Katalonien ist ein Paradies für alle, die gerne wandern. Vom Küstenwanderweg bis zur Hochtour auf dem Pyrenäenkamm gibt es eine große Auswahl an spannenden Wanderwegen. Die meisten sind außerdem gut per Bus und Bahn zu erreichen. Anderswo-Autorin Regine Gwinner verrät ihre Lieblingsrouten.
Katalonien zu Fuß
Der Morgen ist frisch. Vielleicht doch besser noch eine Jacke drüber ziehen, bevor es losgeht. Der Hüttenwirt winkt zum Abschied und schließt hinter uns die Tür ab. Wir sind die letzten Wanderer, die sich an diesem Morgen auf den Weg bergauf machen Richtung Pyrenäen Hauptkamm. Die Gipfelstürmer sind schon im Morgengrauen aufgebrochen. Als Fernwanderer haben wir es nicht ganz so eilig. Die Etappe von der Hütte Coma de Vaca zum Refugi d’Ulldeter ist mit dreieinhalb Stunden überschaubar. Das Wetter sieht stabil aus und wir genießen es, dieses sanfte grüne Hochtal des Rio Freser ganz für uns allein zu haben.
Langsam kommt die Sonne ins Tal und bringt das Wasser in den Steinbecken zum Glitzern, die der sprudelnde Gebirgsbach über Jahrtausende im felsigen Untergrund ausgewaschen hat. Wir werden heute noch baden, Murmeltiere und Adler beobachten und die besondere Landschaft genießen, bevor wir am Nachmittag das Refugi d’Ulldeter auf dem Fernwanderweg GR 11 nahe der französischen Grenze erreichen.
Unterwegs auf dem GR 11
Der GR 11 führt – auf der Südseite des Pyrenäenkamms – von der baskischen Atlantikküste bis ans Cap de Creus an der Costa Brava. In Katalonien quert er Hochtäler und felsige Hochgebirgsregionen, Skigebiete, Wälder und Flusstäler. Der Weg endet an der Mittelmeerküste, wo sich die Wanderer schließlich mit einem erfrischenden Bad im Mittelmeer belohnen können.
Was Katalonien als Urlaubsziel besonders reizvoll macht, ist seine Vielfalt an unterschiedlichen Landschaften. Die Bandbreite reicht von mediterran bis hochalpin, von schönen Stränden und einsamen Buchten bis zu Mittel- und Hochgebirgen mit Gipfeln von über 3000 Metern. Wer gerne wandert, kann diese unterschiedlichen und oft sehr einsamen Naturräume zu Fuß erkunden. Dank eines riesigen Netzes mit über 9000 Kilometern an Wanderwegen sind die Möglichkeiten für Touren fast unbegrenzt. Viele Wege führen durch Naturparke, auf historischen Wegen oder von der Küste bis hoch hinauf in die Pyrenäen. Es lohnt sich also, sich Zeit zu nehmen für eine längere Tour.
Wandern mit Blick aufs Mittelmeer
Die Camins de Ronda (GR 92) führen von der französischen Grenze an der Küste entlang Richtung Barcelona. Angelegt wurde er einst, damit die Patrouille-Soldaten, die gegen Schmuggler im Einsatz waren, es ein bisschen einfacher hatten, die besten Aussichtspunkte zu erreichen. Heute verbindet der Weg die kleinen Städtchen und Fischerdörfer an der Costa Brava. Man wandert durch schattige Pinienwälder, über Klippen und an verborgenen Buchten entlang. Immer wieder lockt das glasklare Wasser zu einer Extrabadepause und die vielen Strandbars und Restaurants am Weg laden ein zur Rast mit lokalen Fischspezialitäten und katalonischem Wein.
Auf den Spuren der Zisterzienser
Die Fernwanderroute GR 175 führt durch das grüne Hinterland von Tarragona. Hier kann man die berühmten Zisterzienser-Klöster Kataloniens entdecken. Die spektakulären Bauten aus dem 11. und 12. Jahrhundert liegen einsam inmitten schönster Natur und entführen ihre Gäste in eine Zeit, in der die klösterliche Routine den Tagesablauf bestimmte – weitab von Hektik und Themen des modernen Alltags.
Es gibt natürlich noch viel mehr Möglichkeiten, Katalonien zu Fuß zu erkunden. Alle verbinden sportliche Aktivität mit großen Naturerlebnissen und viel Genuss. Was wir als Erfahrung mitnehmen: Lieber mehr Zeit einplanen für die Tagesetappen und genug Raum lassen für Badepausen, Schlemmen und Landschaft genießen.