Anderswo: Wie war es für dich als Kind in einem Familienbetreib aufzuwachsen?
Katrin Streicher, ReNatour: Ehrlich gesagt haben meine Geschwister und ich das anfangs gar nicht so mitbekommen, weil das Unternehmen zu Beginn nur aus einem kleinen Büro ohne Mitarbeitende bestand. Wir haben es aber immer schon als Luxus gesehen, weil es schön war, nach dem Kindergarten und dann auch nach der Schule gemeinsam mit unseren Eltern zu Mittag zu essen. Außerdem haben wir es schon immer sehr geschätzt, die Reiseziele, die wir dann auch ins Programm nahmen, auszuprobieren. Speziell dann, als wir das Segeln für uns entdeckt haben. Eine Anekdote, die ich immer noch gerne erzähle, ist die Antwort meines Bruders, als er einmal gefragt wurde, was meine Eltern beruflich machen würden:“ Meine Eltern, die machen nur Urlaub.“
Nach deinem Schulabschluss warst du für 6 Jahre in Amerika. Was hast du dort gemacht?
Ich habe ein Sportstipendium als Leistungsschwimmerin bekommen und dann auch meinen Bachelor- und Masterabschluss in „Recreational Therapie“, das übersetze ich ins Deutsche immer als Soziale Arbeit und Erlebnispädagogik, gemacht. Dabei habe ich sehr viel mit Menschen in unterschiedlichen Lebenslagen zusammengearbeitet. Mit Menschen mit Behinderung, in Altenheimen und geschlossenen Psychiatrien. Diese Arbeit interessiert mich auch immer noch sehr.
Es war also nicht immer klar, dass du im Familienbetrieb arbeiten würdest. Wie bist du dann zurück zum Familienbetrieb gekommen?
Als Corona angefangen hat, musste ich zurück nach Hause, weil ich kein Visum mehr hatte. Ich hatte den großen Traum, auf Reisen zu gehen. Zu der Zeit hatte ich aber dann kein Geld und habe mich dafür entschlossen im Kinderheim hier in Nürnberg zu arbeiten. 2022 habe ich mir dann meinen Traum erfüllt und mein Papa und ich – auch ein Familienprojekt also – haben einen Camper Van ausgebaut. Mit dem war ich ein ¾ Jahr unterwegs. So hat es sich ergeben, dass ich viele ReNatour-Ziele besucht habe und da ist die Liebe zu dem Job und die Idee im Unternehmen mitzuarbeiten, erst entstanden. Jetzt arbeite ich im Marketing und in der Produktentwicklung mit einem richtig guten Team zusammen.
Von Konkurrenz und Green-Washing
Wie ist es, generationsübergreifend zusammen zu arbeiten? Gibt es Unterschiede in den Herangehensweisen deiner Eltern und dir?
Generell ist alles sehr harmonisch und ich profitiere sehr von der Herangehensweise, die mein Papa in das Unternehmen mitbringt. Papa und ich ergänzen uns sehr gut. Aber wovon ich am meisten profitiere, ist wahrscheinlich die ruhige Art meines Vaters. Speziell wenn es wo brennt, dann ist es leichter diesen Brand zu löschen, wenn man mehr Erfahrung hat, als wenn man gerade erst eingestiegen ist. Mein Papa sagt immer: „Wir haben noch für alles eine Lösung gefunden, jetzt finden wir für das auch noch einen Weg.“
Neue Herangehensweise bringe ich deshalb schon mit, weil ich anders aufgewachsen bin als meine Eltern und meine Auslandserfahrung hat mir auch sehr viel beigebracht. Speziell Herausforderungen des digitalen Zeitalters und der Automatisierung löse ich anders. Aber ich beschäftige mich auch gerne mit aktuellen Themen. Man muss aber auch erwähnen, dass der Unterschied zwischen Generationen bei uns nicht so groß ist, weil sich meine Eltern schon immer auf Neues eingelassen haben.
Gibt es in deinem Berufsalltag neue Herausforderungen zum Thema Nachhaltigkeit, die deine Eltern noch nicht hatten?
Absolut. Greenwashing ist ein riesiges Problem. Alle Unternehmen geben sich als nachhaltig aus, auch wenn sie es eigentlich gar nicht sind. Als kleines Unternehmen mit ca. 7000 Gästen im Jahr und als Pioniere im nachhaltigen Tourismus ist es daher schwer, unser Alleinstellungsmerkmal zu behalten. Größeren Unternehmen stehen mehr finanzielle Mittel zur Verfügung, mit denen sie ihr Unternehmen nachhaltig aussehen lassen können, auch wenn sie es nicht sind. Die Kunden bekommen das aber nicht mit, und nehmen nur die nachhaltige Darstellung dieser Unternehmen war. Wir versuchen sehr transparent damit zu sein, wie wir unsere Nachhaltigkeit leben, aber es ist schwer sich in diesem Markt als wirklich nachhaltiges Unternehmen auch durchzusetzen.
Gibt es etwas, dass du an der Arbeit im Familienbetrieb besonders gut findest?
Ich mag es, dass ich meine Interessen auch in unserem bestehenden Konstrukt weiterverfolgen kann. Anfangs dachte ich mir, ein Büro Job? Ich bin mir nicht sicher, ob das etwas für mich ist. Aber durch den Kontakt mit den Menschen ist der Job sehr abwechslungsreich. Ich finde es auch sehr schön, die Reiseziele besuchen zu können und dabei neue Kulturen kennenzulernen. Die Arbeit mit unserem Team gefällt mir sehr gut. Und ich weiß, dass es nicht selbstverständlich ist, dass man mit einem Team zusammenarbeitet, dass sich so gut versteht und so gut zusammenpasst.
Neues Projekt im Altmühltal
Katrin hat uns von einem spannenden Projekt verraten, dass uns voller Vorfreude auf den Sommer 2025 blicken lässt. ReNatour übernimmt eine Insel im Altmühltal, auf der ab nächstem Sommer, unter dem Namen Aktivmühle, ein Familiencamp am Zeltplatz stattfindet. Mehr Infos zu dem neuen Angebot findet ihr auf der Aktivmühle Website und genaueres über das Familiencamp gibt es außerdem hier: Familienurlaub Bayern: Insel-Camp im Altmühltal. Mehr Inspiration findet ihr auf unserer Webseite oder ihr könnt euch auf der Webseite von ReNatour über die laufenden Urlaubsangebote informieren.
Das Interview führte Magdalena Rettenwander für Anderswo.