Wonach suchst du?

Ein Leuchtturm bei Sonnenaufgang

Das Wicklow Head Old Lighthouse bei Sonnenaufgang. / © Irish Landmark Trust

Schlafen im Leuchtturm: Wicklow Head Old Lighthouse

Das Wicklow Head Lighthouse wurde zwar am falschen Platz gebaut, ist dafür jetzt der perfekte Ort für eine Auszeit an den schroffen Klippen und inmitten der vielfältigen Landschaft Irlands. Anderswo trifft Brendan Conway, der den alten Leuchtturm als Ferienunterkunft vermietet.

Herr Conway, was ist die Geschichte des Wicklow Head Old Lighthouse?

Der Leuchtturm stammt aus dem Jahr 1781. Er war aber nur bis 1818 in Betrieb, denn man hatte ihn an der falschen Stelle gebaut. Bei Nebel oder Dunst kann man den Turm weder von Land noch von See aus sehen. Deswegen hat man einen funktionierenden Leuchtturm weiter unten auf der Landzunge gebaut, das Wicklow Head Front Lighthouse. Der alte Leuchtturm stand dann leer, bis die Denkmalpflegeorganisation Irish Landmark Trust ihn 1996 erwarb und zum Ferienhaus ausbaute. Meine Mutter war damals die erste House Managerin. Seit zwei Jahren ist sie im Ruhestand und ich habe den Posten von ihr übernommen. Mein Bruder unterstützt mich dabei.

Wie lief die Renovierung des Leuchtturms ab?

Soweit man weiß, hat nie jemand im Leuchtturm gewohnt. Daher befanden sich zu Beginn der Renovierung im Inneren des Turmes keine Stockwerke, keine Treppen, nichts. Es war ein kompletter Rohbau. In nur elf Monaten hat der Irish Landmark Trust den Turm von innen und von außen komplett renoviert. Die Bauarbeiter*innen bauten alle Innenteile, zum Beispiel die Treppen, außerhalb des Turmes zusammen und setzten sie dann ein. Der Entwurf für das Innere des Turmes stammt von der Architektin Maura Shaffrey. Leider konnte sie die Fertigstellung nicht mehr erleben, da sie vor Abschluss der Bauarbeiten verstarb.

Welche Herausforderungen brachte der Umbau eines so alten Gebäudes mit sich?

Es ist ein Spagat, den Turm bewohnbar zu machen und ihn gleichzeitig möglichst so zu belassen wie bei seiner Erbauung. Es gibt keine Aufzeichnungen darüber, wie der Turm früher aussah, deswegen mussten wir uns das erschließen. Dafür haben wir zum Beispiel eine Spezialfirma beauftragt, die versucht hat herauszufinden, welcher Putz früher verwendet wurde. Zudem hat sie überprüft welchen Putz man heutzutage nutzen kann, um Regen und Wind abzuhalten und gleichzeitig dem Denkmal treu zu bleiben. Auch bei der Instandhaltung stehen wir vor Herausforderungen. Unsere Fenster sind einfachverglast und werden im Winter stark beansprucht. Wir dürfen aber aus Denkmalschutzgründen keine Doppelverglasung einbauen. Deswegen müssen wir die Fenster oft ersetzen. Dieser Prozess ist aufwändig, aber notwendig.

Wie verbringen die Gäste ihre Zeit vor Ort?

Unsere Gäste leben oft in großen Städten und suchen bei uns Abgeschiedenheit und Ruhe. Viele machen Tagesausflüge und entdecken die Natur der Grafschaft Wicklow. Manche bleiben aber auch den ganzen Tag im Leuchtturm und genießen die Aussicht. Die meisten sind sehr interessiert an der Geschichte des Leuchtturmes und ich unterhalte mich gerne mit Ihnen darüber. Ich stamme aus einer Leuchtturmwärter-Familie, mein Großvater, mein Vater und ich waren Leuchtturmwärter. Es ist eine schöne Verbindung, die auch die Gäste spüren.  

Haben Sie auch in Wicklow Head als Leuchtturmwärter gearbeitet?

Nein, aber ich habe in den 1960er Jahren mit meinen Eltern im Wicklow Head Front Lighthouse gelebt. Mein Vater war dort Wärter, bis er an eine andere Station versetzt wurde. In den 1980er-Jahren war ich selbst Leuchtturmwärter und habe in verschiedenen irischen Leuchttürmen gearbeitet, zum Beispiel auf der Insel Skellig Michael (Anmerkung: Insel im Atlantik, circa 12 Kilometer vor der Südwestküste Irlands). Das war eine außergewöhnliche Erfahrung. Wir mussten mit dem Hubschrauber raus auf die Insel fliegen. Die Ablösung fand alle zwei Wochen statt. Wenn das Wetter zu schlecht war, konnten wir manchmal am Ablösungstag nicht zurückkommen und mussten ein paar Tage länger bleiben. Aber mir hat die Arbeit dort trotzdem gut gefallen.

Was gefällt Ihnen an ihrem Beruf als House Manager am besten?

Ich liebe es, den Turm wieder herzurichten, nachdem die alten Gäste gefahren sind und bevor die neuen kommen. Manche Gäste sind sehr ordentlich, andere weniger. Letzte Woche hatte ich hier Gäste mit Kindern, die den Turm praktisch auf den Kopf gestellt haben. Es hat lange gedauert, ihn wieder so herzurichten, wie er davor aussah. Aber der Prozess macht mir viel Spaß. Außerdem mag ich die Interaktionen mit den Gästen, sie zu empfangen und mich mit ihnen zu unterhalten. Und ich mag die Geschichten, die im Turm entstehen. Vor ein paar Jahren hat ein Paar aus Kalifornien bei uns geheiratet. Sie haben Kontakt zu einem Priester aufgenommen, der dann zum Turm kam und sie dort traute. Nur die beiden und der Priester.

Wenn ich gerade dabei bin, den Turm wieder herzurrichten und einen Moment Zeit habe, setze ich mich manchmal ans Fenster und schaue einfach nur hinaus aufs Meer. Wicklow, wo ich lebe, ist ein wunderschöner Ort.

 

Das Interview führte Ida Mohrhardt

 

 

Die Geschichte dazu

In seinem Buch „The Boy Who Built Lighthouses” erzählt Brendan Conway von seiner Kindheit am Wicklow Head Lighthouse und seiner Zeit als temporärer Leuchtturmwärter. Es ist auf Amazon verfügbar.