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Auch im Urlaub verantwortungsvoll agieren / © Unsplash / Noah Buscher

Nachhaltigkeit und Tourismus — passt das zusammen?

von Jasmin Anderseck

Eine Reise ganz ohne ökologischen Fußabdruck gibt es nicht. Wir geben einen Überblick, was Nachhaltigkeit im Tourismus konkret bedeutet und wie du deinen persönlichen Fußabdruck möglichst klein halten kannst.

Was bedeutet Nachhaltigkeit eigentlich? Der Begriff wird in vielen Zusammenhängen benutzt – unter anderem auch im Tourismus. Was dahinter steckt: Nachhaltigkeit soll den aktuellen Konsum mit den Bedürfnissen zukünftiger Generationen in Einklang bringen.

Wer bei Nachhaltigkeit direkt an Umwelt und Klima denkt, liegt nicht ganz falsch. Doch der Nachhaltigkeitsbegriff hat auch noch andere Facetten: Neben der Umweltverträglichkeit müssen für ein rundum nachhaltiges Angebot auch wirtschaftliche und soziale Aspekte berücksichtigt sein. Genau genommen kann es keine Nachhaltigkeit geben, wenn auch nur eine der drei Dimensionen außen vorgelassen wird.

Wie sieht ein nachhaltiges Reiseangebot konkret aus?

Thema Klima und Umwelt: Auf eine intakte Umwelt zu achten, müsste in der Tourismusbranche eigentlich selbstverständlich sein. Wer will schon Urlaub machen, wo das Wasser dreckig und die Böden vertrocknet sind. Daher fokussiert sich der Umweltaspekt der Nachhaltigkeit auf einen achtsamen Umgang mit Natur und Klima und mit dem Schutz der Lebensbedingungen vor Ort. Dazu gehört unter anderem ein verantwortungsvoller Umgang mit Abwasser, Müll, Umweltgiften und Schadstoffen. Auch ein sparsamer Umgang mit Ressourcen, das Thema Versiegelung, Abholzung und ein nachhaltiges Mobilitätsangebot gehören dazu.

Wusstest du, dass die Anfahrt für die Klimabilanz einer Reise die größte Rolle spielt? Daher haben eine kurze Anreise und die Wahl eines klimaschonenden Verkehrsmittel den größten Einfluss.

Unser Tipp: Urlaub in Europa mit einer Anreise per Bahn verbinden. So kannst du den Urlaubsort klimaschonend erreichen.

Thema soziale Gerechtigkeit

Für die soziale Nachhaltigkeit ist Fairness der zentrale Begriff. Die erreicht man über entsprechende Arbeitsbedingungen und eine gerechte Bezahlung der Menschen, die vor Ort für die Gäste arbeiten. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist es, dass die Wertschöpfung, die durch den Tourismus entsteht, bei den Menschen in der Region ankommt und nicht an Tourismuskonzerne fließt, für die Menschen und Natur vor Ort nur austauschbares Material sind.

Ein weiterer Aspekt ist die Beteiligung und der Schutz von Frauen und Kindern. Der Reiseveranstalter WomenFairTravel setzt sich für Geschlechtergleichheit, faire Bezahlung und eine Kooperationen auf Augenhöhe mit den lokalen Partner*innen ein. In einer Folge des Anderswo-Podcast erzählt die Geschäftsführerin Evelyn Bader von ihrem Engagement im Tourismus.

Unser Tipp: Du kannst vor einer Reise prüfen, wie es mit Arbeitsrechte und Mindestlohn im Reiseland aussieht. Die Reiseveranstalter, die im forumandersreisen zusammengeschlossen sind, müssen sich zum Thema soziale Nachhaltigkeit zertifizieren lassen.

Wusstest du, dass der Verein Ecpat seit langem gegen die sexuelle Ausbeutung von Frauen und Kindern im Tourismus kämpft? Hier gibt es viele Informationen, worauf man achten und was man tun kann, wenn man sexuelle Ausbeutung beobachtet.

Nachhaltig wirtschaften heißt, langfristig denken

Der wirtschaftliche Aspekt der Nachhaltigkeit setzt auf ein langfristiges Denken und Handeln der einzelnen Unternehmen. Dabei liegt der Fokus zum Beispiel auf einem langsamen Wachstum – auch wenn die Rendite dadurch erst mal geringer ist. Dafür sind die Betriebe krisenresistenter, berücksichtigen lokale Besonderheiten und ziehen nicht sofort weiter, wenn an anderer Stelle mehr Gewinn lockt.

Wusstest du, dass die UNESCO weltweit Biosphärenreservate einrichtet, die als Reallabor für nachhaltiges Leben und Wirtschaften erproben sollen, wie die drei Dimensionen der Nachhaltigkeit gut zusammenspielen können?

Die Tourismusdestination Katalonien beispielsweise steht für einen nachhaltigen Tourismus, weil sie in enger Zusammenarbeit mit der Bevölkerung Tourismusprojekte umsetzt, die vor Ort wirken, die Wirtschaft stärken und die Gegebenheiten der Region berücksichtigen. Deshalb trägt Katalonien seit 2015 das Siegel „Biosphere Responsible Tourism“.

Unser Tipp: In Regionen, die sich flächendeckend für Nachhaltigkeit engagieren, gibt es mehr zertifizierte Unterkünfte, mehr nachhaltige Produzent*innen, ein besseres Mobilitätsangebot und ein höheres Gesamtbewusstsein für Natur- und Klimaschutz. Hier findest du den Service, den du suchst, und belohnst mit deiner Urlaubsentscheidung gleichzeitig das Engagement der Menschen vor Ort.

© iStock

Anreise

Wer mit Bus, Bahn und Fähre in den Urlaub reist, erzeugt weniger CO2 als beim Fliegen und kann die Reise durch Zwischenstopps bereichern. Unter "Zügig durch Europa" sind alle Informationen, die du brauchst, um ohne Flug ganz entspannt überall hinzukommen – in Deutschland und ganz Europa.

Nachhaltige Reiseveranstalter

Hier findest du Reiseveranstalter, die fair unterwegs sind. Das heißt, dass sie mit kleinen Gruppen reisen, einheimische Reiseleiterinnen und Reiseleiter beschäftigen, einen fairen Teil ihres Umsatzes in der Region lassen und die Gäste mit regionalen und wenn möglich ökologischen Lebensmitteln versorgen.

Nachhaltige Unterkünfte

Unser Tipp für einen nachhaltigen Urlaub: Gastgeber mit dem Blaue Schwalbe-Siegel sind engagiert, gastfreundlich und auf Gäste ohne Auto ebenso eingestellt wie auf Menschen, die gerne mit regionalen und saisonalen Produkten verwöhnt werden möchten.

Ist ein nachhaltiger Urlaub möglich?

Wie genau setze ich einen fairen und klimaverträglichen Urlaub um? Wir haben fünf Tipps für eine nachhaltige Reise für dich gesammelt.