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Lokalbahn in den Pryenäen

Der kleine Gelbe Zug / © Ulrich Habbe

Jeder Zug ein Wunder: Die schönsten Bahnstrecken Frankreichs

Auf historischen Bahnlinien in die schönsten Naturregionen

Frankreich ist stolz auf seine Eisenbahntradition. Trotzdem setzt auch die staatliche Eisenbahngesellschaft SNCF wie viele ihrer europäischen Schwestern mehr auf Hightech und Hochgeschwindigkeit als auf den Erhalt ihrer schönsten Strecken. Viele Gleise sind schon abgebaut, und wenn heute auf einigen Trassen noch historische Züge verkehren, ist das meist privaten Initiativen zu verdanken. Um so reizvoller ist die Fahrt mit den Bahn-Dinos.

Für die einen ist es Nostalgie pur: Voller Andacht bewundern passionierte Eisenbahnliebhaber den schimmernden Stahl, das glänzende Messing und die rußgeschwärzten Kessel der Lokomotiven. Sie trauern den Zeiten nach, als Maschinenbau noch Maschinenbau war, und Chips noch keine Herrschaft über Antrieb und Steuerung von Maschinen hatten.

Für andere ist die Fahrt mit solch einem Museumszug das reine Freizeitvergnügen. Das Rattern der Räder, das Stampfen der Kolben ist die Hintergrundmusik für eine Fahrt in vergangene Zeiten. Bilderbuchlandschaften ziehen am Waggonfenster vorbei, schwarze Rauchfahnen begleiten den Zug. Und wenn das langgezogene Pfeifen der Lok ertönt, ist der Jubel vor allem bei den Kindern groß.

Aber die ehrwürdigen Züge sind nicht nur Selbstzweck, sondern echte Transportmittel. Oft ist die Fahrt mit der Museumsbahn die einzige Möglichkeit, ein entlegenes Tal zu durchqueren oder nach einer Wanderung durch einsame Landschaften wieder zurück nach Hause zu kommen.

Der kleine gelbe Zug

Wer zu Fuß die wilden Gebirgszüge der Ost-Pyrenäen durchstreifen möchte, hat in dem "kleinen gelben Zug", dem "Petit train jaune" einen exzellenten Begleiter. Der historische Zug fährt von Villefranche de Conflent im Südwesten von Perpignan nach Latour-de-Carol nahe der spanisch-französischen Grenze. Die Strecke führt durch winzige Dörfer, klettert durch Schluchten und an felsigen Hängen entlang über Wasserfälle, durch kleine Täler hinauf auf 1500 Meter zu Europas höchstgelegenem Bahnhof. Die Fahrt auf der 63 Kilometer langen Strecke dauert am Stück drei Stunden.

Seit 1910 transportiert das Gebirgsbähnchen Güter und Personen. Im Hochsommer fahren täglich sechs Züge zwischen Villefranche und Latour-de-Carol, im Juni und September sind es noch vier, außerhalb der Saison startet meist nur noch eine Bahn.

Hier gibt es mehr Informationen zum Petit Train Jaune.

Der Möwen-Zug

Wer eine Radtour entlang der französischen Atlantikküste mit einem besonderen Bahnerlebnis verbinden möchte, sollte eine Etappe zwischen der Ile d’Oléron und der Mündung der Gironde einplanen. Hier verkehrt die kleine Dampflok-Eisenbahn "Le train des Mouettes" – der Möwen-Zug – von La Tremblade an der Atlantikküste bis in das Städtchen Saujon im Hinterland. Die Bahnlinie, die nur noch touristisch betrieben wird, führt durch das Mündungsgebiet des Flusses Seudre. Der Zug hat ein extra Fahrradabteil, so dass es sich anbietet, mit dem Rad bis Saujon und zurück mit dem Zug zu fahren.

Eine besondere Attraktion für Eisenbahnfreund*innen ist die Lok des Zuges, eine Schneider-Dampflok: Sie stammt aus dem Jahre 1891 und ist als Kulturdenkmal eingetragen. Mit höchstens 30 Stundenkilometern zuckelt das Züglein dahin, so dass genug Zeit bleibt, sich vom Radfahren zu erholen und den Blick über die Küstenlandschaft zu genießen. Der Zug verkehrt ab April 2006 wieder zwei bis dreimal pro Tag.

Aufstieg mit der Zahnradbahn

Eine andere Art die Vergangenheit wieder aufleben zu lassen, ist der Aufstieg mit dem "Petit train de la Rhune" (www.rhune.com), einer der drei alten französischen Zahnradbahnen, auf den Rhune-Gipfel. Bis auf 900 Meter klettert der kleine Zug. Der Rhune gehört zu den Ausläufern der Pyrenäen im französischen Baskenland und bietet einen unbeschreiblichen Blick über die ganze baskische Küste, die benachbarten Pyrenäen-Gipfel und das Hinterland. Die Fahrt mit dem Museumsbähnchen lässt sich gut mit einer Wanderung verbinden: Auf markierten Wegen kann man entweder von der Küste zur Bergstation hinauf oder – nach einer gemächlichen Fahrt mit der Zahnradbahn – zum Fuß des Berges hinuntersteigen. Mit etwas Glück sieht man Geier am Himmel kreisen oder man kann eine Gruppe von Pottoks (kleine Wildpferde) oder Heideschafe am Wegesrand beim Grasen beobachten.

Der "Zug der Wunder"

Wer es mediterraner mag, sollte in den "Zug der Wunder", den "Train des Merveilles" einsteigen. Er fährt von Nizza ins Hinterland der Provence und bietet die schönsten Ausblicke aufs Mittelmeer. Der Betrieb ist ganzjährig.

Mehr Informationen zum Train des Merveilles gibt es auf der Website des regionalen Tourismusbüros

"Le Train de la Mure" - gewagte Konstruktionen

Als die "schönste Bahnlinie der Alpen" bezeichnen die Französ*innen gerne den "Train de la Mure". Man kann ihren Stolz auf die kunstvoll in die Felsflanken integrierte Schienenkonstruktion nachvollziehen. Die Strecke führt vorbei an beeindruckenden Felsmassiven, tiefen Schluchten, über Viadukte und Brücken und überwindet dabei über 500 Höhenmeter. 1888 wurde der "Train de la Mure" von Grenoble aus in die Bergarbeiterstadt La Mure gebaut.

Museumsbahnen - Nostalgie pur

Dampfeisenbahnen, antike Zahnradbahnen, Schmalspurbahnen und Bahnen mit elektrischem Antrieb - insgesamt gibt es in Frankreich rund sechzig dieser Museumsbahnen zu bestaunen. Meist sind es Vereine oder private Initiativen, die sich um den Erhalt der Gleise, die Pflege von Lok und Fahrzeugen, Betrieb und den Service – vom Ticket- bis hin zum Getränkeverkauf – kümmern. Von ehemaligen Eisenbahner*innen bis zu Bankangestellten oder Ärzt*innen finden sich in diesem Vereinen die unterschiedlichsten Berufsgruppen zusammen, um Zeit und Geld zu opfern und sich die Hände schmutzig zu machen für ihre Eisenbahnleidenschaft. Aber ob ehrenamtlich oder angestellt, alle Mechaniker*innen und Lokführer*innen sind von der staatlichen französischen Eisenbahngesellschaft SNCF für ihre Arbeit zugelassen. Auch für die Züge gelten die höchsten Sicherheitsstandards: Erst nach zahlreichen technischen Prüfungen und Genehmigungen dürfen sie auf die Strecke.

von Yasmina Haun

SNCF Französische Eisenbahnen

Die staatliche französische Eisenbahngesellschaft SNCF betreibt viele Tourismuszüge (Der gelbe Zug, Zug der Wunder, Der Zug der Schluchten von Allier, ...), ebenso der Französische Verein für Eisenbahntradition. Er bietet einen sehr gut gemachten Eisenbahnführer für ganz Frankreich mit Karten und vielen Informationen an: www.trains-fr.org. Insgesamt gibt es in Frankreich etwa 100 so genannte "Trains Touristiques".

Für die Reiseplanung

Unte Zügig durch Europa findest Du ausführliche Informationen zur Anreise mit der Bahn, zur Mitnahme von Fahrrädern, dem Zugverkehr in Frankreich und zu Sparangeboten.