder -Unverträglichkeiten und es kann auch leicht zu Verständigungsproblemen kommen.
Ähnlich geht es Tierhaarallergiker*innen. Wenn ein*e Tierhaarallergiker*in in ein Zimmer kommt, in dem vorher Hund oder Katze ihr Fell verteilt haben, ist das für Menschen mit entsprechenden Allergien fatal.
Gibt es Reiseformen, die bei bestimmten Allergien besonders zu empfehlen sind?
Bestimmte Regionen und Jahreszeiten sind für verschiedene Allergien zu empfehlen, wie zum Beispiel für Pollenallergiker*innen Regionen an der Nord- und Ostsee, im Hochgebirge und Mittelmeerraum. Hausstaubmilbenallergiker*innen empfehle ich Urlaubsorte ab einer Höhe von 1500 Metern, denn dort herrschen für Hausstaubmilben und Schimmelpilze schlechte Lebens- und Wachstumsbedingungen.
Gibt es eine besonders schlimme Art der Allergie, bei der sie den Betroffenen vom Reisen abraten würden?
Generell gilt: Selbst bei der schlimmsten Allergie finden sich Wege und Ziele, keiner muss auf Urlaub verzichten. Man muss sich nur vorher genügend informieren, über den Zielort und die Unterkunft und die Bedingungen, auf die man dort trifft.
Denken Sie, dass es aufgrund der steigenden Anzahl von Allergiker*innen in Zukunft in der Reisebranche und Gastronomie Veränderungen geben wird?
Es gibt definitiv Veränderungen in der Gastronomiebranche. Immer mehr Hotels sind z.B. an dem ECARF-Siegel interessiert. Die Standards dafür wurden absichtlich so ausgewählt, dass es für die Hotels auch mit relativ geringem Aufwand möglich ist, sich zertifizieren zu lassen. Die Hotels, die bereits zertifiziert wurden, geben uns viele positive Rückmeldungen. Sie bekommen durch das Zertifikat mehr Anfragen von Allergiker*innen und wollen es daher unbedingt so weiterführen.
Leider gibt es nicht an allen Urlaubsorten ECARF-zertifizierte Hotels. Wie geht man am besten vor, um herauszufinden, ob ein Hotel dennoch für Allergiker*innen geeignet ist?
Das Beste ist in so einem Fall, erst einmal im Hotel anzurufen und nachzufragen, ob man sich dort auf die jeweiligen Allergien einstellen kann. Meistens merkt man dann anhand der Reaktion recht schnell, ob die Hoteliere und Gastronomen die Anfrage und die entsprechenden Wünsche ernst nehmen, und dadurch kann man dann meist gut beurteilen, ob das entsprechende Hotel geeignet ist.