Wonach suchst du?

Neuer Akzent am alten Hafen: Das Klimahaus Bremerhaven nimmt große und kleine Besucher*innen mit auf eine Weltreise zu den Themen Klima, Klimawandel und Wetter. / © Jan Rathke/Klimahaus Bremerhaven

Ein Besuch im Klimahaus Bremerhaven

von Katharina Baum

Von der eisigen Antarktis bis zur heißen Sahara in nur einem Tag – Anderswo-Redakteurin Katharina nimmt euch mit in die Erlebniswelt Klimahaus Bremerhaven.

Die hohe Luftfeuchtigkeit ist das Erste, was mir auffällt, als ich in Samoa ankomme. Ich fange an zu schwitzen, obwohl mir vor ein paar Minuten in der Antarktis noch richtig kalt war. Moment mal, denkt ihr jetzt wahrscheinlich. In ein paar Minuten von der Antarktis nach Samoa? Ja, das geht und nicht nur das: Ich war heute auch schon in der Schweiz, auf Sardinien, im Niger und in Kamerun. 

Alle diese Orte haben etwas gemeinsam: Sie liegen auf dem Längengrad 8° Ost 34´. Ebenso wie der Ausgangspunkt meiner fantastischen Reise: das Klimahaus Bremerhaven. Schon seit 2009 nimmt das Erlebnismuseum kleine und große Besucher*innen mit auf eine Reise rund um den Globus entlang dieses Längengrads – und damit durch alle Klimazonen. 

Ausstellung: Die Reise

Von den Schweizer Alpen über die trockene Wüste Nigers, durch die Dschungel Kameruns und die Lagunen Samoas bis auf die Hallig Langeneß in der Nordsee: In jedem Land sind typische Landschaften und Landesmerkmale nachgebaut, mit der passenden Temperatur und Luftfeuchtigkeit. Das fühlt sich oft ganz schön real an: In der Schweiz begrüßen mich muhende Kühe und eine Treppe führt den Berg hinauf zum Gipfelkreuz und durch einen Tunnel aus Gletscher-Eis. In Kamerun folge ich einem Pfad durch den nächtlichen Regenwald, anschließend geht es auf Hängebrücken durch eine Flusslandschaft. Auf Langeneß fällt und steigt das Wasser mit Ebbe und Flut, um mich herum erklingt Möwengeschrei. 

Wie die Menschen vor Ort mit diesen ganz unterschiedlichen Bedingungen umgehen, erzählen sie im Laufe der Reise selbst. In Videos, an Hörstationen und mit zahlreichen Gegenständen, die sich in die Landschaft der Ausstellung einfügen, lerne ich in jedem Land einzelne Personen kennen. Zum Beispiel das Tuareg-Mädchen Mariam, das von seinem Alltag und seinen Träumen erzählt. Oder den samoanischen Sänger Vania, der vom Konflikt zwischen den strikten traditionellen Werten und westlichen Einflüssen berichtet. 

Wichtige Botschaften nahbar vermittelt

Dabei geht es nicht nur um das reguläre Leben in den verschiedenen Klimazonen. Auch die Wetterextreme, die das Leben dort beeinflussen, kommen immer wieder zur Sprache. So geht es in der Schweiz nicht nur um Käseherstellung und den jährlichen Almabtrieb, sondern auch um schmelzende Gletscher und Steinschläge. In Kamerun geht es um Biodiversität und um Abholzung, auf Samoa um Zyklone, Erdbeben und das Ökosystem Korallenriff, auf Langeneß um Sturmfluten. „Ich habe viele Brände gesehen und jedes Mal blutet mein Herz dabei“, erzählt ein Hubschrauber-Pilot in einem Video in Sardinien. Das Thema hier: Die heftigen Waldbrände, ausgelöst durch zunehmende Trockenheit, Erosion und starke Winde.

So schafft es das Klimahaus Bremerhaven, eine wichtige Botschaft nahbar zu vermitteln: Egal, wo und wie wir leben, das Klima geht uns alle an. Wer möchte, kann sich nach der Weltreise in anderen Ausstellungsbereichen noch tiefer mit den verschiedenen Klimathemen und möglichen Lösungen beschäftigen, zum Beispiel im World Future Lab. Mich führt mein Weg heute aber in die Ausstellung „Wetterextreme“, die im März 2025 neu eröffnet wurde.

Neue Ausstellung: Wetterextreme

Herzstück der neuen Ausstellung ist der Uplift. In der Meteorologie beschreibt Uplift aufsteigende Luft – im Klimahaus steigen die Besucher*innen mit einer runden Plattform nach oben. 

Als alle auf der Plattform Platz genommen haben, schließt sich die Tür – wir sitzen im Dunkeln. Dann wird die Leinwand vor uns langsam hell, eine Stimme erzählt von der Atmosphäre der Erde, und wie sie sich verändert. Aus ruhigen Landschaftsaufnahmen wird ein Waldbrand, Nebel flimmert wie Rauchschwaden an uns vorbei, und gemeinsam mit der heißen Luft des Feuers fahren wir mit der Plattform nach oben. Die heiße Luft verwandelt sich, wird zu Wolken, zu sturzartigem Regen, zu Hagel, zu Sturm. Von allen Seiten, selbst von oben, prasseln Animationen und Geräusche auf uns ein, die Plattform dreht sich nach links, nach rechts, steigt immer höher. Es ist überwältigend. Und das muss es auch sein, denn ich verlasse den Uplift mit einem klaren Gefühl von der wahnsinnigen Gewalt des Wetters.

Erlebnis Wetterextreme: Raum voller Lösungen

Zum Glück ist das Erlebnis Wetterextreme an dieser Stelle noch nicht vorbei: Nach dem Uplift geht es weiter in einen Raum voller Lösungen. An den drei Themenstationen Sturm, Regen und Hitze erzählen Betroffene aus verschiedenen Ländern, wie Wetterkatastrophen ihr Leben verändert haben – und wie sie damit umgegangen sind. In den Videos der Augenzeugen lerne ich zum Beispiel, dass in Bangladesch ein Frühwarnsystem für Zyklone, dass auch auf nachbarschaftlicher Hilfe beruht, dafür sorgt, dass heute weniger Menschen an Extremwettern sterben als noch in den 70ern, obwohl es mehr Menschen gibt. Geschichten wie diese machen Mut. Klimaforscherin Friederike Otto ordnet außerdem jedes Wetterereignis ein und klärt die Frage: Lag das jetzt wirklich am Klimawandel? 

Wie oft die Antwort auf diese Frage „Ja“ lautet, zeigt eine Weltkarte mit untersuchten Extremwetterereignissen am Ausgang der Ausstellung. Und dank meiner Reise rund um den Globus kann ich mir jetzt auch besser vorstellen, wie es den Menschen geht, die sehr viel stärker von Wetterextremen betroffen sind als ich. 

Ich verlasse das Klimahaus mit dem Kopf voller Informationen, Eindrücken und Erlebnissen. Vor mir glitzert die Weser im Licht der Nachmittagssonne und der Deich lockt, bei einem Spaziergang in Ruhe alles zu verarbeiten.

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