Dienstreisen verursachen bundesweit einen beträchtlichen Anteil an den CO2-Emissionen des Verkehrssektores. Dabei gilt – ebenso wie bei Urlaubsreisen: Jede*r Reisende hat die Möglichkeit, den eigenen CO2-Fußabdruck zu beeinflussen und erheblich zu reduzieren. Allerdings muss man dabei manchmal mit liebgewordenem Statusdenken und alten Gewohnheiten brechen.
Geschäftsreisende tragen dunkles Tuch, sind immer in Eile und lieben das Gewohnte. Deshalb steigen sie in Flugzeuge und Dienstwagen und schlafen in Hotels der Marke Ibis bis Steigenberger. In Deutschland beginnen stündlich 17200 Geschäftsreisen – das sind mehr als 150 Millionen im Jahr. Wichtig ist dabei in erster Linie, dass die Reisenden günstig und schnell ans Ziel kommen. Ökologische Kriterien spielen in der Regel keine Rolle. Das jedenfalls sagen die, die in Unternehmen Geschäftsreisen managen. Anderswo zeigt Alternativen zu Dienstflügen, -wagen und 0815-Hotel.
Bahnfahren statt fliegen
In vielen Unternehmen gibt es Richtlinien für die Planung und Durchführung von Dienstreisen. Die legen fest, was ein Hotel kosten darf oder nach welchen Kriterien die genutzten Verkehrsmittel ausgewählt werden. Darüber kann ein Unternehmen steuern, welche Rolle Nachhaltigkeit bei der Planung einer Dienstreise spielen soll. "So lange wir in Deutschland bleiben, fliegen wir nicht", sagt beispielsweise Michael Adler, Geschäftsführer der Agentur tippingpoints. Obwohl er sehr viel unterwegs ist, schafft er das mit ganz wenigen Ausnahmen per Bahn. "Die Fahrtzeit kann ich zum Arbeiten oder auch mal für eine Besprechung nutzen", sagt er. Statt Dienstwagen hat er eine BahnCard 100 – für die Firma die günstigste und für die Umwelt die beste Lösung.
Die Bahnagentur Gleisnost in Freiburg ersetzt kleineren Firmen und inzwischen auch einigen größeren Kommunen den Travelmanager. Der Vorteil: In kleinen Firmen bucht sich sonst jede*r Mitarbeitende die Reise selbst. Das ist zeitaufwändig, die Mitarbeitenden kennen meist nicht die günstigsten Bezugsquellen und achten nur in Ausnahmefällen auf Nachhaltigkeit. Größere Firmen beschäftigen daher häufig einen gut ausgebildeten Mitarbeitenden als Travelmanager. Kleine Firmen geben die Aufgabe häufig an wenig bahnaffine Reisebüros, die ihnen günstiger Konditionen einräumen – allerdings spielt auch hier das Thema Nachhaltigkeit oft keine Rolle. Anders bei Gleisnost: "Die Firmen haben ein Konto bei uns und die Mitarbeitenden wissen, dass sie sich für die Ticketbuchung an uns wenden können", sagt Siegfried Klausmann, Gründer und Geschäftsführer der Bahnagentur. Da Gleisnost nur Bahn- und ÖV-Tickets verkauft, kommt die Frage nach dem Flugticket gar nicht erst auf. Dienstreisen per Flug, Hauptquelle für unnötige CO2-Emissionen, werden damit von vorneherein vermieden.
Vermeiden, verlagern, ausgleichen
Die Faustregel für Nachhaltigkeit bei Dienstreisen ist einfach: vermeiden, verlagern, ausgleichen. Das heißt: Nicht jede Reise ist wirklich notwenig, um den Arbeitserfolg zu sichern. Zwar weiß man inzwischen, dass der persönliche Kontakt deutlich wichtiger ist, als zu Hochzeiten der Telekommunikation angenommen. Dennoch müssen beispielsweise nicht immer alle am Projekt beteiligten Mitarbeitenden an allen Meetings außer Haus teilnehmen. Da kann auch mal Delegieren und Berichten eine Lösung sein. Mehrere Reisen konzentrieren und die Zeit vor Ort nutzen, um möglichst viele Partner*innen zu treffen: Wer häufig unterwegs ist, macht das schon aus eigenem Interesse.
Wenn eine Reise nicht zu vermeiden ist, stellt sich die Frage nach dem richtigen Verkehrsmittel. Bus und Bahn sind – was CO2-Emissionen angeht – deutlich besser als Pkw oder Flug. Außerdem hat die Bahn den großen Vorteil, dass man die Fahrtzeit auch als Arbeitszeit nutzen kann.
Wenn es doch mal der Flug sein muss, weil ein Termin sonst nicht erreichbar wäre oder die Distanz zu groß wird, können Firmen die Flüge per CO2-Kompensation ausgleichen. Dafür gibt es Firmen wie atmosfair, die die Ausgleichsprojekte nach hohen international anerkannten Standards auswählen. Die deutsche Bundesregierung beispielsweise hat beschlossen, alle ihre Dienstreisen zu kompensieren.
Hotel mit Bedacht wählen
Travelmanager mögen es nicht, wenn die Reisebuchung zu individuell wird. Daher arbeiten sie gerne mit großen Hotelketten oder mit einer kleinen Auswahl an Anbieter*innen vor Ort. Inzwischen gibt es Hotelketten, die auf Nachhaltigkeit achten und sich das auch zertifizieren lassen. Travelmanager sollten sich über solche Ketten informieren und mit der Geschäftsführung vereinbaren, ob sie nachhaltige Unterkünfte bevorzugen dürfen – auch wenn diese mal ein paar Euro pro Nacht mehr kosten.