Die Hauptstadt Spaniens läuft Barcelona den Rang als angesagteste Stadt Spaniens ab und zeigt sich dabei immer "grüner".
Nein, nicht Barcelona, Madrid ist Spaniens Königin der Nacht. Und die Drei-Millionen-Metropole hat so viel zu bieten, dass der Volksspruch "Madrid me mata – Madrid bringt mich um" sich längst nicht mehr nur auf das turbulente Nachtleben bezieht.
Wer die spanische Hauptstadt erobern will, sollte sich zuerst bei "Nina Madrid" mit einem tollen Frühstück verwöhnen lassen. Vor sechs Jahren war es das erste "Restaurante", das in Madrid die Brunch-Kultur einführte. Heute ist das Ecklokal mit seinen jahrhundertealten Steinmauern ein absolutes Muss für alle Brunch-Fans. Auf ein gutes Frühstück sollte vor allem niemand verzichten, der die Stadt mit dem Fahrrad erkunden möchte. Bei den großen Höhenunterschieden kostet das manchmal viel Kraft.
Sportlich und umweltbewusst unterwegs
Rad-Sightseeing ist noch eine recht junge Entwicklung in Madrid. Nur wenige Unternehmen bieten seit knapp zwei Jahren sowohl einen Radverleih als auch geführte Fahrradtouren an. Meistens starten sie auf der Plaza Mayor und radeln durch die engen Gassen der Madrider Altstadt, vorbei am Königspalast und der ägyptischen Tempelanlage Debod bis zum Rathaus mit dem davorliegenden Cibeles-Brunnen. Von hier aus geht es unter der gigantischen Baumallee des Paseo del Prado weiter zum weltberühmten Madrider Museumsdreieck bis hin zum Retiro, Madrids zweitgrößtem Stadtpark mit echten Seen und gut ausgebauten Wander- und Radwegen.
Langsam, aber sicher entdeckt auch die Stadtverwaltung, wie wichtig es vielen Madrilenen und Besuchern ist, die touristischen Sehenswürdigkeiten der spanischen Hauptstadt sportlich und umweltbewusst entdecken zu können. Zugegeben: Bis vor wenigen Jahren hatte Madrid ökologisch Reisenden eher wenig zu bieten. Aber es hat sich viel getan in der Stadt am Manzanares. So bietet seit vergangenem Sommer auch das städtische Fremdenverkehrsamt geführte Sightseeing-Touren per Fahrrad an – mit einem Preis von 3,90 Euro für eine dreistündige Tour sogar sehr günstig.
Dabei stehen verschiedene Routen zur Auswahl: eine, die das historische Madrid beleuchtet, Fahrten durch Parks und Gärten oder eine Tour durch Madrids Multikulti-Viertel wie La Paloma, Lavapiés und El Rastro. Schön sind auch die auf Familien zugeschnittenen Touren mit Orientierungsspielen und einem Stadtquiz. Besonders interessant ist die Strecke auf dem vor wenigen Monaten eingeweihten "grünen Ring" entlang des Manzanares Flusses. Sogar ein kleiner Strand wurde hier im jüngsten Stadtpark namens Dehesa de la Villa Parque del Oeste eröffnet, damit die Madrilenen nicht mehr zu neidisch auf die strandverwöhnte Konkurrenz in Barcelona schauen müssen.
Wem der Weg bis dorthin mit dem Rad zu weit ist, kann einen der zahlreichen Bioethanol-Busse der Linie 75 nehmen, die von der Innenstadt bei Callao zum Manzanares fahren. Madrid rühmt sich mit fast 400 gasbetriebenen und Dutzenden von Bioethanol-Bussen eine der umweltfreundlichsten Busflotten Europas zu haben. Durch die engen Altstadtgassen in Lavapiés und zwischen den Stadtviertel Argüelles und Malasaña zirkulieren sogar kleine Elektrobusse.
Kultur solar und Gärten vertikal
Der umweltfreundliche Trend macht in Madrid auch vor der Kultur nicht halt. So speist das neue Kulturzentrum Matadero seine komplette Warmwasser- und Stromversorgung über eigene Solarenergie ein. Der umfunktionierte alte Madrider Schlachthof wurde vor knapp drei Jahren eröffnet und hat sich mit einem hervorragenden Theaterprogramm und großartigen Ausstellungen bereits einen festen Platz in der Madrider Kulturszene erkämpft.
Natürlich ist das weltberühmte Museumsdreieck mit dem Prado, dem Königin-Sofia- und dem Thyssen-Museum bei einem Madrid-Besuch nach wie vor ein Muss. Wem die alten Goya-Schinken oder Picassos irgendwann zu fade werden, findet quer gegenüber im Paseo del Prado eine gute Alternative. Dort hat vor zwei Jahren das Caixa-Forum eröffnet. Das Kulturzentrum beherbergt eine der größten spanischen Kunstsammlungen überhaupt. Außen beeindruckt das Museum mit seinem vertikal an der Hauswand gepflanzten Garten mit über 15000 Pflanzen.
Es müssen auch nicht immer die Staatsoper Teatro Real oder das altehrwürdige López de Vega sein. Madrid bietet eine Vielzahl kleiner Theater mit einem sehr attraktiven Programm. Im Alfil zum Beispiel braucht der Zuschauer oftmals nicht einmal spanisch zu verstehen. Bei vielen Vorstellungen handelt es sich um gestikulatives Theater. Madrids vielversprechendste Nachwuchs-Regisseure lernt man am besten im Theater "Cuarta Pared" kennen.
Gut essen kann man in der spanischen Hauptstadt fast an jeder Ecke. Doch in der "La Viuda Blanca" ist das Essen etwas Besonderes: Hier kocht César Augusto mediterran-spanische Küche auf ganz neue Art. Ihn selbst kennen nur Insider, sein Lehrmeister hingegen ist berühmt – der spanische Meisterkoch Ferrán Adrià. Klassischer geht es in "La Favorita" zu. Serviert werden die Speisen von ausgebildeten Opernsängern, die das Abendessen bei Kerzenschein mit ihrem Gesang verschönern.
Essen, feiern und "grün" schlafen
Eine Tapa-Bar in Madrid zu empfehlen, ist eine undankbare Aufgabe. Es gibt so viele, und alle haben sie ihre ganz besonderen Spezialitäten, von einfachen, hausgemachten Kroketten bis hin zu köstlichen Meisterwerken aus Fisch und Fleisch. Das "kulto al plato" wurde 2008 zur besten Tapa-Bars der Stadt gewählt.
Was das Angebot an vegetarischer Küche angeht, hat Madrid noch einigen Nachholbedarf. Besonders empfehlenswert ist "La Galette", ein niedlich eingerichtetes Restaurante im angesagten Schwulen-Viertel Chueca, das bereits 1973 als Spaniens erstes vegetarisches Restaurant eröffnete.
Auch Übernachten kann man in Madrid seit neuestem umweltbewusst. Besonders engagiert ist Madrids neuester Hotelzugang, das "Me Madrid" auf der Plaza Santa Ana im Herzen der Altstadt. Hier geht das Umweltschutzengagement weiter als Energiesparlampen und Mülltrennung, zwei Dinge, die unter Madrids Hotels keineswegs selbstverständlich sind. Im "Me Madrid" bekommen die Gäste ökologische Weine serviert, die Wäscherei benutzt biologisch leicht abbaubares Waschmittel und die von Gästen gebrauchten Seifen werden zu Flüssigseife recyclet. Das 4-Sterne-Hotel bietet außerdem Erkundungstouren ins "grüne Madrid" an und Gäste können als "Green Guest" einchecken und sich damit an den besonders ökologischen Maßnahmen des Hotels beteiligen.