Im Kreuzgang steht ein Flipchart, durchs offene Fenster des Kapitelsaals hört man Stimmen und Gelächter, im Garten sitzen Studenten und machen Hausaufgaben. Das "Monastère de Ségries" in der Haute-Provence verwandelt sich seit über 35 Jahren im Sommer in eine Sprachschule. "Ich möchte gern den Job wechseln, aber wenn ich in Brüssel bleibe, habe ich ohne Französisch keine Chance", erklärt Thierry seine Motivation, hier die Schulbank zu drücken. Die Schweizerin Cornelia braucht Französisch, weil sie als Finanzinspektorin auch Kunden in der französischen Schweiz betreut. Irina aus Deutschland möchte in ihrer Firma nach oben. Dafür muss sie auch französische Kunden betreuen. "Etwa die Hälfte unserer Studenten kommt aus beruflichen Gründen", sagt Annemarie, die die im Kloster beheimatete Schule CREA-Langues mit ihrem Mann gegründet hat. Die andere Hälfte sind meist Frankreich-Fans, die häufig in der Provence Urlaub machen.
Ob beruflich oder privat motiviert: Den Lehrkräften von CREA-Langues ist das egal. Sie fordern von allen das gleiche Engagement und treiben mit viel Energie, individueller Fürsorge und persönlichem Einsatz den Fortschritt ihrer Schüler voran. Die Woche beginnt mit einem schriftlichen Einstufungstest und einem kurzen Gespräch, in dem sich die Schule einen Überblick über Hörverständnis und Ausdrucksfähigkeit verschafft. Danach werden die Gruppen so zusammengestellt, dass keiner über-, aber auch keiner unterfordert ist. Die Schultage folgen einem klaren Rhythmus: Grammatik nach dem Frühstück, danach praktische Übungen und Konversation. Vor dem Mittagessen gibt es jeden Tag ein "Mini-Atelier" zu einem besonderen Thema. Wer seine Zeit in der Schule noch intensiver nutzen möchte, kann nachmittags weitere Kurse belegen. Wem nach vier Stunden Unterricht der Kopf raucht, der kann am Nachmittag Sport machen, kreative Angebote wahrnehmen, die Gegend erkunden oder ganz einfach am Pool entspannen.
"Eine Sprache zu lernen, das heißt auch, eine Kultur zu begreifen und mit allen Sinnen die Region zu erleben", erklärt Annemarie das Konzept von CREA-Langue. Daher findet sich im Programm auch eine Wein- und eine Olivenöldegustation – mit intensiver Vor- und Nachbereitung des Vokabulars. Und natürlich gehört zum sinnlichen Erfahren der Provence auch die provançalische Küche, mit der Küchenchef Christophe die Gäste rund um die Uhr verwöhnt: Tartes mit Gemüse aus der hauseigenen Gärtnerei, Schokotörtchen zum Dahinschmelzen, Zitronenkuchen, von dem man nachts träumt, und Crème brûlée, für die so mancher Gast seine Seele verkaufen würde. Gut, dass Christophe diese Macht nicht ausnutzt, sondern seiner Fangemeinde zum Abschied ein kleines Heftchen mit den beliebtesten Rezepten überlässt – auf Französisch, versteht sich.