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Weiße Häuser in Pedralva bei Abendlicht

Alte Häuser im neuen Glanz: Pedralva nach der Restaurierung / © Dorothee Kern

Algarve – entspannt und authentisch

Das Dorf ist das Hotel: Pedralva im Hinterland der Algarve zeigt, wie das Konzept der Alberghi diffusi verlassene Dörfer wieder zum Leben erwecken kann.

Ein Möbelstück restaurieren – ok. Ein Haus renovieren – viel Arbeit. Ein ganzes Dorf wieder zum Leben erwecken – eine Lebensaufgabe. Aber genau das hat sich Antonio Ferreira vorgenommen: das Dorf Pedralva im Hinterland der Algarve wieder herzurichten. Vor gut 20 Jahren entdeckte der damals in Lissabon lebende Werbemanager den fast verlassenen Ort im Südwesten von Portugal. Eigentlich war er auf der Suche nach einem Ferienhaus. Von den einst über 100 Einwohnern lebten dort noch neun, von den rund 50 Häusern im Dorf waren meist nur Ruinen geblieben. Während an der Küste der Algarve der Tourismus boomte, blieb den Menschen im Inland kaum ein Auskommen. Sie verließen ihre Dörfer und zogen dahin, wo es Arbeit gab.

Antonio war fasziniert von der schönen Landschaft und dem besonderen Charme des kleinen Ortes. Er kam auf die Idee, das alte Dorf zu einem nachhaltigen Urlaubsziel auszubauen. Kein leichtes Unterfangen, denn zuerst musste er jedes Haus einzeln erwerben. „Viele der Hausbesitzer waren weggezogen und nur schwer ausfindig zu machen“, erzählt er. „Schließlich hatte ich nach langen und komplizierten Verhandlungen dreißig Gebäude zusammengekauft.“

Und das war erst der Anfang: Während sich die nahe Gemeinde Villa do Bispo bereit erklärte, die Erneuerung der Stromleitungen, die Wasserversorgung und die Pflasterung der Straßen zu übernehmen, war es Antonios Job, sich um die aufwändige Renovierung der Wohngebäude zu kümmern. Um das Flair des Ortes zu erhalten, setzte er dabei nur regional übliche Baumaterialien ein und ließ die vorhandenen alten Möbel restaurieren.

Ein Dorf in weiß

2010 ist es dann endlich soweit: Das alte Dorf füllt sich mit neuem Leben – die Häuser gestrichen in hellem Weiß mit bunten Fenstern und Türen, ausgestattet mit modernem Wohnkomfort. Auf dem Dorfplatz steht wieder der alte Backofen, um den sich früher beim gemeinsamen Brotbacken die Bewohner versammelt haben.

Einen kleinen Laden für die tägliche Versorgung gibt es auch wieder, und natürlich darf in einem echten portugiesischen Dorf auch das Café nicht fehlen. Im Restaurant stehen so verführerische Köstlichkeiten wie gebackener Ziegenkäse mit Waldfrüchten oder Bacalhau (Stockfisch) in Brotteig auf der Speisekarte. Die Zutaten kommen vielfach aus den Gärten und Gewässern der Umgebung.

Ganz neu ist der Swimmingpool, der dem Wunsch vieler Gäste nach Abkühlung an heißen Tagen sehr entgegenkommt. Wer die schöne Hügellandschaft in der Umgebung entdecken möchte, mietet ein Fahrrad oder schnürt die Wanderschuhe. Der direkt durch Pedralva führende neue Fernwanderweg Rota Vicentina ist umgekehrt auch eine Möglichkeit, zu Fuß in den Ort zu kommen und hier ein bisschen zu bleiben.

Antonio ist glücklich hier im Hinterland der Algarve. Er will keinesfalls zurück in die Stadt und ist froh, dass sein Traum von der Rettung des Dorfes nicht zum Alptraum wurde.

Dorothee Kern

Anreise

Hier gibt es alle Informationen zur Planung einer Bahnreise nach Portugal.

Mehr Informationen zu Pedralva: www.aldeiadapedralva.com

Mehr Informationen und Urlaubsideen für die Algarve

Weitere Informationen

"Albergo Diffuso" nennt man das Konzept, bei dem verlassenen Dörfen durch eine gezielte Tourismusentwicklung wieder Leben eingehaucht wird. 

"Das ganze Dorf ist das Hotel" - dieses Konzept verfolgt auch das historische Örtchen Schmilka in der Sächsischen Schweiz. Mehr Informationen: Bio- und Nationalparkregugium Schmilka