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Die Schweiz per Bahn erleben – zum Beispiel mit einem Panorama-Zug auf der Goldenpass Express-Linie / © Goldenpass Express

Bahntickets für die Europa-Reise

Europa-Reise mit der Bahn – immer mehr Menschen suchen die Alternative zum Flug. Der Ticketkauf wird zwar online erst mal einfacher, aber Expertise und Beratungsangebote werden seltener.

Buchst Du noch oder reist Du schon? Die Frage stellt man sich hin und wieder, wenn man beim Kauf des Bahntickets nach Frankreich, Italien oder Österreich an den vielen Fragen und Optionen scheitert. Denn selbstverständlich kann man heutzutage alle Fahrkarten und Reservierungen selbst online buchen. Dazu reicht eine Kreditkarte und die entsprechende Buchungserfahrung. Bei grenzüberschreitenden Reisen in die europäischen Nachbarländer kann es aber sein, dass bahn.de nicht mehr ausreicht.

Buchungsportale für Bahnreisen in Europa

Mit der Entscheidung fürs richtige Buchungsportals beginnt die Qual der Wahl: europaweite Buchungsportale sind zum Beispiel Rail Europe oder trainline und auch die DB leitet Nutzer*innen, die ausländische Ziele eingeben, zu ihrem Web-Angebot „internationalen Buchung“ weiter. Was hoffnungsvolle Reisende auf dem Weg zum Online-Ticket aber nicht wissen: Diese Portale haben zwar ein umfangreiches Angebot, keines ist aber vollständig in seinen Buchungsmöglichkeiten. Jedes Portal bietet nur Fahrkarten für die Bahngesellschaften an, mit denen es Vertriebskooperationen abgeschlossen hat. Welche das sind und welche Vor- oder Nachteile das für die Reisenden mit sich bringt, ist auf den ersten Blick nicht ersichtlich.

Hintergrundwissen hilft: Wer zum Beispiel weiß, dass Rail Europe als Buchungsportal ursprünglich auf Frankreich spezialisiert war, nutzt dieses Portal bevorzugt für Reisen nach Frankreich. Hier können Reisende mit Interrail-Tickets unter anderem auch die in Frankreich notwendigen Reservierungen für den Fernverkehr online buchen. Dafür berechnet das Portal teilweise eine zusätzliche Buchungsgebühr. Bei trainline dagegen sind bisher separate Reservierungen nicht buchbar. Dafür findet das Portal gezielt günstige Fahrkarten – und nimmt dafür keine weiteren Entgelte.

Bei allen Hype um KI: Buchungsportale verfügen bisher nicht über eine eigene Intelligenz. Sie denken nicht mit, welches Ticket für die besonderen Umstände der Reisenden das Beste sein könnte. Wie viel Zeit zum Umsteigen brauche ich beispielsweise mit Kinderwagen oder Fahrrad? Reise ich lieber etwas langsamer und dafür auf der landschaftlich schönsten Strecke oder will ich die schnellste Verbindung? Gibt es eine Nachtzug-Variante, die nicht angezeigt wird, weil ich den falschen Startbahnhof angegeben habe? Die Programme hinter den Buchungsportalen denken da einfacher: Sie halten sich an die Anfrage und geben aus, was sie dafür an Ergebnissen finden. Und: Die Programme wurden von Menschen geschrieben, die auch nur einen begrenzten Überblick über die Angebote und die Bedürfnisse der unterschiedlichen Reisenden haben.

Ticketkauf und Fahrgastrechte

Was ebenfalls problematisch ist: Beim Online-Kauf ist der Kunde/die Kundin allein für die Wahl des richtigen Angebots verantwortlich. Wenn die Verbindung nicht funktioniert, übernimmt die Buchungsplattform keine Verantwortung. Grundsätzlich orientieren sich alle Portale an den Informationswünschen der europäischen Fahrgastrechte. Gesucht werden also die schnellsten und billigsten Verbindungen. Ob diese sinnvoll sind, ist keine Vorgabe. Typische Ärgernisse sind zu häufige Umstiege, knappe Umstiegszeiten sowie nicht stornierbare Tarife.

Bisher verweigern sich die nationalen Bahngesellschaften einem gemeinsamen Ticketsystem mit durchgängiger Ausstellung der Fahrkarte. Stattdessen müssen bei vielen Fahrten die Fahrkarten nacheinander gestückelt gekauft werden. Der große Nachteil dabei ist dann der Verlust der Fahrgastrechte. Entschädigungen bei Verspätungen gibt es nur für die jeweils betroffene Fahrkarte. Eine Weiterbeförderung bei verpassten Anschlüssen ist nur auf Kulanzbasis möglich.

Bei kurzfristigen Fahrplanänderungen nach der Buchung schreiben die Fahrgastrechte automatisiert verschickte Informationen vor. Ob diese hilfreich sind, hängt wieder vom Versender ab. Manchmal sind die Benachrichtigungen eher verwirrend oder decken nur einen Teil der Transportkette ab, was dann im nächsten Schritt zu Problemen führt.

Kostenpflichtige Stornierungen und Neubuchungen sollte man möglichst vermeiden, solange einem die Fahrgastrechte zustehen. Hier ist von den Buchungsportalen aber kaum persönliche Unterstützung zu erwarten.

Gut beraten im Bahnreisebüro

Die Deutsche Bahn geht konsequent den Weg der Digitalisierung. Ein unerfreulicher Nebeneffekt dieses Trends: Inzwischen zahlt die Deutsche Bahn Reisebüros keinerlei Provisionen mehr für Beratung und Buchung von Bahntickets. Die Begründung: Die Kund*innen können doch alles online buchen, Beratung und Service von echten Menschen braucht es nicht mehr. Alternativ kann man ins DB Reisezentrum, wo man mit etwas Glück doch noch eine/n Mitarbeitende/n erwischt, der/die Erfahrung mit internationalen Ticktetbuchungen hat. Das ist selbst für die, die ein DB Reisezentrum in ihrer Nähe haben, zeitaufwendig und eine Erfolgsgarantie gibt es auch nicht.

Wer kompetente Beratung wünscht, kann sich daher weiterhin an spezialisierte Reisebüros wenden, die auch per Telefon oder Mail beraten. Da diese keine Provision mehr bekommen, müssen sie die Leistung allerdings zusätzlich zu den Ticketpreisen in Rechnung stellen – und zwar schon zu Beginn der Beratung, die ja oft den Großteil der Zeit beansprucht, und nicht erst beim Fahrscheinkauf.

Bahnticketkauf beim Profi

Was zeichnet die Bahn-Profis aus und warum können sich die zusätzlichen Kosten durchaus lohnen: Zum einen bringen die Spezialist*innen langjährige Erfahrung und einen großen Überblick über das europäische Bahnsystem mit. Sie kennen nicht nur die unterschiedlichen Routen, Zuganbieter und Verbindungen, die zur Verfügung stehen, sondern auch die Stärken und Schwächen der unterschiedlichen Verkaufsportale. Außerdem haben die Bahnprofis einen Überblick über Tarifbestimmungen und deren aktuelle Auswirkungen. So sind z.B. stornierbare Sparangebote oft nur unwesentlich teurer als die billigsten Fahrkarten, bei denen die Stornieroption ausgeschlossen ist. Auch der Preisvergleich Einzeltickets und Interrailpässen mit Zuschlägen und Reservierungen wird bisher von keiner Maschine angeboten.

Weitere Spezialisten-Kenntnis: Meist wissen die Profis, ob Züge wirklich ausverkauft sind oder noch Resttickets auf dem Markt sind, ob der Buchungsbeginn überhaupt schon erreicht ist und die Züge zur Verfügung stehen oder ob wegen geplanter Bauarbeiten Züge noch nicht buchbar sind bzw. ganz gestrichen werden. Auch bei Gruppenfahrten ist es oft hilfreich, die Unterstützung von Profis in Anspruch zu nehmen.

Wer bei der Planung einer Bahnreise umfassende Beratung und Service aus einer Hand wünscht, ist bei den Bahnspezialist*innen gut aufgehoben – auch wenn dieser Service einen Preis hat. Die Preisgestaltung richtet sich in der Regel nach dem geschätzten Beratungsbedarf und dem finalen Ticketpreis. Dafür hat beispielsweise das Bahnreisebüro Kopfbahnhof in Berlin ein gestaffeltes Preissystem eingeführt. Bei der ersten Anfrage per Mail oder Telefon wird eine geschätzte Aufwandspauschale vereinbart. Die Kund*innen verpflichten sich mit Erteilung des Beratungsauftrags, diese Pauschale zu zahlen. Sie liegt zwischen 20 und 100 Euro – je nach Komplexität der Aufgabe. Wird dann im nächsten Schritt ein Ticketkauf vereinbart, wird die Beratungspauschale mit der Provision verrechnet. Die Provision beträgt 15 Prozent des Kaufpreises.

Bahnreisebüros

Dieser Beitrag ist entstanden in Zusammenarbeit mit dem Bahnreisebüro Kopfbahnhof in Berlin.

www.kopfbahnhof.info