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Ein Foto von einem Schild, das eine badende Frau abbildet, neben einem Weg auf Sand

Ein eigener Badeabschnitt nur für Frauen am litauischen Strand / © Katharina Baum

Allein unterwegs in Litauen: Tipps für den Solotrip als Frau

von Katharina Baum

Unsere Anderswo-Redakteurin nimmt euch mit auf ihrer Soloreise nach Klaipėda, auf die Kurische Nehrung und nach Vilnius und teilt ihre Tipps für das Alleinreisen als Frau.

Nach 18 Stunden kommt endlich Land in Sicht: Die DFDS-Fähre schiebt sich an der Spitze der Kurischen Nehrung vorbei in den Hafen von Klaipėda, Litauen. Ich stehe an Deck und kann nicht aufhören, zu grinsen. 

24 Stunden vorher bin ich am Kieler Osthafen angekommen, wo die Fähre nach Klaipėda abfährt. Mein Gepäck steckt in meinem großen Reiserucksack und ruft Erinnerungen an meine erste Rucksackreise direkt nach dem Abi wach. Genau wie damals bin ich heute allein unterwegs, zum ersten Mal seit langem. Mein Ziel ist Riga in Lettland, wo ich meine Schwester besuchen will. Doch vorher steht eine Woche Litauen auf meinem Programm und ich freue mich darauf, dass ich in dieser Woche nur das machen kann und muss, worauf ich Lust habe.

Mit der Fähre von Kiel nach Klaipėda

Ein bisschen aufgeregt bin ich schon, als ich zwischen Lkw und vollgepackten Familienautos zu Fuß die Fähre betrete. Ich habe mir eine Koje in einer 4er-Frauenkabine gebucht. Als ich dort ankomme, sind allerdings nur zwei Betten heruntergeklappt, und von meiner Mitreisenden ist noch nichts zu sehen. Ich will das Auslaufen aus dem Hafen nicht verpasse, also stelle ich nur mein Gepäck ab und gehe aufs Oberdeck. Bis zur Ankunft in Klaipėda werde ich hier die meiste Zeit verbringen und mir den frischen Ostseewind um die Nase wehen lassen.

In Klaipėda habe ich mir eine kleine Ferienwohnung gemietet, ein Taxi bringt mich hin. Vom Deck der Fähre aus hatte ich gesehen, dass in der Innenstadt ein Volksfest stattzufinden scheint, also mache ich mir direkt zu Fuß auf den Weg. Bungee-Trampoline, Stände mit Zuckerwatte, Bier und geräuchertem Fisch säumen das Ufer des Flusses Danė, und ich lasse mich von meiner Nase zu einem Grillstand leiten. Satt und müde laufe ich anschließend durch die ruhigen Straßen zurück zu meiner Ferienwohnung. Zeit fürs Bett!

Allein reisen als Frau: Unbegründete Sorgen

Doch als ich so allein im Dunkeln liege, kann ich nicht einschlafen. Die fremden Geräusche machen mich nervös: An der Wand tickt laut eine Uhr, der Kühlschrank brummt, ab und zu fährt ein Auto vorbei. Und dann sind da plötzlich Schritte zu hören. Und sofort kommen mir all die Horrorgeschichten in den Kopf, von Ferienwohnungsbesitzern, die mit dem Zweitschlüssel in die Wohnung kommen und ihre Mieter ausrauben, oder schlimmeres. Gedanken, die ich wahrscheinlich nicht hätte, wäre ich nicht allein im Dunkeln. Aber es hilft nichts, ich kann nicht schlafen, und stehe dreimal auf, um zu kontrollieren, ob ich die Tür auch wirklich abgeschlossen habe, und draußen im Hausflur keiner ist. Irgendwann schlafe ich dann doch ein – passiert ist natürlich nichts.

Am nächsten Morgen sind die düsteren Gedanken der Nacht wie weggeblasen, und voller Tatendrang stehe ich früh auf: Ich habe mir für heute viel vorgenommen. Den ganzen Tag lang streife ich durch und um die Altstadt, biege immer dort ab, wo es spannend aussieht und genieße einfach nur das schöne Wetter und die vielen neuen Eindrücke. Eigentlich bin ich nur nach Klaipėda gekommen, weil ich unbedingt die Kurische Nehrung erkunden will, aber jetzt entdecke ich, dass auch die Stadt selber ganz viel zu bieten hat. Zum Beispiel gibt es über 50 kleine und große Statuen und ich mache es mir zur Aufgabe, möglichst viele von ihnen aufzuspüren. Dabei staune ich darüber, was für einen Frieden die Stadt ausstrahlt. Direkt am Hafen und rund um den Fluss geht es zwar etwas geschäftiger zu, aber sobald ich um eine Ecke biege, wird es meist ganz still und ich kann ganz bei mir sein und die Kulisse der Stadt in mich aufsaugen.

Radeln und Baden auf der Kurischen Nehrung

Zwei Tage später ist es endlich so weit: Gegen acht Uhr morgens bringt mich die Fähre in wenigen Minuten auf die Kurische Nehrung. Die Halbinsel gehört halb zu Litauen und halb zu Russland. Eigentlich wollte ich die knapp 60 litauischen Kilometer komplett mit dem Fahrrad radeln. Doch weil der Mittelteil der Insel aktuell für Radfahrer gesperrt ist, nehme ich stattdessen den Bus bis nach Nida, kurz vor der russischen Grenze, leihe mir dort ein Rad und erkunde damit den hinteren Teil diesseits der Grenze.

Der Radweg führt die meiste Zeit über durch den dichten Kiefernwald. Immer wieder gehen Forstwege nach links und rechts ab, zur Lagune oder hoch auf die Sanddünen und weiter zur Ostsee. Ich genieße es aus vollen Zügen, so dahinzuradeln, und immer, wenn ein Seitenweg besonders einladend aussieht, biege ich ab. Obwohl auf dem Radweg recht viel los ist, habe ich die Strände und Aussichtspunkte meist ganz für mich allein. An einem größeren Strand will ich schwimmen gehen – und siehe da, es gibt einen Abschnitt nur für Frauen! Auch, wenn am Strand nicht viel los ist, mache ich es mir in diesem Abschnitt gemütlich. Noch ein Vorteil litauischer Strände: Es gibt Umkleidekabinen. Anstatt mich damit abzumühen, gleichzeitig ein Handtuch zu halten und meinen nassen Badeanzug auszuziehen, kann ich mich hier ganz in Ruhe umziehen.

Und wie schon in Klaipėda sind es auch hier auf der Insel wieder die Ruhe und das friedliche Gefühl, die mich besonders beeindrucken und tiefenentspannt zurücklassen. Kein Wunder, dass ich in meiner Ferienwohnung inzwischen deutlich besser schlafe. In diesen Tagen in Klaipėda und Umgebung ist mir nichts als Freundlichkeit begegnet.

Mit dem Zug nach Vilnius

Nach einem weiteren Tag, an dem ich die Kurische Nehrung erkunde – diesmal zu Fuß – ist es an der Zeit, weiterzuziehen. Nächster Halt: Vilnius, die Hauptstadt von Litauen. Ich steige in den Zug, der mich in gemütlichen viereinhalb Stunden hinbringt, und schreibe unterwegs schwärmerische Postkarten nach Hause.

In Vilnius habe ich nur 48 Stunden Zeit, bevor ich weiter nach Riga fahre, daher habe ich mich auf meinen Besuch hier gut vorbereitet. Mein Einzelzimmer im Hostel ist klein, aber zweckmäßig – ich will hier ja nur schlafen. Los geht es mit der Stadtführung „Undiscovered Vilnius“, die vorbei an den massiven Bauten der Sowjetzeit in das historische Holzhaus-Viertel Šnipiškės führt.

Entschleunigter Städtetrip 

Vilnius haut mich vom ersten Moment an aus den Socken. Ich habe noch nie eine so architektonisch vielfältige Stadt gesehen. Von der barocken UNESCO-Welterbe-Altstadt mit ihren rund 50 Kirchen, über die Sowjetbauten, die Holzhäuser und die modernen Glas-Hochhäuser bis zur „Republik Užupis“: Ich komme aus dem Staunen nicht mehr heraus, und fühle mich mal wie in Italien, mal wie in Paris, mal wie in Frankfurt, mal wie in Bukarest. Und über allem liegt wieder dieses Gefühl von Friedlichkeit. Selbst dort, wo ich von vielen Menschen umgeben bin, fühle ich mich nicht gehetzt oder gestresst, sondern einfach ganz ruhig.

Alleine essen gehen

Ich habe im Vorfeld viel über die Gastro-Szene in Vilnius gelesen und mir mehr Bars und Restaurants aufgeschrieben, als ich in zwei Wochen besuchen könnte, geschweige denn in zwei Tagen. Aber ich versuche es. Alleine essen zu gehen, hat mich noch nie gestört. Manchmal nehme ich mir für solche Momente ein Buch mit, aber auf dieser Reise will ich mich ganz auf das Erlebnis einlassen. Am ersten Abend esse ich in einem kleinen italienischen Restaurant. Ich habe mir einen Platz am Tresen reserviert, von dem ich dem Koch beim Zubereiten der Speisen über die Schulter schauen kann. Das Essen ist hervorragend, der Wein ist es auch, und weil es so ein schöner Abend ist, beschließe ich, ihn noch in einer Bar ausklingen zu lassen. Aus meiner langen Liste wähle ich die Bar Apoteka. Hier ist wenig los, und ich setze mich an die Theke und unterhalte mich mit der Barkeeperin über die ungewöhnlichen Cocktails auf der Karte.

Was für das Alleine Reisen spricht 

Abgesehen von dieser einen Erfahrung aber genieße ich meine Woche in Litauen in vollen Zügen. Trotz kurzer Momente der Unsicherheit war ich gerne alleine unterwegs. Obwohl ich so viel gesehen und unternommen habe, fühle ich mich gut erholt, denn ich konnte jederzeit völlig unabhängig von anderen entscheiden, worauf ich gerade Lust habe. Einsam habe ich mich nicht gefühlt, freue mich jetzt aber auch auf die nächsten Urlaubstage, die ich mit meiner Schwester und somit nicht mehr allein verbringen werde.

Reisetipps: Allein unterwegs als Frau

In Nachtzügen, auf Fähren und in Hostels gibt es meistens Gemeinschaftsräume/-abteile nur für Frauen. Solche Gemeinschaftsräume sind auch gute Möglichkeiten, mit anderen Reisenden ins Gespräch zu kommen.

Wer keinen Reisepartner hat, aber nicht allein unterwegs sein möchte, ist bei einigen unserer Reiseveranstalter gut aufgehoben, beispielsweise WomenFairTravel oder Inside Travel.

In der Reisecommunity The Female Traveller teilen Frauen Erfahrungen und Tipps zum Alleine reisen, außerdem können Reisepartnerinnen gesucht werden.

Anreise nach und unterwegs in Litauen

Infos zur Anreise mit Zug oder Fähre nach Litauen

Von Klaipėda fährt die Fußgängerfähre nach Smyltine auf der Kurischen Nehrung circa alle halbe Stunde, den aktuellen Fahrplan findest du auf der Website der Fähre. Von dort fahren mehrfach am Tag Busse bis nach Nida. Den aktuellen Bus-Fahrplan holt man sich am besten bei der Touristen-Information. Es gibt auch eine Bootsverbindung von Klaipėda nach Nida, die auch Fahrräder mitnimmt. 

Zugtickets für Reisen im Land und nach Lettland gibt es beim litauischen Bahnunternehmen LTG (Online-Buchung möglich).

Tipps und Adressen

Essen und Trinken in Klaipėda:

  • Casa de Locos: Hervorragendes mexikanisches Restaurant mit tollem Ambiente. Kepėjų g. 16-1
  • Achtung Baby: Sehr nette Weinbar, etwas außerhalb des Stadtzentrums. Aukštoji g. 5
  • Švyturys Bhouse: Brauerei mit interessanten Bieren und leckerem Barfood. Kūlių Vartų g. 7
  • Biržų duona | Krautuvė: Lokale Bäckereikette mit vielfältigen, leckeren Backwaren. Mehrere Standorte

Essen und Trinken in Vilnius:

  • Le Travi: Kleines, sehr leckeres italienisches Restaurant mit Fokus auf Naturweinen. Gelegen im Künstlerviertel Užupis und ausgezeichnet mit dem Bib Gourmand des Guide Michelin. Užupio g. 19
  • Bar Apoteka: Kleine, ruhige Bar in einer alten Apotheke. Außergewöhnliche Cocktailkreationen. Visų Šventųjų g. 5
  • Valgykla Sultiniai: Aus der Sowjetzeit übriggebliebene Kantine mit Original-Einrichtung. Bodenständig litauische Küche, sehr große Portionen, günstige Preise. Jogailos g. 8
  • Baleboste: Jüdisches Restaurant im Souterrain des Zentralmarkts, mit leckeren Bagels, Hauptgerichten und süßen Gebäcken. Pylimo g. 58
  • Eskedar Coffee Bar: Historische Möbel, schönes Geschirr, leckerer Kaffee, und mitten im Stadtzentrum, nahe der Kathedrale, gelegen. Ein Ruhepol inmitten des Trubels. Gegründet von einer Frau, die als Flüchtling aus Äthiopien nach Litauen kam. Pilies g. 26

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