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Ein Foto der Die Basilica minor Sacré-Cœur de Montmartre in Paris bei Sonnenschein

Die Basilica minor Sacré-Cœur de Montmartre / © 453169/Pixabay

Paris – Stadturlaub mit Kindern

Paris mit Kindern zu entdecken – ein Kulturabenteuer für die ganze Familie

Wenn Eltern ihre Kinder in europäische Großstädte schleppen, geht es oft um Bildung: Berühmte Gebäude, historische Orte, Kunstmuseen oder angesagte Restaurants sind für Eltern die Hauptattraktionen.

Kinder interessieren sich mehr fürs wahre Leben und sind da weitgehend unbestechlich. Berühmt zieht nicht. Es zählt nur, was Spaß macht: Spielplatz, Schwimmbad, Pommes-Bude, Shoppen, die Fahrt mit der U-Bahn und das Fernsehprogramm in der Kneipe.

Paris für Kinder

Nach der sechsten Besteigung in einem halben Jahr hatten selbst meine Kinder genug: "Och nee, nicht schon wieder Eiffelturm!", jammerten sie, wenn Besucher*innen aus Deutschland ihre Pläne vorstellten. Also fingen wir an, Paris für Kinder zu entdecken: Zu Fuß den Eiffelturm erklimmen ist immer noch Programmstart. Aber was tun, wenn man wieder runterkommt?

Erst mal auf den Spielplatz: An der École Militaire auf den Champs de Mars liegt ein großer Spielplatz zum Klettern und Ballspielen. Danach gehts in das neue Museum für Völkerkunde am Quai Branly, gleich neben dem Eiffelturm. Während die Eltern sich drinnen Masken und Totempfähle aus Ozeanien und Amazonien ansehen, staunen die Kinder draußen über die bewachsene Wand – ein wahrer Garten, der aufrecht am Haus hängt. Und im Park vor dem Museum können kleine Entdecker*innen auf Spurensuche gehen: In die Wege sind durchsichtige Kuben mit Insekten oder Pflanzen eingelassen. Später treffen sich alle auf eine Orangina im Museumscafé.

Ein wenig die Seine entlang riecht man an der Pont d'Alma bereits die nächste Attraktion: Die Égouts, das Museum der Kanäle und Abwässer. Der unterirdische Rundweg dauert nicht lange und ist instruktiv, auch wenn sich meine Kinder dabei die Nase zuhalten. Am anderen Ende der Brücke können empfindsamere Gemüter einen Blumenstrauß an der Goldenen Fackel niederlegen. Eigentlich der französisch-amerikanischen Freundschaft gewidmet, ist sie jetzt das Mahnmal für Lady Di, die dort 1997 im Autotunnel bei einem Verkehrsunfall ums Leben kam.

Mit dem Fahrrad durch Paris

Doch so mörderisch ist der Verkehr im Alltag gar nicht. Inzwischen kann man sogar gut Rad fahren, dank der Radstreifen auf den Straßen. Und an den Wochenenden sind die Autostraßen an der Seine für Skater, Läufer und Radler gesperrt. In ganz Paris stehen außerdem "Vélibs" bereit: Diese Mietfahrräder haben die Pariser*innen ins Herz geschlossen. Sie sind mit kleinem Aufwand (Kreditkarte), zu geringen Preisen auch für Tourist*innen zugänglich. Wer sich im Pariser Verkehr per Vélo bewegt, braucht ein bisschen Mut, einen guten Helm und genug Verstand, um im Zweifel zu bremsen. Achtung mit Kindern, die gelernt haben, auf die Grünphase an der Ampel zu warten. Das macht hier niemand. Gucken, winken, Blickverbindung und von Fall zu Fall entscheiden – so geht das in Paris.

Métro fahren ist auch eine Attraktion. Sie ist immer voll, laut und bietet neben Musikant*innen und Artist*innen besonders bei den Hochbahn-Strecken in Montmartre im Norden oder dem 14. und 15. Arrondissement im Süden tolle Ausblicke auf Straßen und Hinterhöfe. Es macht auch Spaß, sich mit den Kindern aufs Wasser zu verziehen: In der Innenstadt pendeln die Batobus-Boote, an denen man für einen Tag ein- und aussteigen kann, wo man will. Wer mehr Sitzfleisch hat, kann gleich am Eiffelturm ein Boot besteigen und über Seine und Canal de St. Martin nach La Villette im Nordosten schippern: Die Fahrt geht teilweise unterirdisch über einen alten Kanal und endet an einem großen Park, wo die "Cité des Sciences et de l’Industrie" steht – eine Art Deutsches Museum mit Kuppelkino, einem duchkletterbaren U-Boot, einer Rakete, die Besucher*innen selbst beladen und abschießen können, Sonderausstellungen vom Öko-Wohnen bis zu Star Wars und großen Selbermach-Arealen, der Cité des Enfants, wo die Kinder hemmungslos Bauarbeiter*in spielen oder per Radar messen können, wie schnell sie rennen. Empfehlenswert wie das ganze Haus ist aber auch eine Voranmeldung im Internet für diese Areale (s. Infokasten rechts).

Wer nicht so weit aus dem Zentrum heraus will, findet ein ähnliches Angebot im "Palais des Decouvertes", gleich hinter dem Grand Palais: das Foucaultsche Pendel zum Selbermachen, Ausstellungen über Dinosaurier, Demonstrationen zu Strom und Blitzen, eine Schule für schlaue Ratten.

Schokobrunnen und Skelette

Das Lieblingsmuseum unserer Familie ist aber eindeutig die Paläontologie am Jardin des Plantes: ein Jugendstilhaus, vollgestopft mit Skeletten, vom Blauwal bis zur Haselmaus. Auf knarzendem Parkett ist hier das gesamte Tierreich in Knochenform versammelt, ein atemberaubender Rundgang. Gleich nebenan liegen übrigens die "Arenes de Lutece", das alte Amphiteater, wo in römischer Zeit Löwen gegen Gladiatoren kämpften. Heute kann man im Park gut vor der Hitze fliehen oder gleich gegenüber den kleinen, altertümlichen Zoo besuchen. Und wer dringend Pipi muss, freut sich darüber, dass alle öffentlichen Toiletten in Paris kostenlos sind und nach jeder Benutzung mit großem Getöse vollständig und automatisch gewaschen werden.

Selbst das mittelalterliche jüdische Viertel Marais, inzwischen fest in der Hand der Tourist*innen, muss man mit Kindern nicht meiden. Am Beginn steht das Centre Pompidou mit seinem Vorplatz, auf dem es sich mit Blick auf die Künstler, Gaukler und Spinner so lange aushalten lässt, bis Mama und Papa auf der Dachterrasse einen Café au lait mit dem besten Blick auf Paris getrunken haben. Gleich nebenan am Brunnen von Niki de St. Phalle drehen sich witzige Skulpturen, und in den engen Gassen des Marais gibt es viel zu entdecken. Zum Beispiel Eis in Rosenform oder den Schokobrunnen im Schaufenster eines Süßigkeitenladens.

Essen und Trinken kann man natürlich an jeder Ecke. Für Kinder sind die Crêpes in jeder Darreichungsform interessant. Ein Tipp fürs "Menu Enfant" im Restaurant: das Steak haché am besten "bien cuit", gut durch, bestellen. Unsere Kinder jedenfalls wollen kein sichtbares Blut auf dem Teller. Für den Nachwuchs der Hit sind Schnellrestaurants wie "Flunch", an die sich allerdings die Eltern gewöhnen müssen. Freund*innen schwören auch auf die Kette "Hippopotame", wo Kinder nach dem Essen im Spielbereich toben können.

Nachmittags lohnt es sich, auf den Hügel von Sacré Coeur zu klettern. Am Fuß der Treppe in der Rue Ronsard befindet sich ein sehr nettes Kulturzentrum "Halle Saint Pierre", wo man völlig entspannt, fern vom Trubel, seinen Kuchen zu sehr zivilen Preisen genießen kann.

Fahrt ins Grüne

Der Bois de Boulogne im Westen bietet mit seinem See Lac Inférieur ideale Bedingungen für alle, die Lust auf eine Fahrt ins Grüne zu den Pariser Parks und Stadwäldern haben: einen Ruderbootverleih zu fast vernünftigen Preisen, Ponyreiten gleich daneben. Trinkbrunnen, Kiosk und Spielplatz sind auch nicht weit. Sein Pendant ist der Bois de Vincennes im Osten. Südlich des Eiffelturms an der Seine ist der Parc André Citroën sehr zu empfehlen: An der Stelle der einstigen Autofabrik liegen jetzt große Rasenflächen, ein Fesselballon, mit dem man sich über Paris erheben kann, und jede Menge Wasserspiele. Da ist Planschen zwar offiziell verboten. Aber wir leben schließlich in Frankreich.

von Bernhard Pötter

Mobilität

Anreisetipps, Bahn-Sparangebote: Mit dem Zug nach Frankreich

Metrotickets für eine einfache Fahrt sind als Einzel- oder Zehnerkarte erhältlich. Mit diesem Ticket erreicht man alle Ecken von Paris und darf in einer Richtung sogar mehrmals umsteigen.

Mit den Linien 6 und 2 können Metrofans vom Arc de Triomphe im Westen bis Nation im Osten eine Nordschleife durch die Stadt und eine Südschleife wieder zurückfahren.Infos: www.parisjetaime.com

 

Für die Reiseplanung

Anmeldung für die Kinderareale in der "Cité des Sciences et de l’Industrie" im Internet unter: www.cite-sciences.fr