Schlafen unter freiem Himmel – das ist auch für abgebrühte Abenteurer*innen immer wieder ein besonderes Erlebnis.
Näher kommt man der Natur kaum als beim Schlafen im Freien, unter einem Moskitonetz oder im Zelt. Die besondere Herausforderung dabei: den Schutz, den man zum Schlafen gerne um sich hat, aufzugeben und sich ganz der Umgebung anzuvertrauen. Dafür bekommt man viel frische Luft, ungefilterte Nachtgeräusche, besten Blick auf Mond und Sterne und ein unvergessliches Erlebnis.
Nicht nur für Kinder attraktiv: Viele Errungenschaften der Zivilisation sind mitten in der Natur plötzlich gar nicht mehr so wichtig. Es gibt keine Trennung mehr zwischen drinnen und draußen. Essen, trinken, spielen, schlafen – alles findet am gleichen Ort statt, gerne auch mal ohne Händewaschen, Dusche oder T-Shirt-Wechsel zwischendurch.
Draußen schlafen
Unheimlich und bedrohlich kann eine Nacht im Freien sein. Aber auch aufregend und befreiend. Die Sehnsucht nach dieser ganz unmittelbaren Berührung mit der Natur bringt viele Reisende dazu, ungewöhnlichen Übernachtungsmöglichkeiten ohne Dach über dem Kopf zu buchen – von spartanisch bis luxuriös.
Eine davon ist das „Null Stern Hotel“, ein Konzept der Künstler Frank und Patrik Riklin im Appenzellerland. In Zusammenarbeit mit dem Hotelexperten Daniel Charbonnier setzten die Brüder ein „Hotelzimmer“ in die Weiten der Schweizer Landschaft. Geplant war ursprünglich, in jeder Region der Schweiz ein Doppelbett unter freiem Himmel zu installieren. Aber nur das Appenzellerland war bereit, sich an den Kosten des Experiments zu beteiligen. Bereut haben die Geldgeber*innen das sicher nicht, denn das „immobilienbefreite Hotel“, wie es die Künstler nennen, lockte Gäste aus der ganzen Welt an.
Der „Null Stern“-Butler, der die Gäste vor Ort betreute, ist beruflich eigentlich Landwirt. „Es kamen Gäste aus Irak, Asien, Amerika und sie kommunizierten mit Händen und Füßen“, erzählt Frank Riklin. So verknüpft das Kunstprojekt unterschiedliche Kulturen und gleichzeitig inszeniert es „Freiheit als Luxus“, so Riklin. Bei einem Spaziergang entdeckten die Brüder den idealen Ort für ihr Kunstwerk: Vor traumhafter Naturkulisse, ungeschützt, frei und dennoch auf blütenweiße Laken gekuschelt, brauchten Abenteuerlustige nicht auf den Komfort einer gemütlichen Hotelnacht zu verzichten. Wo das nächste immobilienbefreite Hotelprojekt installiert wird, ist noch geheim. Wer mag, kann über die Website der Community beitreten und auf dem Laufenden bleiben.
"Die surreale Vermischung von Kunst, Tourismus und Natur ist in diesem Fall wie ein guter Cocktail."
- Frank Riklin über das „Null Stern Hotel“
Schlafen in der Hängematte
Besonders umweltschonend ist das Schlafen in einer Hängematte. Bäume, Stangen oder Geländer zum Aufhängen finden sich immer – im eigenen Garten, auf dem Campingplatz oder – auf Nachfrage unterwegs – auch auf Bauernhöfen. Vor allem bei feuchtem Boden eine gute Lösung für Mensch und Natur. Die leichten Outdoor-Hängematten für den Rucksack gibt es in unterschiedlichen Materialien im gut sortierten Outdoor-Handel. Dort findet man auch ein Moskitonetz für mückenreiche Gegenden oder für Draußenschläfer, die sich sonst nicht so gut entspannen können.
Wer lieber flach auf dem Boden schläft, braucht eine einfache Isomatte – eventuell eine etwas größere Plastikfolie zum Drunterlegen – und je nach Nachttemperatur Decke oder warmen Schlafsack.
Schlafen unterm Sternenhimmel
Wild campen unter Sternen? Sehr schön, aber etwa in Deutschland leider verboten.
Dass Freiheit tatsächlich Luxus ist, merkt man schnell, wenn man sich mit den rechtlichen Rahmenbedingungen fürs Draußenschlafen beschäftigt. Es ist ziemlich verwirrend, welche Vorgaben in welchen europäischen Ländern fürs Biwakieren oder Wildcampen gelten. Da ist Nachfragen oft die beste Lösung, um teils enorme Strafen zu vermeiden. Als Kompromiss bieten einige Regionen Draußenschlafplätze oder Naturcampingplätze an. Wer kein Bußgeld riskieren möchte, findet zum Beispiel hier Tipps, wo man ganz legal draußen schlafen darf:
Beim Trekking-Camp in der Eifel
Auf dem Hofgut Hopfenburg
In Hängezelten mit Blick auf die Saarschleife
Im Baumhaus oder Schäferwagen mitten im Siegtal
Eine schlaflose Nacht mit Sternengarantie bietet auch der Internationale Sternenpark Rhön. Hier kann man bei besonderen Führungen die Nacht ganz bewusst erleben. Beste Vorbereitung fürs Schlafen im Freien.
Die französischen „Attrap’Rêves“, Traumfänger, gehen noch ein Stück weiter. Komfortable Betten stehen draußen in Hüllen wie aus Seifenblasen. Die „Bubbles“ bieten Schutz vor Regen und Stechmücken, aber auch volle Sicht auf den Sternenhimmel. Von „Glamour“ bis „Zen“ können Gäste verschiedene Einrichtungsstile wählen.
Glamping – Zelten mit Luxus
Wem das zu viel Nähe zur Natur ist, der kann mit unterschiedlichen Glamping-Anbietern wie zum Beispiel "Mein Wiesenbett" einen komfortablen Kompromiss zwischen drinnen und draußen, Zivilisation und Natur herstellen. Die halbfesten Unterkünfte – offen, aber möbliert (siehe Foto) – stehen zum Beispiel auf Bauernhöfen mitten in der Natur. Jeder Hof bietet ein besonders Ambiente. Auf dem Hilserhof, einem 400 Jahre alten Schwarzwaldhof in Triberg, haben die "Wiesenbett"-Zelthütten ein ganzes Seitental für sich, ein Naturbach fließt zwischen den Hütten und morgens kann man durch einen Sprung in den Badesee wach werden. Eine andere Zelthütte steht auf dem Pferdehof direkt am Rand der Pferdekoppeln. Auf der niedeländischen Insel Texel gibt es Wiesenzelte auf einem Schafhof in den Dünen oder einem Bio-Ziegenhof mit eigener Käserei direkt am Meer.
Viele Campingplätze bieten inzwischen voll ausgestattete Zelte zum Mieten an oder besondere Übernachtungsmöglichkeiten wie Tipis, Jurten, Schlaffässer etc. Vor allem für Campingeinsteiger*innen eine gute Möglichkeit, sich dem neuen Schlaf- und Lebensgefühl vorsichtig anzunähern.
Zum Beispiel im Glamping-Ressort im Saarland, wo in stylischen Schlaffässern übernachtet wird.
Ebenso komfortabel und erlebnisreich ist der „Bienenkorb“ mitten im weitläufigen Garten der Schweizer Jugendherberge Grindelwald. Äußerlich einem Bienenstock auf Stelzen nachempfunden, birgt er im Inneren ein gemütliches Nest für zwei mit spektakulärem Ausblick auf die Sterne und die Eiger-Nordwand.
Schlafen im Baumhaus und Wölfe beobachten
Noch stylischer wird es in den Treehotels in Mittelschweden. Hier schläft man mitten im Wald in Baumhäusern, die die Form eines Ufos oder eines Glaswürfels haben. Riesige Fensterfronten erlauben es, nach Hirschen und Schneehasen Ausschau zu halten. Auch das niedersächsische „Tree Inn“ bietet Baumhäuser mit Aussicht - hier kann man sogar Wölfe beobachten.
Kuriose Übernachtungsmöglichkeiten liegen im Trend. Viele Urlauber sind bereit, für eine romantische Nacht im Freien viel Geld zu zahlen. Dabei war das Biwakieren ursprünglich einfach eine Notübernachtung für Bergwanderer – oft unter extremen Wetterbedingungen.
Mitautorin: Anna Bräker