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Ein Bach im Monbachtal im nördlichen Schwarzwald unter einem Blätterdach

Im Nördlichen Schwarzwald gehören sanfte Tourismusangebote selbstverständlich dazu / © Tourismus GmbH Nördlicher Schwarzwald

Der Nördliche Schwarzwald: von A bis Z nachhaltig

von Regine Gwinner

Im Nördlichen Schwarzwald gehören sanfte Tourismusangebote selbstverständlich dazu

Der Nördliche Schwarzwald setzt auf sanfte Urlaubserlebnisse. Damit unterstützt er kleine Anbieter, familiäre Unterkünfte und Angebote abseits vom Mainstream.

N wie Nachhaltigkeit

„Wir warten noch auf das N“, sagt Catherina Haessler. Das „N“ steht für den Nachhaltigkeitscheck, den­ die Tourismus GmbH Nördlicher Schwarzwald anbietet. Haesslers Antrag wird aktuell geprüft. Zweifel an der Bewilligung hat die Betreiberin der Tiny Houses in Bieselsberg nicht: „Bei uns ist alles auf Nachhaltigkeit und Regionalität ausgerichtet“, sagt die Försterin, die aktuell im Mutter­schutz ist und neben ihren vier Kindern ein touristisches Kleinunternehmen managt. Sie schwärmt vom lokalen Schreiner, der die Küche komplett aus heimischer Eiche gebaut hat – altes und neues Holz so schön kombiniert, dass man am liebsten einfach sitzen bleiben und durch die große Fensterfront in den Himmel schauen möchte.

Auch die leckeren Produkte aus dem eigenen Garten und der Region tragen zum positiven Verweilfaktor bei. „Wenn die Gäste rechtzeitig Bescheid sagen, richten wir Picknickkörbe oder machen den Kühlschrank voll“, sagt Catherina Haessler. Alles bio und regional: Brezeln und köstlicher Käse, bunte Tomaten aus dem Garten, Apfel-Secco von den eigenen Äpfeln, den Tee kocht man sich selbst aus frisch gepflückten Kräutern, die rund um die Tiny Houses malerisch angepflanzt sind.

Urlaub im Tiny House

Ursprünglich wollte Familie Haess­­ler nur die alte Dorfscheune vor dem Abriss retten. Einen Gasthof gibt es schon lange nicht mehr in Bieselsberg. Mit der historischen Scheune wäre auch die letzte Chance auf ein lebendiges Ortszentrum gefallen. Die Haesslers kauften die Scheune von der Kommune mit der Auflage, sie zu erhalten und dem Ort als Veranstaltungsraum zur Verfügung zu stellen. „Das Grundstück hinter der Scheune ist riesig. Wir haben gleich überlegt, wie man das nutzen kann, um ein bisschen Leben ins Dorf zu bringen“, sagt Haessler. Die Antwort: Unterkünfte für Gäste zu schaffen – einen Rückzugsort zentral im Dorf und doch mitten in der Natur.

Nicht alle waren begeistert, als sie einen Förderantrag stellte, um EU-Mittel für den Bau der beiden Tiny Houses zu bekommen. Heute gehören die Tiny Houses von Bieselsberg zu den touristischen Attraktionen im Nördlichen Schwarzwald. Die beiden kleinen, feinen und sehr fotogenen Holzhäuschen stehen für sich allein auf der Wiese hinter der Scheune. Die großen Panoramafenster bieten einen weiten Blick über den Nordschwarzwald und in den sich ständig verändernden Tag- und Nachthimmel. Fasziniert liege ich auf der breiten Matratze direkt am Fenster und beobachte, wie die ersten Blitze über den dunklen Himmel fegen. Das Gewitter kommt näher. Regen prasselt aufs Dach und gegen die große Scheibe. Ein echtes Naturschauspiel, das ich geschützt im stabilen Holzhaus wunderbar genießen kann.

Am nächsten Morgen ist das Gras vor der Tür noch regennass. Barfuß gehe ich über die Wiese und setze mich mit der ersten Tasse Kaffee auf die Sonnenliege. Der Himmel ist blankgeputzt. Rundherum Stille. Hier könnte man bleiben. Aber das schöne Wetter wird heute nicht halten und wir haben uns noch ein Stück Wanderung vorgenommen bis zum nächsten Ort, an dem aus etwas Altem etwas überraschend Neues entstanden ist.

Wandern mit Alpakas

Was tut man mit ein­em­ ­geerbten Schwarz­­­wald­hof, wenn man keine Lust hat auf klassische Viehwirtschaft? Familie Kusterer hat sich für einen unge­wöhnlichen Weg zum Er­halt des alten Schwarzwaldhofes entschieden: Alpakas statt Kühe. Züch­ten statt schlachten. Womit­ die Kusterers nicht gerechnet hatten: Alpakas sind echte Sympathieträger und ziehen begeisterte Menschen an wie der Misthaufen die Fliegen. Das 2008 begonnene Alpaka-­Projekt hat sich schnell vom Neben- zum Haupterwerb entwickelt. Es vergeht kaum ein Tag, an dem Fritz Kusterer nicht mit seinen Alpakas und zahlenden Gästen spazieren geht.

Die lockenköpfige Herde ist inzwischen auf 80 Tiere angewachsen. Und Kusterer kennt jedes einzelne mit Namen und Charakter. Wenn er mutigen Gästen, die alleine losziehen möchten, ein Alpaka anvertraut, überlegt er sich ganz genau, wie er die interdisziplinären Mensch-Tier-Teams zusammenstellt. Auch für uns – die in Tierhaltung und -führung eher unerfahrenen Touristinnen aus der Stadt – hat er zwei passende Männchen ausgesucht: den stämmi­gen 12-jährigen Pepe, einen alten Hasen im Umgang mit Touristinnen, und den jüngeren Gogo, der sich zwar nicht von uns, aber von Pepe widerstandslos anführen lässt. Nach anfänglicher Aufregung fallen wir bald in den gemütlichen Alpaka-Rhythmus und trotten mit den anmutigen Tieren­ über die saftige Wiese Richtung Wald. Ganz normal eigentlich, so ein Alpaka spazieren zu führen – auch wenn wir schnell merken, dass wir bei massiven 70 Kilogramm Tier massiv auf Kooperation angewiesen sind. Als es zu regnen beginnt, versuchen wir, den gemütlichen Passschritt etwas zu beschleunigen – ohne Erfolg. Auch Donnergrollen und zunehmende Luftfeuchtigkeit bringen Pepe und Gogo nicht aus der Ruhe. Erst als der Hof wieder in Sicht ist, bekommen sie Sehnsucht nach zuhause, und wir bringen sie stolz und ziemlich durchgeweicht auf die Weide zurück.

Rufbus zum Hotel

Das nächste „N“ liegt am südlichen Rand des Nördlichen Schwarzwalds: Im Hotel Sonnenhof im Teinachtal möchten wir uns zum Ende unserer Wanderung nochmal rundum verwöhnen lassen. Dazwischen steht allerdings eine ordentliche Tagestour – und eine Wettervorhersage, die ausdauernd Regen verheißt. Die Lösung: Der lokale Rufbus, der uns vor der Dorfscheune abholt und auf halber Strecke vor dem Dorfladen in Oberreichenbach wieder absetzt. Ein Dorfladen! In vielen Ortschaften, durch die wir auf unseren Wanderungen gekommen sind, gibt es keinen Bäcker und keinen Laden mehr. Wir nutzen die Gelegenheit und decken uns noch mal mit Snacks und Süßigkeiten ein, bevor wir Richtung Süden in den Wald abbiegen. Auf moosigen Pfaden geht es durch lichtes Gehölz. Der Regen tropft auf die Blätter. Alles ist grün und feucht. Die Natur erholt sich vom heißen Sommer.

Der Sonnenhof in Breitenberg steht seit fast 60 Jahren für entspannte Ferien. „Urlaub wie bei Freunden“ ist hier kein Werbeslogan, sondern über Jahrzehnte gewachsene Realität. „Es gibt Gruppen, die hier seit vielen Jahren herkommen, immer die gleichen Zimmer buchen und zum Beispiel Geburtstage oder Weihnachten zusammen feiern“, erzählt die Seniorchefin, Christa Greule. „Das ist dann auch für uns ein bisschen so, als würden wir im Freundeskreis feiern.“ Mit Neugier hat die 81-jährige Seniorchefin beobachtet, wie die Stammgäste, die teils schon seit über 30 Jahren zu Gast sind, auf die Neuerungen im Haus reagieren. Alle Zimmer wurden in den letzten Jahren liebevoll neu mit nachhaltigen Materialien gestaltet und mit unterschiedlichen Dekors geschmückt. Beschwert hat sich niemand – ganz im Gegenteil: Auch bei den traditionstreuen Gästen kommen die Neuerungen sehr gut an. Wir werden mit frisch gebackenem Zwetschgenkuchen empfangen – sai­sonal, regional und mit Schlagsahne.

Dieser Beitrag ist entstanden in Zusammenarbeit mit der Tourismus GmbH Nördlicher Schwarzwald

Mehr Informationen

Der Nördliche Schwarzwald erstreckt sich von Pforzheim im Norden bis angrenzend an den Kreis Freudenstadt im Süden. Statt der touristischen Superlative des Hochschwarzwalds findet man hier ruhige Natur, verwunschene Wanderwege, die dem sanften Auf und Ab der Landschaft folgen, und viele Menschen, die sich für den Erhalt ihrer Dörfer engagieren.

Wer den Schwarzwald rundum sorglos erwandern möchte, findet bei den Stiefelreisen Schwarzwald verschiedene Wanderpauschalangebote – von Fernwandern bis Wellness.

Für die Reiseplanung

 

Urlaub im Schwarzwald: www.mein-schwarzwald.de

Tiny Houses mieten: www.die-dorfscheune.de

Hotel Sonnenhof: www.sonnenhof-teinachtal.de

Alpaka-Trekking: www.bypaka.de

Wandertage mit 4-Sterne-Komfort bietet das Schwarzwald Panorama Hotel in Bad Herrenalb

Tour vorab planen und sicher ankommen: Mit dem digitalen Tourenplaner findet online man zahlreiche Tourentipps und Inspirationen.

Anreise

Den Nördlichen Schwarzwald erreicht man von Norden her über Karlsruhe und Pforzheim und von Süden her über Tübingen mit der Kulturbahn (RB 74). Alle Bahnhöfe sind ans Wanderwegenetz angeschlossen.