Wonach suchst du?

Das Innere eines Hotels aus Eis

Auf einem Eisblock schlafen: Klingt kalt, wird aber durch Schlafsäcke und Felle zu einem angenehmen Erlebnis. / © elisalocci/istock

Schlafe lieber ungewöhnlich

von Regine Gwinner

Übernachten im Eishotel, in Baumwipfeln und unter Wasser

Mehr als ein Bett: Ungewöhnliche Übernachtungsmöglichkeiten erweitern die Vielfalt und machen das Reisen bei Tag und Nacht spannend.

Eine Nacht in den Baumwipfeln

Kreuz und quer hängen die Bahnwaggons in den Bäumen. Das Baumhotel in der Nähe von Hollenbek im Kreis Herzogtum Lauenburg mutet auf den ersten Blick makaber an: Die nachgebauten Bahnabteile aus Holz erinnern an eine Katastrophe im Zweiten Weltkrieg. 1945 bombadierten englische Kampfflugzeuge einen Güterzug im Bahnhof Hollenbeck, der Raketensprengköpfe geladen hatte. Die Lok flog 600 Meter weit, 20 Soldaten starben.

Äußerst friedlich und ruhig ist dagegen die Übernachtung in dem schiefen Baumhotel, in dem nur die Betten im Lot stehen. Abends am Lagerfeuer hört man die Flammen knistern und die Frösche quaken. Die Zivilisation scheint weit weg

Übernachtungsgäste erreichen die Baumhaussiedlung mit Draisinen und Schienenfahrrädern über die stillgelegte Bahnstrecke nach Hollenbek. Drei Kilometer gehts auf alten Gleisen durch schleswig-holsteinische Wildnis. Die drei 30 Quadratmeter großen Abteile mit eigenem Bad bieten insgesamt zwölf Leuten Platz und stehen sowohl Einzelpersonen als auch Gruppen zur Verfügung. Am Morgen bringt die freundliche Servicekraft ein riesiges Vollkorn-Frühstücksbuffet auf die Sonnenterrasse in sechs Metern Höhe.

Die Übernachtung im 2er-Baumhaus kostet 144 Euro pro Nacht. www.erlebnisbahn-ratzeburg.de

Schlafen im Heu

Im Familien Landhotel Stern in Tirol können große und kleine Gäste im Rahmen des Familienprogramms eine ganz besondere Nacht im Heu verbringen. Außerdem gibt es Familienwanderungen auf die Almhütte, die zum Hotel gehört.

Schlummern wie im Orient

Reiseleiterin Veronika Rickerts hat auf Sardinien im Hinterland der Costa Smeralda ein marokkanisches Bürgermeisterzelt für Feriengäste aufgebaut. Es ist orientalisch eingerichtet – mit Holzfußboden, Teppichen, Doppelbett, Schrank und Regal. Die Urlauber kochen im Freien und essen oder entspannen unter Olivenbäumen. Das Bad befindet sich in einer zusätzlichen Hütte auf dem weitläufigen Gelände. Im Juli und August kostet das Zelt 680 Euro pro Woche, in den restlichen Monaten 560 Euro. Das Kinderzelt gleich nebenan ist inklusive.

Gute Nacht in Eis und Schnee

Übernachten in Iglus und Eishotels – dieses Konzept haben mittlerweile viele Länder übernommen. Die Schweiz baut im Winter mehrere Igludörfer auf, in denen die Gäste abends traditionell Fondue essen. In Kitzbühel, Österreich, kann man ebenfalls in einem Alpeniglu übernachten.

Das schwedische Eishotel in Jukkasjärvi ist das älteste seiner Art. Es hat rund 60 Zimmer, in denen von Dezember bis April Gäste übernachten können. Die Betten bestehen aus Eisblöcken. Rentierfelle und Schlafsäcke schützen vor der Kälte.

Schlafen unter Wasser

Im Mälaren-See, in der Nähe von Västeras bei Stockholm, schwimmt auf einem Floß ein rotes Häuschen, ein Minihotel. Wie bei einem Eisberg befindet sich der bedeutendste Teil der Unterkunft unter Wasser – das Schlafzimmer. Über ein Rohr im Fußboden rutscht man direkt ins Bett und findet sich Auge in Auge mit den Fischen im See.

Der schwedische Erlebniskünstler Mikael Genberg ist der Erfinder dieses außergewöhnlichen Hotels. Gäste können die Übernachtung für umgerechnet knapp 250 Euro buchen. Unbedingt rechtzeitig buchen – das Utter Inn ist weltweit beliebt und es gibt nur ein Doppelbett. www.sjoevent.se

Träumen hinter Schwedischen Gardinen

Die Zellen heißen heute Zimmer, die Insassen Gäste und statt Freigang auf dem Hof machen Menschen hier Urlaub: in ehemaligen Gefängnissen, die zu Hotels oder Jugendherbergen umfunktioniert wurden. Das Konzept klingt etwas befremdlich, scheint aber weltweit zu boomen.

Zum Beispiel auf der Insel Långholmen, mitten in Stockholm: Dort befand sich bis 1975 das Alcatraz des Nordens. Seitdem ein Hotel mitsamt angeschlossener Jugendherberge 1989 hinter die dicken Mauern gezogen ist, kommen die Menschen freiwillig ins Inselgefängnis: www.langholmen.com

In der slowenischen Hauptstadt Ljubliana haben Künstler das ehemalige Gefängnis der Armee zum "Hostel Celica" umgestaltet. Gittertüren und lange Gänge erinnern noch an die ursprüngliche Funktion des Gebäudes. Im Internet können sich Urlauber die 20 Designzimmer anschauen und ihre Lieblingszelle gleich buchen: www.hostelcelica.com.

Das erste Gefängnishotel der Schweiz steht in Luzern und heißt "Jailhotel Löwengraben". Hier waren noch bis vor zehn Jahren Gefangene im historischen Zentralgefängnis untergebracht. Wo 135 Jahre lang Fluchtpläne geschmiedet wurden, genießen heute Urlauber die ungewöhnliche Atmosphäre:
www.hotel-jail.ch

Die Briten haben ihren ehemaligen Knast Oxford Castle gleich in ein ganzes Szeneviertel umgewandelt – mit Restaurants, Cafés, Kulturveranstaltungen und einem luxuriösen Boutique-Hotel www.oxfordprison.co.uk.

Ein Bett im Kloster

Entspannen, der Hektik der Welt entfliehen, meditieren, die Ruhe genießen – viele Klöster bieten mittlerweile Übernachtungsmöglichkeiten an. Im Kloster Hegne am Bodensee kann man in Pilgerzimmern ganz einfach wohnen. Wer die klösterliche Atmosphäre gerne mit etwas mehr Komfort verbindet, kann im angeschlossene 3-Sterne-Superior-Hotel St. Elisabeth wohnen und die Angebote des Klosters wahrnehmen. Neben Meditation und Entspannung bietet das Kloster Hegne auch zahlreiche Kreativworkshops.

Kloster Plankstetten ist an einem Ausläufer des Altmühltals gelegen. Die Abtei wirtschaftet nach ökologischen Kriterien und bietet neben Übernachtungen im angeschlossenen Gästehaus auch die Möglichkeit, einige Zeit mit der Ordensgemeinschaft zu leben.

Übernachten im Turmzimmer

Es muss ja nicht gleich eine Burg oder ein Schloss sein: Wer eine Urlaubsunterkunft mit mittelalterlichem Flair wünscht, kann in der luxemburgischen Stadt Echternach in einem der vier Wachtürme entlang der Stadtmauer wohnen. Die Ferienwohnungen sind modern eingerichtet. Das Besondere: die Zimmer sind zum Teil halbrund und auf 4 oder 5 Stockwerke verteilt www.echternach-tourist.lu

Leuchtturmquartiere

Der Harlinger Leuchtturm ist Teil einer Lichterkette aus zwanzig Leuchttürmen entlang der niederländischen Küste. Er ist zu einem Hotel für zwei Personen umgestaltet. Bad, Schlaf- und Esszimmer sind auf drei Etagen verteilt. Durch die Rundumverglasung kann man aus dem Bett die Möwen überm Meer beobachten. Eine Nacht mit Frühstück kostet ab 349 Euro.

In Kroatien kann man stillgelegte Leuchttürme als Urlaubsunterkunft buchen. Die historischen Gebäude liegen zum Teil sehr einsam und idyllisch auf kleinen Inseln vor der Küste.

Lesend reisen – reisend lesen

In der Hektik des Alltags bleibt wenig Zeit zu lesen. Das soll im Urlaub anders sein. Die Bibliotels in Österreich haben sich daher auf eine lesefreundliche Atmosphäre spezialisiert: Zu ihrer Ausstattung gehören beispielsweise eine gut sortierte Bibliothek, Lesesessel und -lampen, Hörbücher und MP3-Player sowie aktuelle Zeitungen und Zeitschriften. Die Gäste können sich sogar ein Wunschbuch aus der Bestsellerliste der Bibliotels-Homepage aussuchen, das bei der Ankunft schon auf dem Zimmer liegt. "In den Bibliotels wird bei jedem Gast dafür gesorgt, dass Lesen und Reisen perfekt verbunden sind", erklärt Sebastian Mettler von der Innovationswerkstatt in Salzburg, der das Konzept der Bibliotels entwickelt hat. Im Programm der Bibliotels finden sich auch Lesungen von Erfolgsautor*innen, Seminare, Buchpräsentationen und Workshops.

Mitautorin: Valeska Zepp