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Ein Mann öffnet sein Hemd und zeigt das T-Shirt darunter mit der Beschriftung "Save the planet"

Ben Förtsch hat mit 25 die Geschäftsführung des Hotel Luise in Erlangen übernommen. / © Hotel Luise

„Ich kann's auch nicht ändern: Ich will halt immer die Welt retten.“

von Regine Gwinner

Bereits mit 25 hat Ben Förtsch die Geschäftsführung des Hotel Luise in Erlangen übernommen und ist in die Fußstapfen seiner Eltern getreten - die Next Generation der Öko-Hotellerie

Anderswo: In Ihrer Famlie ist Gastgeben eine Familientradition. Wie ist es, in einem Hotel aufzuwachsen?

Ich fand es eigentlich ganz nett. Ich musste als Kind nie mit­arbeiten. Für mich war es eher die Rundumversorgung im Hotel Mama. Es gab immer was zu essen und richtig gutes Frühstück.

Ben Förtsch: Ihre Eltern waren pioniere der Öko-Hotellerie. War Ihnen als Kind klar, dass das etwas besonderes ist?
Mein Vater hat mich mit unserem kleinen E-Auto in den Kindergarten gefahren. Das hat einiges an Aufmerksamkeit erzeugt. Spätestens da war mir klar, dass wir Dinge anders machen als andere und dass wir damit auffallen. Oder wenn ich mit Oma ins Reformhaus bin. Das waren für mich schon prägende Erfahrungen: der Geruch, die besonderen Verpackungen. Und alles war in der gleichen gelb-braunen Farbwelt. Das ist für mich das traditionelle Öko: viel guter Inhalt, aber keine ansprechende Verpackung.

Anderswo: Was Macht Ihre Generation im Hotelbetrieb anders als die Elterngeneration?

Ben Förtsch: Ich habe BWL studiert und mich im Studium viel mit Wirtschaftspsychologie beschäftigt. Marketing hat mich immer fasziniert. Das neue Öko ist breitentauglicher, weil es besser kommuniziert wird. Meine Eltern waren Profis in Sachen Nachhaltigkeit, aber nicht beim Marketing. Mein Anspruch ist, dass ein überzeugendes ökologisches Angebot ganzheitlich gedacht sein muss – nicht nur in Bezug auf wirtschaftliche und soziale Aspekte, sondern auch bei Verpackung und Vertrieb. Das hat die junge Generation verstanden.

Anderswo: Wo sind die großen Heraus­forderungen bei der Nachhaltigkeit?

Ben Förtsch: Große Hotelketten haben andere Möglichkeiten, ihr Nachhaltigkeitsengagement zu bewerben. Sie setzen geschickt ein paar Akzente, unterstützen das mit dem entsprechenden Design – und die Gäste hinterfragen das nicht. Wir haben nicht das Budget, um da mithalten zu können. So verlieren wir Gäste, die eigentlich unser Engagement suchen, an Hotels, die nur so tun, als ob.

„Meine Eltern waren Profis in Sachen Nachhaltigkeit, aber nicht beim Marketing.“

Anderswo: Wofür Brennen Sie besonders?

Ben Förtsch: Die Idee der Kreislaufwirtschaft begeistert mich sehr. Immer weniger Ausschuss zu erzeugen, alles weiter nutzen zu können. Das ist sehr faszinierend. Und ich lege sehr viel Wert darauf, dass Nachhaltigkeit nichts mit Verzicht zu tun hat. Das soll man in unserem Hotel beispielhaft erleben können. Rundum nachhaltig wirtschaften und dennoch den gewohnten Lebensstil halten. Wenn uns das nicht gelingt, erreichen wir die breite Masse nicht.

Anderswo: Wie alt waren Sie, als Sie das Familien­unternehmen übernommen Haben?

Ben Förtsch: Ich war 25, als durch die Krankheit meines Vaters die operative Geschäftsführung an mich fiel. Eigentlich wollte ich noch ganz viel in andere Betriebe reinschauen, Praktika machen, reisen, den Master machen ... Aber dann kam die Aufgabe, und ich hab sie angenommen. Jetzt führe ich seit acht Jahren ein nachhaltiges Hotel und hab noch ganz viele Projekte, die ich umsetzen möchte. Ich will halt irgendwie immer die Welt retten.