© iStock

Camping ohne Auto

Alle Campingaspekte nachhaltig denken

Camping liegt voll im Trend: Seit 2014 steigen die Übernachtungszahlen auf deutschen Campingplätzen kontinuierlich an. Von dem ursprünglichen Campinggedanken - ein Zelt, ein Fahrrad, ein Schlafsack und ein Lagerfeuer - ist dabei teilweise nicht mehr viel von übrig (Stichwort Glamping = Glamour + Camping). Anderswo zeigt, dass es auch anders geht.

Anreise zum Campingplatz

Mit dem Fahrrad anzureisen ist nicht nur die umweltfreundlichste Variante, sondern auch vor Ort die schönste Möglichkeit, die Gegend zu erkunden. Wem die Anreise mit dem Fahrrad zu weit ist, weil es für den Sommerurlaub vielleicht in einen weiter entfernten Teil Deutschlands oder sogar ins Ausland gehen soll, der lädt sein Rad mit Sack und Pack einfach in den Zug. (Achtung: Fahrradstellplätze sind in deutschen Fernverkehrszügen begrenzt, deshalb empfiehlt es sich, rechtzeitig zu reservieren.)

Einige Campingplätze bieten ihren Gästen auch einen Abholservice vom Bahnhof an, so zum Beispiel der idyllisch zwischen Olivenbäumen gelegene Campingplatz Le Grigue im italienischen Ligurien.

Die Wahl des richtigen Campingplatzes

Auch wenn die Nähe zur Natur für viele ein wichtiger Grund ist, sich für Camping zu entscheiden, sieht die Realität auf vielen Campingplätzen oft anders aus: Zelte, Wohnwagen und Wohnmobile reihen sich zu hunderten dicht gedrängt aneinander, es gibt Restaurants, Schwimmbäder und Kinderbespaßung. Wer bei dieser Beschreibung Lust auf das gegenteilige Extrem, Wildcamping, bekommt, wird in Deutschland leider enttäuscht: Wildcamping ist im ganzen Land verboten, wobei die genauen Regeln je nach Bundesland etwas unterschiedlich ausfallen. In den letzten Jahren haben einige Bundesländer allerdings sogenannte Trekkingplätze eingerichtet, auf denen man gegen eine geringe Gebühr mitten in der Natur übernachten kann.

Bei der Suche nach einem naturnäheren, umweltverträglichen Campingplatz hilft die Zertifizierung
ECOCAMPING. Neben der naturnahen Gestaltung des Campingplatzes stehen andere Kriterien wie sparsame Wassernutzung, Energieeffizienz und Abfallvermeidung im Leitbild des Netzwerks, dem sich die zertifizierten Campingplätze verschreiben. Aktuell zertifiziert das Netzwerk 219 Campingplätze in sechs Ländern.

Für Bahn- und Radreisende ist natürlich auch die Erreichbarkeit ein wichtiges Kriterium. In der Regel informieren Campingplätze auf ihren Websites über Anreisemöglichkeiten. Perfekt für Radler ist zum Beispiel Ruhrcamping in Essen, von wo aus man in Tagestouren entspannt das radrevier.ruhr entdecken kann.

Zelte mieten

Wer vor dem Gedanken zurückschreckt, sein ganzes Gepäck inklusive Zelt auf dem Fahrrad zu transportieren, findet auf vielen Campingplätzen die Möglichkeit, vor Ort einen Wohnwagen oder ein Zelt zu mieten. Mietzelte beinhalten in der Regel Schlafstätten und oft auch Sitzgelegenheiten, sodass von den Reisenden nur noch Kleidung, Schlafsack und Küchenutensilien mitgebracht werden müssen. Wer sich für die komfortablere Variante entscheidet und einen Wohnwagen mietet, findet in der Regel auch Küchenutensilien vor.

Mittlerweile bieten viele Campingplätze auch ausgefallenere Übernachtungsvarianten an: von kleinen Holzhütten über Mobilheime bis zu luxuriösen Lodge-Zelten ist für jedes Komfortlevel etwas dabei - mit Camping hat das aber oft nicht mehr viel gemeinsam.

Wer es einfacher mag, kann zum Beispiel auf dem spanischen Campingplatz Islas Cíes  Zelte ohne Schnickschnack mieten, deren einziger Luxus in einem Feldbett besteht. Auch in Deutschland bieten viele Campingplätze fertig aufgestellte Zelte zum Mieten an, so zum Beispiel die meisten Plätze der Knaus Campingpark-Gruppe. Auf einigen Plätzen wie z.B. in Bad Dürkheim stehen neben normalen Zelten auch Tipis zum Mieten zur Verfügung.

Camping ohne Auto - was mitnehmen?

Für alle, die mit dem Fahrrad oder der Bahn zum Campen fahren, heißt es, das Gepäck genau durchzuplanen, der Platz ist schließlich begrenzt und auch das Gewicht spielt eine Rolle. Aufblasbares Riesenkrokodil und Liegestühle müssen wohl eher zu Hause bleiben, immerhin steht kein großer Kofferraum zur Verfügung. Aber die wichtigsten Camping-Basics nehmen nicht viel Platz ein und lassen sich auch gut in Fahrradtaschen transportieren. Wer plant, seinen kompletten Urlaub auf demselben Campingplatz zu verbringen, kann dabei noch einmal anders (und eventuell ein wenig verschwenderischer) packen, als diejenigen, die ihr Zelt jeden Morgen ab- und jeden Abend an einem neuen Ort wieder aufbauen.

Katharina Baum, 2019

Mehr Informationen

Mehr Camping-Inspiration gibt es hier:

Schönen und spannenden Urlaub kann man nicht nur in der Ferne erleben: Wie wäre es zum Beispiel mal mit einem Microadventures ganz in der Nähe?

Übernachten im Zelt ist nicht jedermanns Sache. Genau so naturnah, aber etwas komfortabler schäft es sich im Schäferwagen im Altmühltal.

Wild campen ist in Deuscthland nicht erlaubt. Es gibt aber Alternativen, zum Beispiel sogenannte Trekkingplätze, auf denen man an abgelegenen Orten mitten in der Natur übernachten kann.

Den richtigen Campingplatz finden

www.ecocamping.de ist ein Netzwerk für nachhaltige Campingplätze und zeichnet inzwischen bereits über 200 Plätze aus.

Unter www.greencampings.at haben sich ökologische Campingplätze, die mit dem österreichischem Umweltzeichen ausgezeichnet sind, zusammengetan.

Kleine, naturnahe Campingplätze können über www.kleinecampingplaetze.de gefunden werden.

Packliste

Auch bei nur wenig Platz für Gepäck dürfen diese Basics (neben Zelt, Schlafsack und Isomatte) auf keinen Fall fehlen:

  • Gaskocher mit Reservegaskartusche
  • Feuerzeug/Streichhölzer
  • scharfes Messer/Taschenmesser/Multitool
  • Bruchsicheres Geschirr und Töpfe
  • Trinkflasche zum Wiederauffüllen
  • Wetterfeste Kleidung
  • Sonnenschutzmittel und Mückenspray, am besten frei von Mikroplastik
  • Stirnlampe/Taschenlampe; Laterne, am besten solarbetrieben
  • Wer auch beim Campingurlaub nicht auf elektronische Geräte verzichten will, nimmt am besten ein Solarladegerät mit
  • Fahrradflickzeug

Und um das ganze Gepäck sicher zu verstauen, braucht es natürlich auch die richtigen Fahrradtaschen.

Für alle Gegenstände in dieser Liste gilt selbstverständlich: Um möglichst nachhaltig zu verreisen, sollte erst mal geprüft werden, was man schon zu Hause hat oder sich von Bekannten leihen kann. Dabei gerne kreativ denken: Viele Gegenstände können umfunktioniert werden. Wer trotzdem nicht die nötige Ausrüstung zusammenbekommt, findet im Shop von Unterwegs eine große Auswahl nachhaltiger Outdoormarken.